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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Merkwürdig . Sie hatte geglaubt, dass diese Prozesse schon vor Jahren auf digitale Verfahren umgestellt worden waren.
    Einige Augenblicke später blieb die Empfangsdame vor einer Tür stehen. Auf einem gravierten Schild stand zu lesen: Jacob Finklestein, stellvertretender Geschäftsführer .
    Dana schüttelte missbilligend den Kopf. Offensichtlich hatte Jacob Finklestein, der stellvertretende Geschäftsführer, keine Kosten und Mühen gescheut, um sich eine gravierte Plakette anfertigen zu lassen, noch bevor das »stellvertretend« aus seinem Titel gestrichen worden war. Dana kannte die Sorte nur zu gut. Es gab sie überall im Land. Allein beim FBI liefen Dutzende davon herum.
    Die junge Frau drehte sich zu Dana und Brown um. »Lassen Sie mich nur eben reingehen und nachsehen, ob Mr. Finklestein Zeit hat. Er mag es nämlich nicht, gestört zu werden, wenn seine Bürotür geschlossen ist«, erklärte sie. »Das ist eine seiner Regeln.«
    Dana verdrehte die Augen und warf einen Seitenblick zu Brown, der die Schultern zuckte. Dana hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass es nur eine von Jacob Finklesteins vielen, vielen Regeln war.
    Dana und Brown warteten vor dem Büro, während die Empfangsdame behutsam anklopfte und eintrat. Die darauf folgende Unterhaltung, die durch die halb offene Tür nach draußen drang, war trotz des Lärms der Maschinen deutlich zu verstehen.
    »Was ist, Shelley?«, erkundigte sich ein Mann mit hoher, nasaler Stimme. »Ich bin beschäftigt. Sie wissen doch, dass Sie eine Gegensprechanlage auf Ihrem Schreibtisch haben, die direkt mit der Gegensprechanlage auf meinem Schreibtisch verbunden ist, oder? Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen erst kürzlich erklärt habe, wie sie funktioniert?«
    Die Rezeptionistin klang nervös, was Dana aus irgendeinem Grund verärgerte. Aber was verärgerte sie dieser Tage eigentlich nicht ? »Es tut mir leid, Mr. Finklestein«, sagte die junge Frau. »Ich … ich hatte es vergessen. Aber egal, da draußen sind Cops, die Sie sprechen wollen. Sie sagen, sie brauchen Informationen über ein Foto.«
    »Cops?«
    »Ich weiß nicht … keine Ahnung. Die Frau hat ein Abzeichen.«
    »Tragen sie Uniform?«
    »Nein, ich … keine Ahnung.«
    »Shelley! Tragen sie Uniform?«
    Dana biss die Zähne zusammen und spürte erneut Verärgerung in sich aufsteigen. Sie hatte genug gehört. Sie verabscheute Tyrannen, die ihre Untergebenen drangsalierten. Als sie die Tür zu Mr. Finklesteins Büro weit aufstieß, war sie bereit, dem stellvertretenden Geschäftsführer entschieden die Meinung zu sagen – und stellte stattdessen fest, dass sie plötzlich an sich halten musste, um nicht laut aufzulachen.
    Finklesteins dicke Hornbrille balancierte am Ende einer langen, schmalen Nase und drohte jeden Moment herunterzufallen. Er trug ein kurzärmeliges weißes Hemd mit einem Einstecketui in der Brusttasche, vollgestopft mit Stiften und Kugelschreibern. Das Hemd war bis obenhin zugeknöpft, selbst die Kragenklappen waren mit Knöpfen gesichert, als könnten sie sich sonst in einem unbeobachteten Augenblick selbstständig machen und flügelschlagend davonflattern. Um den dürren Hals hing eine dicke schwarze Krawatte, die irgendwann Ende der 1970er-Jahre außer Mode gekommen war.
    Finklestein war von vorn bis hinten größtenteils kahl, aber der störrische Kranz roter Haare sah lang genug aus, um über die kahle Mitte gekämmt zu werden, sollte der Mann je beschließen, diesen Weg einzuschlagen. Trotz seiner sitzenden Position hinter dem riesigen Schreibtisch konnte Dana sehen, dass er nicht größer war als sie selbst.
    Sie holte rasch Luft und fasste sich. Finklestein war offensichtlich ein Arschloch, allerdings hatte ihn das Leben auch nicht gerade gesegnet. Der Ärger, den sie darüber verspürt hatte, wie er mit seiner Rezeptionistin umging, versiegte augenblicklich. Dana wollte selbst keine Tyrannin sein.
    Sie zog erneut ihre Marke aus der Tasche, rückte weiter in das Büro des stellvertretenden Geschäftsführers vor und klappte das Etui auf, während Brown hinter ihr eintrat. »Ich bin Agent Whitestone«, stellte sie sich vor, dann drehte sie sich um und deutete auf Brown. »Das ist mein Partner, Agent Brown. Bitte verzeihen Sie, dass wir unangemeldet hereinplatzen, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ein paar Minuten Ihrer Zeit für uns erübrigen könnten.«
    Finklestein erhob sich hinter seinem Schreibtisch und nickte der Rezeptionistin zu. »Danke, Shelley«, sagte

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