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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Stichwort durch, und Jack hatte sie dafür nicht mal vorbereiten müssen. Die Ablenkung erwies sich als ausreichend, um die Aufmerksamkeit der beiden Bundesbeamten von Jack abzulenken, was ein glücklicher Umstand für alle Beteiligten war.
    Es dauerte über eine Stunde, nachdem die FBI-Agenten gegangen waren, bis sich Molly wieder ein wenig beruhigte. Sie hob den Kopf und sah ihn mit tränennassen Augen an. »Sind wir denn in Sicherheit, Jack?«, fragte sie ihn.
    Er lächelte seine kleine Schwester liebevoll an, setzte sich neben sie aufs Bett, legte einen tröstenden Arm um ihre Schulter und spielte tadellos den besorgten großen Bruder. Es war nicht weiter schwer – schließlich hing er ja wirklich sehr an Molly. Das Leben war beschissen, und es brachte ihn zur Weißglut, dass ihr so wehgetan worden war. Aber er würde dafür sorgen, dass es besser wurde. »Natürlich sind wir in Sicherheit, Dummerchen«, versicherte er Molly. »Hast du nicht gehört, was sie gesagt haben? Sie bewachen unser Haus rund um die Uhr, sodass wir hier drin sicherer sind, als es irgendjemand sonst auf der Welt ist.«
    Molly schniefte leise und schnäuzte sich laut in ein bereits tränennasses Taschentuch. »Können wir morgen in den Park gehen und Schach spielen?«, fragte sie.
    Jack lächelte sie abermals an. »Ich denke nicht. Wir können in den Park, aber nicht, um Schach zu spielen. Was hältst du davon, wenn wir stattdessen einfach ein wenig schaukeln? Wie früher mit Mami?«
    Molly schaute zu ihm auf und wiegte ihren Teddybären in den dünnen Ärmchen. »Warum willst du denn nicht Schach spielen?«
    Jack zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Es macht mir wohl keinen Spaß mehr. Ich habe mich zur Ruhe gesetzt.«
    »Heißt das, du willst nie wieder Schach spielen?«, hakte Molly erstaunt nach.
    »Genau. Nie wieder.«
    »Versprochen?«
    Jack sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ja, versprochen. Warum?«
    »Schwörst du bei Gott?«
    Er studierte das Gesicht seiner kleinen Schwester. Irgendetwas in ihren Augen hatte sich verändert. Als wüsste sie etwas, das er nicht wusste. Durch seinen Magen ging ein nervöses Flattern. »Ja, sicher«, beteuerte er. »Was soll das überhaupt? Warum bist du so verdammt scharf darauf, dass ich nie wieder Schach spiele?«
    Molly sah ihn unverwandt an. Ihre strahlend blauen Augen brannten förmlich ein Loch in ihn. »Versprich mir einfach, dass du nie wieder Schach spielen wirst, Jack.«
    Jack warf die Hände hoch und stand auf. Er marschierte im Zimmer auf und ab. »Also gut, Molly«, sagte er schließlich. »Ich verspreche es. Ich schwöre bei Gott, ich spiele nie wieder Schach. Fühlst du dich jetzt besser?«
    Molly rollte sich auf ihrem Bett zusammen und fummelte an der rosa Schleife im Fell ihres Teddys. »Ich möchte doch nur, dass du in Sicherheit bist, Jack«, sagte sie, als sie wieder zu ihm aufsah. »Ich will dich nicht auch noch verlieren. Du bist jetzt alles, was ich noch habe.«
    Jacks Mund wurde trocken. Tränen füllten seine Augen. Ihre Worte trafen ihn unter der Gürtellinie und verschlugen ihm den Atem. Er blieb stehen und starrte sie an. »Ich bin in Sicherheit, Molly«, flüsterte er schließlich mit belegter Stimme. »Und ich werde immer dafür sorgen, dass du auch in Sicherheit bist.«
    Molly senkte den Blick und fummelte weiter an der Schleife ihres Teddys. Dann stieß sie den Atem aus. »Versprichst du das auch? Schwörst du Stein und Bein und bei deinem Leben? Schwörst du es?«
    Jack nickte. »Ja, Molly. Ich schwöre es bei Gott .«
    Und Jack meinte es ernst. Denn in diesem Augenblick hatte er seinen Glauben an den allmächtigen Schöpfer des Universums zurückgewonnen.
    Schließlich konnte nur Gott einen so wunderschönen und liebevollen Engel wie Molly erschaffen haben.

Vierter Teil
    GEGENZÜGE

»Wir können den Versuchungen des Opferns nicht widerstehen, denn die Leidenschaft für das Opfern liegt in der Natur eines jeden Spielers.«
    Rudolf Spielmann, österreichisch-jüdischer Schachgroßmeister und Schriftsteller, gestorben 1942
    21
    Donnerstag, 11:00 Uhr
    Edward J. O’Hara lehnte sich in seinem ausgesprochen gemütlichen Ledersessel zurück und schlug die Morgenausgabe der New York Times auf, während er leise eines seiner Lieblingslieder vor sich hin summte, You’ve Got To Hide Your Love Away von John Lennon.
    Er war ein großer Fan der Beatles, seit er als kleiner Junge zum ersten Mal It Won’t Be Long im Radio gehört hatte. Deshalb war er

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