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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Flur stehen sah, zeugte von einer Mischung aus Überraschung und Desinteresse.
    »Hallo, Sohn«, sagte Don Yuntz und kratzte sich am ungepflegten Dreitagebart, während er den Rest einer Dose Pabst Blue Ribbon leerte, bevor er das dünne Aluminium in der Hand zusammenknüllte – charakteristisch für ihn, wenn er gebechert hatte. Jacks Vater trug nur einen vorne offenen weißen Bademantel und Boxershorts, die er ihrem Aussehen nach irgendwann Anfang der 1980er gekauft hatte. Er war schon immer ein Klamottenmuffel gewesen, der sich in seinem ganzen Leben nie einen Dreck um sein Erscheinungsbild geschert hatte. »Ich nehme an, du hast das von deiner Mutter gehört?«, fragte er.
    Jack nickte. »Ja.«
    »Haben die Cops es dir erzählt?«
    »M-hm«, log Jack. »Und in der Zeitung hat es auch gestanden.«
    Don Yuntz schüttelte voll gekünstelter Trauer den Kopf. Eine schauspielerische Leistung, die diesem Arschloch glatt einen Emmy eingebracht hätte. »Ja. Die verdammten Cops haben sich nicht mal die Mühe gemacht, herzukommen und mit mir zu reden«, verriet Don Yuntz, während er sich weiter mit nikotinfleckigen Fingern den Dreitagebart kratzte. »Schätze, sie haben keine Ahnung, dass deine Mutter und ich je zusammen waren, weil wir nie geheiratet haben. Heute hab ich in den Nachrichten was über ihren Tod gesehen, aber ich renne diesen Bullenschweinen nicht nach. Wenn sie mit mir reden wollen, dann sollen sie zu mir kommen. Ich mache nicht ihre Arbeit für sie. Und es ist ’ne gottverdammte Schande. Ich hab diese Frau immer geliebt. Dieser beschissene Serienmörder. Ist dieser Mist zu glauben? Was für ein beschissener Weg, abzutreten, was?«
    Jacks Ohren klingelten, während er versuchte, die Hände ruhig zu halten. Es war nicht einfach. Sie zitterten unkontrolliert vor Angst und Erwartung, und einen Moment lang fürchtete er, sein Vater könnte die Schere in seiner Gesäßtasche klappern hören. Andererseits war Don Yuntz vermutlich viel zu betrunken, um es zu bemerken. Manche Dinge änderten sich nie. Und Gott sei Dank schien der alte Mistkerl die Sonderausgabe mit Jacks Erstklässlerfoto auf der Titelseite noch nicht gesehen zu haben. Ein glücklicher Umstand, daran bestand kein Zweifel.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte Jack.
    Sein Vater trat beiseite und machte eine ausholende Bewegung mit der freien Hand, wobei er einen leisen Rülpser ausstieß und den unangenehmen Geruch in Jacks Richtung blies. »Aber ja doch. Komm rein, Junge. Fühl dich wie zu Hause. Mi casa es su casa. «
    Jack rümpfte angesichts des widerlichen Gestanks die Nase und schob sich an seinem Vater vorbei in die Wohnung. Das neue Quartier seines Vaters glich, gelinde ausgedrückt, einem einzigen Chaos. Und das war noch freundlich ausgedrückt. Aber was wollte man von jemandem erwarten, der seine Partnerin verlassen hatte, mit der er sechzehn Jahre lang zusammen gewesen war – eine Frau, die ihm unter großen Entsagungen und auf Kosten des eigenen Körpers zwei Kinder geboren hatte – und sich stattdessen mit einer unterbelichteten Zweiundzwanzigjährigen herumtrieb, die zwar kein Hirn, dafür aber einen straffen Bauch und feste Titten besaß?
    Eine kleine Sammlung leerer Bierdosen – jede in der Mitte zusammengedrückt – stapelte sich neben einem gepolsterten Lehnsessel mit einem großen Riss in der linken Armlehne, aus dem weiße Baumwollflocken quollen. Das taubenblaue Sofa in der Mitte des Wohnzimmers präsentierte sich übersät mit jedem nur vorstellbaren häuslichen Gegenstand. Getragene Kleidungsstücke, leere Pappschachteln von Essenszustelldiensten, ein halber Becher Joghurt, in dem noch der Löffel steckte, alte Vogue -Magazine, sogar ein Pfannenheber aus Plastik mit angetrockneten Essensresten bedeckten jeden Quadratzentimeter der Sitzfläche.
    Der Gestank in der Wohnung war intensiv, überwältigend, eine Kombination aus kaltem Zigarettenrauch und – soweit Jack es beurteilen konnte – altem Käse.
    Er rückte mehrere Schritte ins Innere der Wohnung vor und sah nach links. Durch die offene Schlafzimmertür fünf Meter weiter erspähte er die neue Freundin seines Vaters. Sie schlief nur in einem knappen, weißen Höschen auf dem Bauch liegend auf der unbezogenen Matratze. Jack erhaschte einen Blick auf die Seite einer aufreizenden nackten Brust. Lange blonde Strähnen bedeckten die linke Seite ihres Gesichts, doch selbst das verbarg ihre unübersehbare Schönheit nicht. Ihr gutes Aussehen machte Jack nur noch

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