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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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erstickte, gurgelnde Laute.
    Dreißig Sekunden später war alles vorbei.
    Jack stand zitternd wie Espenlaub über seinem Vater. In seinen Ohren klingelte es, als würden unmittelbar neben seinem Kopf Becken zusammengeschlagen, die jedes andere Geräusch übertönten. Es war ein Geräusch, wie Jack es noch nie in seinem Leben gehört hatte. Und ganz gleich, wie sehr er sich bemühte, er vermochte nicht zu unterscheiden, was real war und was Einbildung. Alles war zu intensiv, zu kraftvoll.
    Dann jedoch setzte die Wirklichkeit ein. Heftig.
    Heilige Scheiße! Er hatte es tatsächlich getan! Er hatte das verdammte Arschloch tatsächlich umgebracht ! Die Rechnung war endlich beglichen. Nun musste Jack nur noch dafür sorgen, dass er nicht geschnappt würde. Und dazu brauchte er Mollys Hilfe. Er wusste, dass er auf seine kleine Schwester zählen konnte.
    Das Hochgefühl hielt immer noch an, als er in das Schlafzimmer seines Vaters ging. Seine Haut fühlte sich vom Rausch des Tötens an, als würde sie brennen, als würden orangefarbene Flammen über sie züngeln. Er sah hinunter auf die Freundin seines Vaters. Das dämliche Miststück schlief nach wie vor bäuchlings im Bett und hatte sich keinen Deut gerührt. Mehrere quälende Sekunden lang überlegte Jack, ob er sie ebenfalls töten sollte. Warum auch nicht? Die dumme Schlampe hatte den Tod für das, was Jacks armer Mutter widerfahren war, genauso sehr verdient wie der alte Drecksack. Dann jedoch schüttelte Jack den Kopf und entschied sich dagegen. So gern er diese wertlose kleine Nutte ausgelöscht hätte, sein Groll galt nicht ihr. Außerdem würde sie das Leben selbst noch früh genug bestrafen. Das tat es bei Huren wie ihr immer.
    Jack ging zum Kleiderschrank, schob die linke Türhälfte auf und fand die Habseligkeiten seines Vaters. Der Nike-Schuhkarton, in dem Don Yuntz seine Waffe aufbewahrte, lag nur halb versteckt unter einem Stapel gefalteter Wäsche. Jack griff hinein und zog den Karton mit zitternden Händen hervor, klappte den Deckel auf, nahm die Smith & Wesson heraus und steckte sie in seinen Hosenbund. Dann schob er den Karton an seinen angestammten Platz unter der Wäsche zurück und achtete darauf, dass der Schrank unberührt aussah.
    Das Herz pochte noch immer heftig in seiner Brust, als Jack zur Schlafzimmertür schlich und sich nach der Freundin seines Vaters umdrehte. Sie schlief unverändert. Sie hatte nichts mitbekommen von dem Massaker, das sich keine zehn Meter von ihr entfernt abgespielt hatte. Alles andere wäre ihr augenblickliches Todesurteil gewesen.
    Jack kehrte in den Flur zurück und schloss leise die Tür hinter sich, wobei er einen Blick zum Sessel im Wohnzimmer warf – einen weiteren Blick auf das, was er getan hatte, um den Moment für später zu bewahren, um ihn auszukosten .
    Doch sein Herzschlag stockte, als er sah, dass sein Vater nicht mehr dort war. »Was zum …«
    Die Worte waren noch nicht halb über seine Lippen, als sich plötzlich die Hände seines Vaters von hinten um seinen Hals legten und zudrückten. Scharfe Fingernägel gruben sich tief in Jacks Haut, und heißer Bieratem kitzelte an seinem linken Ohr. Aus Don Yuntz’ Kehle drang ein ersticktes Röcheln, als der alte Mann versuchte, ohne das Gaumenzäpfchen zu sprechen. »Vrdmtr Bstrd! Ich bng dch mm!« Verdammter Bastard! Ich bring dich um!
    Jack versuchte, ruhig zu bleiben, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Es war nicht einfach. Der Druck der Hände unterbrach den Blutfluss zu seinem Gehirn, und seine Sicht wurde an den Rändern bereits schwarz.
    Er wand sich mit aller Kraft, drehte sich herum, bis er seinen Vater ansah. Das glitschige Blut an Don Yuntz’ Händen sorgte dabei für die nötige Schmierung. Instinktiv riss Jack das rechte Knie hoch und erwischte den alten Mann genau zwischen den Beinen. Volltreffer.
    Don Yuntz stöhnte auf und lockerte den Griff um Jacks Hals. Er beugte sich vornüber, um sich in den Schritt zu fassen. Jack riss in einer fließenden Bewegung die blutige Schere aus der Gesäßtasche und stach damit zu. Er erwischte dieselbe Stelle im Hals seines Vaters wie zuvor, nur diesmal mit voller Wucht. Don Yuntz streckte die Hand nach den Plastikgriffen der Schere aus, dann brach er zusammen und begann, sich erneut zu verkrampfen, bevor seine zitternden Finger das scharfe Metall aus der Wunde ziehen konnten. Er zappelte wie ein gestrandeter Fisch auf dem blutigen Teppich und verschmierte den Boden und die Wände des Flurs mit hellrotem

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