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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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er. »Das wäre für den Moment alles.«
    Die junge Frau verließ das Büro und schloss hinter sich die Tür. Als sie gegangen war, sah Finklestein Dana und Brown unter hochgezogenen Augenbrauen hervor an, während er die kleinen Hände auf dem geradezu grotesk überdimensionierten Schreibtisch ausbreitete wie Napoleon, der sein riesiges Reich in Augenschein nahm – in diesem Fall ein vollgestopftes Büro im hinteren Teil einer Fotoentwicklungsfirma, mit leeren Kartons, die sich in einer Ecke bis unter die Decke stapelten.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«, fragte er. »Ich bin übrigens Jacob Finklestein. Stellvertretender Geschäftsführer.«
    Dana unterdrückte ein Grinsen und reichte Finklestein den Asservatenbeutel mit dem Foto des Jungen darin. »Bitte fassen Sie das Bild nicht direkt an«, sagte sie. »Auch nicht durch den Beutel hindurch.« Falls es Fingerabdrücke auf dem Foto gab, wollte sie nicht, dass Finklestein sie unabsichtlich verschmierte. »Können Sie uns etwas über dieses Foto verraten? Irgendetwas?«
    »Beispielsweise?«
    »Wo es aufgenommen wurde, wo es entwickelt wurde … irgendetwas.«
    Finklestein schob die schwere Brille auf dem Nasenrücken nach oben und hielt sich den Beutel fünf Zentimeter vor die Augen. Er studierte das Foto eingehend. »Es ist ein Plimpton-Modell«, verkündete er schließlich, als wüsste nur ein völliger Idiot nicht, was das bedeutete.
    »Was ist ein Plimpton-Modell?«, erkundigte sich Brown, ohne auf den Tonfall des Managers einzugehen.
    Finklestein schaute von dem Beutel auf und rückte die Brille abermals hoch. Dana wünschte, sie hätte einen kleinen Schraubenzieher dabei, den sie ihm leihen konnte. Wahrscheinlich verbrachte Finklestein den halben Tag damit, seine Brille zurechtzurücken. »Das Plimpton-Modell war ein Herstellungsprozess, den wir früher benutzt haben«, erklärte er. »Damals, als wir mit einer Möglichkeit experimentierten, sämtliche Fotos zu katalogisieren, die wir machten. Wir wollten so etwas wie das McDonald’s-System aufziehen. Sie wissen schon, fünfundfünfzig Millionen Kunden täglich und so.«
    Danas Herz pochte wild in ihrer Brust. Das konnte sich als der große Durchbruch erweisen, auf den sie gewartet hatten! »Sie haben sämtliche Bilder katalogisiert ?«, fragte sie atemlos. »Wie?« Die meisten Firmen katalogisierten ihre Arbeit, das wusste sie, nur hatte sie bis zu diesem Augenblick nicht daran gedacht.
    Finklestein schwenkte eine Hand durch die Luft und gebärdete sich weiter wie der aufgeblasene Besserwisser, als den ihn Dana einschätzte. Er benutzte die andere Hand, um ihr das Foto des Jungen zurückzugeben, und Dana bemerkte, dass seine Fingernägel bis auf das Nagelbett abgekaut waren. Wahrscheinlich war er ein nervöses, nägelkauendes Wrack, wann immer er sich außer Sichtweite seiner Untergebenen hinter seiner geschlossenen Tür verbarrikadierte – schicke Plakette hin oder her. »Wir haben sie nach Datum, Schule, Distrikt und so weiter katalogisiert«, erklärte Finklestein.
    »Und wo bewahren Sie die Aufzeichnungen auf?«, fragte Brown. »Wir müssen einen Blick darauf werfen.«
    Das Kribbeln in Danas Brust verstärkte sich. Wenn alles gut für sie liefe, könnten sie den Jungen vielleicht durch einfaches Drücken einiger Tasten an einem Computer identifizieren! Sowohl das Bild des Jungen als auch Informationen über seine Schule würden sich in der Datenbank befinden. Danach wäre es nur noch eine Frage von Zeit und Laufarbeit, bis sie den Schachbrett-Mörder endlich schnappen und an das nächstbeste Kreuz nageln konnten.
    »Aufzeichnungen?«, entgegnete Finklestein und durchbrach damit Danas Gedanken. »Was für Aufzeichnungen?«
    »Die Daten«, sagte Dana und runzelte angesichts der Frage die Stirn. »Wenn Sie das Foto zu einem bestimmten Schuldistrikt zurückverfolgen können, wäre das eine riesige Hilfe für uns!« Sie hielt den Asservatenbeutel hoch. Das zahnlose Grinsen des Jungen auf dem Foto darin brach ihr fast das Herz. »Das Leben dieses Kindes könnte in Gefahr sein, Mr. Finklestein.«    
    Finklestein schüttelte die ganze Zeit den Kopf, während Dana redete. »Zurückverfolgen?«, sagte er nun. »Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Das können wir nicht. Wir haben das Plimpton-Modell vor fünf Jahren aufgegeben, Agent Whitestone. Und wir haben sämtliche Aufzeichnungen vernichtet. Es wurde nicht nur zu einem Datenschutzproblem, es war auch viel zu viel Arbeit und den Aufwand

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