Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Gesundheit zu achten. Seine Ärzte hatten ihn bereits auf vierzig Milligramm Lisinopril täglich eingestellt – die maximal zulässige Dosis –, allerdings nahm er das Zeug nicht gerne. Es verursachte ihm Sodbrennen. Genau, wie es ihm Sodbrennen verursachte, nicht zu bekommen, was er wollte.
O’Hara beugte sich erneut auf seinem Sitz vor und nahm den Hörer des antiken Telefons von der Gabel. Er brauchte irgendetwas gegen seine schlechte Stimmung wegen der morgendlichen Ereignisse. Zum Glück wusste er genau, was er dagegen unternehmen konnte.
Die einhundertfünfzig zusätzlichen Kistchen Behikes kosteten O’Hara fast achtzig Riesen, bis alles unter Dach und Fach war, doch er betrachtete das Geld als gut angelegt. Mittlerweile besaß er weit mehr als die Hälfte dieser speziellen Zigarren, die es weltweit gab – so, wie er es von Anfang an geplant hatte.
Aus irgendeinem Grund jedoch reichte der Ankauf der zusätzlichen Zigarren nicht, um O’Haras Verärgerung zu lindern. Eigenartig . Stirnrunzelnd nahm er den Hörer erneut von der Gabel. Hoffentlich würde sich der nächste Anruf als das erhoffte Wundermittel erweisen. Der Mann, den er anrief, täte besser daran, seinem Wunsch zu entsprechen. Sonst konnten die Dinge äußerst unangenehm werden.
Der Teilnehmer am anderen Ende meldete sich nach dem vierten Klingelton. »Hallo?«
»Sukiyama«, sagte O’Hara. »Ed O’Hara hier. Wie geht es Ihnen heute?«
Der asiatische Geschäftsmann schien überrascht vom Anruf seines Nachbarn zu sein. »Sehr gut, Mr. O’Hara, danke. Und Ihnen?«
O’Hara atmete hörbar aus. »Nicht gut, Sukiyama. Überhaupt nicht gut. Hören Sie, was muss ich tun, um Ihnen Lennons altes Apartment abzukaufen? Reden wir von Zahlen. Ich bin es leid, immer wieder um den heißen Brei herumzureden. Bringen wir die Sache hinter uns.«
Der asiatische Software-Tycoon räusperte sich, unverkennbar bestürzt vom brüsken Tonfall des Iren. »Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, Mr. O’Hara, die Wohnung steht derzeit nicht zum Verkauf. Vielleicht irgendwann in Zukunft, aber …«
O’Hara unterbrach ihn. »Zehn Millionen Dollar. Nehmen Sie sie oder lassen Sie es. Das ist mein allerletztes Angebot.«
Selbst für einen Multimillionär wie Ahiro Sukiyama – der sein Vermögen mit der Entwicklung eines Videospiels gemacht hatte, in dem ein kleiner italienischer Klempner durch ein nicht enden wollendes Labyrinth stapfte, um eine gekidnappte Prinzessin zu retten – war die Chance, in gerade mal vier Monaten einen Gewinn von hundert Prozent einzustreichen, zu verlockend, um sie auszuschlagen.
»Verkauft«, erwiderte Sukiyama. »Ich lasse meine Anwälte morgen früh Ihre Anwälte anrufen, um die Einzelheiten auszuhandeln.«
O’Hara nickte und klappte das Kästchen auf, das Michalovic ihm geschenkt hatte. Er knipste die Spitze einer Behike ab, zündete die Zigarre an und nahm einen tiefen Zug. Da er nunmehr den Löwenanteil der Zigarren sein Eigen nannte, bestand keine Notwendigkeit mehr, sparsam damit umzugehen. »Wunderbar, Ahiro«, gab O’Hara zurück. »Einen schönen Tag noch.«
»Ihnen auch, Mr. O’Hara. Es ist mir eine Freude, Geschäfte mit Ihnen zu machen.«
»Gleichfalls, Ahiro.«
Der letzte Anruf des Vormittags ging an die New York Times . Während eine Kuckucksuhr in der Ecke seines edlen Büros die Stunde schlug, übermittelte O’Hara eine Abfolge von Buchstaben und Zahlen an die Kleinanzeigenabteilung der altehrwürdigen Zeitung, um Michalovic darüber zu informieren, was er soeben in die Wege geleitet hatte. Fünf Minuten später legte er den Hörer auf und knackte zufrieden mit den Fingerknöcheln. So fühlte sich der Stand der Dinge schon viel besser an.
Jetzt bist du am Zug, Sergej , dachte er. Ich an deiner Stelle würde zusehen, dass es ein guter wird.
22
Samstag, 10:30 Uhr
Keine fünfzehn Minuten, nachdem Dana und Brown das Kinderzimmer von Jack und Molly Yuntz in Queens verlassen hatten, war der Anruf von Bill Krugman gekommen – der endgültige Gnadenstoß. Der Direktor hatte seine Drohung wahr gemacht und seinen Worten Taten folgen lassen. Mit der Entdeckung des Schachbuchs Schach für Dummies am jüngsten Tatort und der Leiche von Don Yuntz war das Maß voll gewesen, unabhängig davon, ob der oder die Killer nun zwei Partien auf einmal spielten oder nicht. Dana hatte auch keine Sekunde vermutet, Krugman könnte sein Ultimatum nicht todernst meinen. Halbherzigkeiten entsprachen einfach nicht seiner
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