Sieh dich um: Thriller (German Edition)
wütender auf seinen Vater.
Don Yuntz bemerkte den Blick seines Sohnes und stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Sie verträgt so gut wie nichts, aber sie hat einen verdammt geilen Arsch, was? Ein neueres Modell eben. Ohne deiner Mutter zu nahe treten zu wollen.«
Jack erwiderte nichts.
»Vermutlich bist du noch zu jung, um solche Dinge zu schätzen«, brummte sein Vater. »Keine Sorge, Junge, das kommt schon noch.« Der alte Mann verstummte kurz, dann stieß er einen weiteren Rülpser aus. »Na ja, egal. Setz dich, Junge. Mach dir Platz auf dem Sofa, ja? Ich muss mir ein neues Bier holen.«
Jack tat, wie ihm geheißen, während sein Vater in der Küche verschwand. Einen Moment später hörte er, wie der Alte eine weitere Dose Pabst-Bier aufriss. Jack schob einen schmutzigen Slip der Freundin seines Vaters beiseite – ein schwarzes Tangahöschen, das aussah, als hätte es seit Monaten keine Waschmaschine mehr von innen gesehen –, dann setzte er sich auf das Sofa, sank in die Polster und legte sein Schachbuch neben sich. Er atmete mehrmals tief durch und versuchte, den übelkeiterregenden Gestank zu ignorieren, der in der gesamten Wohnung hing. Nur noch ein klein wenig länger, und er könnte alles wieder in Ordnung bringen. Danach würde alles nach Rosen duften.
Auf dem Rückweg aus der Küche zog Don Yuntz endlich die Schlafzimmertür zu und nahm Jack damit die Aussicht. Der Alte hatte mit seiner Einschätzung von Jacks Interesse an seiner neuen Tussi völlig danebengelegen. Jack war durchaus alt genug, um den Anblick eines hübschen Hinterns und feiner Titten zu schätzen. Er war vierzehn, Herrgott noch mal! Welcher Vierzehnjährige bei klarem Verstand interessierte sich nicht für scharfe Möpse und Hinterteile? Und die Freundin von Jacks Vater hatte beides zu bieten.
Doch Jack war nicht wegen eines billigen Vergnügens hergekommen, weit gefehlt. Nein, er war auf etwas wesentlich Kostspieligeres aus. Die Sorte Vergnügen, die man nicht zurückgeben konnte, nachdem man sie mit einem Stück der eigenen Seele von einer unsichtbaren Gottheit gekauft hatte.
Don Yuntz ließ sich in den Fernsehsessel gegenüber von Jack sinken, trank einen ausgiebigen Schluck von seinem frischen Bier und leerte dabei die halbe Dose. Er betätigte den Hebel des klapprigen Sessels, legte die nackten Füße auf die Fußstütze und spreizte die haarigen Beine. »Also, hast du emotionale Probleme, weil deine Mutter tot ist oder so? Brauchst du jemanden, um drüber zu reden oder was?« Was für ein mitfühlender Mensch sein Vater doch war.
Jack schloss die Augen und lenkte die Wut, die in ihm aufstieg, in seine Hände, die er an den Seiten zu Fäusten ballte und wieder öffnete, bis sie taub wurden. Er atmete tief durch und zwang sich, ruhig zu bleiben. Es gab hier absolut nichts, was ihn überraschen konnte. Nichts, das er nicht erwartet hätte. Jack hatte von Anfang an gewusst – seit ihm zum ersten Mal der Gedanke gekommen war, seinen Vater aus Rache für das zu töten, was seiner armen Mutter widerfahren war –, dass dieser Teil wahrscheinlich schwerer werden würde, als den verdammten Bastard kaltblütig zu ermorden.
Stopp, Korrektur. Kalt blütigkeit hatte nicht das Geringste damit zu tun. Weit gefehlt. Jack hegte keinen Zweifel daran, dass sich das Blut seines Vaters als sehr warm erweisen würde, regelrecht heiß . Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Er rollte den Kopf auf den schmerzenden Schultern und spürte, wie ein Teil der Anspannung nachließ, die seine Muskeln verknotete. Gut. So war es schon besser. Er wusste, dass er entspannt bleiben und die Sache auf die richtige Weise angehen musste, ganz gleich, wie schwer es ihm fallen mochte.
Erstes Mal hin, erstes Mal her, er musste die Tat professionell verüben.
»Also, brauchst du jemanden zum Reden oder was?«
Die Stimme seines Vaters holte Jack in die Gegenwart und das Wohnzimmer zurück. Obwohl Smalltalk mit Don Yuntz das Letzte war, wofür sich Jack im Augenblick erwärmen konnte, schluckte er seinen aufsteigenden Widerwillen hinunter und zwang sich, mitzumachen. Es war ein notwendiges Übel. Schließlich wusste jedes Kind, dass der Schlüssel zur Entwaffnung von Egomanen wie seinem Vater darin bestand, sie einzulullen, ihren dummen Stolz zu befriedigen. Und Don Yuntz hatte reichlich dummen Stolz, den es zu befriedigen galt, so viel stand fest. So war es immer gewesen, und so würde es immer sein. Es war eines seiner Markenzeichen, eine
Weitere Kostenlose Bücher