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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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niedergeschossen worden war, noch am Leben, doch es stand auf Messers Schneide. Don Yuntz würde nicht annähernd so viel Glück haben.
    Jack streckte erneut den Nacken, dann holte er die Schlaftabletten aus der Tasche, die er eine Stunde zuvor im Gemischtwarenladen gekauft hatte, und drückte rasch fünf der weißen Pillen aus ihrer Folie. Das sollte reichen, um das großmäulige Arschloch ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen.
    Bei den Schlaftabletten handelte es sich um Kapseln mit winzigen bunten Kügelchen im Innern. Jack zupfte die Kapseln auseinander und schüttete den Inhalt auf die Arbeitsfläche. Dann riss er den Deckel der Bierdose auf, was ein lautes zischendes Geräusch nach sich zog. Er schrak zusammen.
    Sein Herz drohte auszusetzen. Er schüttelte den Kopf und atmete tief durch, um Sauerstoff in seinen Kreislauf zu pumpen. Nach und nach merkte er, wie die Benommenheit schwand und alle fünf Sinne schärfer wurden. Zuverlässiger. Genauer. Mehr im Einklang mit der Welt ringsum. Fast so, als wüssten sie, dass sich Jack auf den wichtigsten Augenblick in seinem bisherigen kurzen Leben vorbereitete. Ganz zu schweigen vom letzten Augenblick in Don Yuntz’ Leben – einem wertlosen, miserablen Leben, das schon viel zu lange gedauert hatte.
    Mit dem kleinen Finger schob Jack die Kügelchen in die hufeisenförmige Öffnung der Bierdose und steckte die leeren Kapseln in die Hosentasche, bevor er das Bier ein wenig schwenkte, um das Schlafmittel aufzulösen.
    »Was zum Teufel machst du so lange, Junge?«, rief sein Vater aus dem Wohnzimmer. »Beeil dich gefälligst mit dem verdammten Bier! Ich bin am Verdursten!«
    Beim dröhnenden Klang der Stimme seines Vaters schoss Adrenalin in Jacks Kreislauf, und er zuckte zusammen. Bier schwappte aus der Dose und über Jacks Hand. Er biss die Zähne zusammen, bis seine Kiefer schmerzten. Dafür würde das Arschloch bezahlen. Nur noch ein klein wenig länger, und alles würde wieder in Ordnung gebracht. Und Don Yuntz würde nie wieder einen Menschen so anbrüllen.
    So ruhig er konnte, kehrte Jack ins Wohnzimmer zurück und reichte seinem Vater das Bier, obwohl er am liebsten die Schere aus der Tasche gezogen und dem verdammten Dreckskerl gleich an Ort und Stelle die Kehle durchgeschnitten hätte. Nichts auf der Welt wäre befriedigender gewesen. Doch Jack wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Noch nicht. Nur noch ein klein wenig länger .
    Der alte Mann schaute zu ihm auf und schnaubte, als er das Bier entgegennahm. »Wurde auch langsam Zeit. Was zum Teufel hast du so lange in der Küche gemacht?«
    Jack zuckte die Schultern, ging zum Sofa und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Schließlich legte er auch den Mantel ab, den er die ganze Zeit über den Schultern getragen hatte. Für das, was als Nächstes kommen würde, brauchte er volle Bewegungsfreiheit. »Ich musste die leeren Kartons zerkleinern«, gab er zurück. »Du hast selbst gesagt, ich soll es ordentlich machen. Das hab ich getan.«
    Don Yuntz verdrehte die Augen und hob das frische Bier an die Lippen. Er trank mehrere große Schlucke und verzog wegen des Geschmacks das Gesicht. Er hielt die Dose hoch, betrachtete das Etikett und drehte das Handgelenk dabei langsam gegen den Uhrzeigersinn, um die Inhaltsstoffe zu lesen. »Schmeckt beschissen. Aber so ist das wohl, wenn man den billigen Kram kauft, was?«
    »Wird wohl so sein.«
    Danach saßen Jack und sein Vater einfach da und sahen fern, ohne zu reden. Jack war ausgesprochen dankbar für die Pause, so kurz sie auch dauern mochte. Für die herrliche mentale Erleichterung. Denn er war ziemlich sicher, wenn er sich nur noch eine der hirnverbrannten Weisheiten seines Alten über die Welt anhören müsste, würde er sich gleich noch selbst die Kehle aufschlitzen, bevor die Nacht zu Ende wäre. Das wäre wahrscheinlich erheblich schmerzloser.
    Als die Nachrichten zwanzig Minuten später letztlich endeten und der Vorspann von CSI: Miami über den Bildschirm lief – diesmal setzten die Ermittler ihre übernatürlichen forensischen Fähigkeiten für die Jagd auf einen Serienkiller ein, der dafür berüchtigt war, es auf die Kinder bekannter Politiker abgesehen zu haben –, warf Jack einen Seitenblick zum Sessel und stellte fest, dass Don Yuntz völlig weggetreten war. Mit dem Kopf im Nacken saß er da und schnarchte leise vor sich hin, den Mund weit offen.
    Perfekt.
    Jack erhob sich mit zitternden Knien und spähte hastig ins

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