Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Lattenzaun um ihr Haus, hätte sie diesen Weg eingeschlagen. Vielleicht sogar einen zottigen Hund, der zu ihren Füßen schlief, während sie den neuesten Thriller von James Patterson las, statt solche Geschichten Tag für Tag selbst zu erleben.
Nach den ersten vier Morden im Bobby-Fischer-Fall waren drei volle Wochen vergangen, und jeder hatte geglaubt, die blutige Serie sei zu Ende. Was sich als tragischer Irrtum herausgestellt hatte, als im folgenden Monat Allison Haverty tot aufgefunden worden war – mit einem Einschussloch im oberen linken Bereich des Hinterkopfs. Sie war nach einem sehr öffentlichen und sehr hässlichen Streit mit ihrem langjährigen Freund John Erickson auf dem Heimweg von einem Basketballspiel der New York Knicks im Madison Square Garden hinterrücks erschossen worden. Erickson hatte sie ihrer Meinung nach vor aller Augen gedemütigt, als er ihr während der Halbzeit auf dem großen Bildschirm einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Ted, Todd, Tim und Terry Thompson waren als Nächste an der Reihe gewesen. Die Thompson-Vierlinge waren am Neujahrstag 1972 geboren worden und aufgrund der seltenen Mehrfachentbindung zusammen mit ihrer Mutter landesweit in den Schlagzeilen gewesen. Die hartnäckigen Junggesellen hatten selbst im fortgeschrittenen Alter von achtunddreißig Jahren noch zusammen in einem heruntergekommenen Stadthaus am Allentown Drive gewohnt. Die Thompson-Vierlinge waren alle in derselben Nacht zu Hause im Schlaf erschossen worden, jeder mit einem Schuss in den Hinterkopf, wodurch sie zu den Opfern Nummer sechs, sieben, acht und neun der Serie wurden.
Ted Thompson hatte ein Einschussloch mitten im Hinterkopf, ähnlich der Schusswunde der Lehrerin und Nationalheldin Hannah Birkman. Todd Thompson war oben rechts in den Hinterkopf geschossen worden, Tim Thompson unten links, Terry Thompson unten rechts, und das war das Ende dieser entsetzlichen Mordserie gewesen: Man hatte am Tatort eine Schachbiografie mit dem Titel Bobby Fischer: Entwicklung eines Ausnahmetalents gefunden. Danach hatten die Morde des Schachbrett-Mörders eine Zeit lang einfach aufgehört. Erst im nächsten Monat hatte eine neue Serie eingesetzt, eine neue Partie ihren Lauf genommen.
Dana runzelte verwirrt die Stirn, während sie über den Fotos grübelte. Schließlich nahm sie einen Stift und Papier vom Hotel und skizzierte die Position der Schussverletzungen in den Köpfen der ersten vier Opfer. Dann wiederholte sie unmittelbar darunter den Vorgang für die nächsten fünf Morde, womit sie die Serie in zwei Hälften teilte, wie es der Killer getan hatte. Als sie mit den Skizzen fertig war, verband sie die Punkte in chronologischer Reihenfolge.
Sie atmete scharf ein, als Initialen sichtbar wurden.
SM
Dana blickte auf die Pantoffeln an ihren Füßen hinab und runzelte erneut die Stirn. Die Initialen dort – FH – standen eindeutig für Fontainebleau Hotel. Aber was bedeutete SM? Oder sah sie lediglich etwas, das es in Wirklichkeit gar nicht gab? War es nur wieder ihrer ausgeprägten Fantasie zuzuschreiben, oder konnte sie tatsächlich über einen wichtigen Hinweis gestolpert sein, nachdem sie so lange im Dunkeln getappt hatten? Bevor sich Dana weiter mit dem Rätsel beschäftigen konnte, summte ihr Mobiltelefon auf der Bank mit dem riesigen Fünfundfünfzig-Zoll-Flachbildfernseher von Vizio.
Dana erhob sich und ging zu ihrem altmodischen Motorola. Sie ergriff es, klappte es auf und hielt es an ihr Ohr. »Hallo?«
Eine weibliche Stimme meldete sich. »Agent Whitestone?«
»Ja, am Apparat.«
Die Frau räusperte sich. »Tut mir leid, wenn ich störe, Ma’am, mein Name ist Angela Slater. Ich bin Detective beim NYPD. Haben Sie einen Moment Zeit?«
Dana schloss die Augen. Im Hintergrund hörte sie einen Mann mit einer absurd tiefen Stimme Anweisungen darüber erteilen, wie ein Mordschauplatz zu behandeln war. »Natürlich«, sagte Dana. »Worum geht’s?«
Detective Slater stieß hörbar die Luft aus. »Nun, wie ich schon sagte, es tut mir aufrichtig leid, wenn ich störe, aber man hat mir gesagt, dass Sie die Kontaktperson für jeden möglichen Mord des Schachbrett-Mörders sind. Ist das richtig?«
Dana drehte sich der Magen um. »Ja, ist es. Was ist passiert?«
Slater senkte die Stimme. »Ich denke, Ma’am, wir haben ein weiteres Opfer für Sie.«
Unvermittelt verspürte Dana den überwältigenden Drang, zu weinen. Hörte es denn nie auf? »Wie kommen Sie darauf?«, fragte sie.
»Wir haben ein Opfer
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