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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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nach Michalovics Annonce ab. Auf halber Höhe der zweiten Seite fand er, wonach er Ausschau hielt, gleich neben einer geradezu lächerlich großen Anzeige für die neueste Broadway-Produktion von Cats .
    E. 302828206, 551 2 A 12/19016 4 A A 19. Ihr Zug. S.
    O’Hara grinste. Er las den Code so mühelos, wie ein Blinder Brailleschrift gelesen hätte. Wenngleich sonst niemand verstanden hätte, was er gerade betrachtete, ergab die Abfolge von Buchstaben und Zahlen für ihn perfekten Sinn.
    O’Hara faltete die Zeitung zusammen und dachte über seine Optionen nach. Im Endeffekt gab es nicht sonderlich viele, schließlich war die Zugfolge dieser Partie längst entschieden. Was jedoch keineswegs bedeutete, dass er nicht den einen oder anderen Schnörkel anbringen durfte, wenn ihm danach war. Wie es schien, hatte Michalovic mit dem Mord an Don Yuntz und der Ausgabe von Schach für Dummies , die er in der Wohnung des Mannes zurückgelassen hatte, genau das getan, also war es nur fair.
    Aber O’Haras Schnörkel musste noch warten. Erst, wenn die Zeit reif wäre, würde der Ire seinen unverhofften Zug ausführen und den Russen damit überrumpeln. Schließlich sollte es ein Überraschungsangriff werden, genau wie jener, der seinen Vater vor fast dreißig Jahren das Leben gekostet hatte.
    O’Hara lehnte sich auf seinem Sitz zurück und legte die Fingerspitzen vor seinem stattlichen Leib aneinander. Der Gegenzug, den er in dieser Partie ausführen würde, repräsentierte den ersten Zug der sizilianischen Verteidigung – die natürliche Reaktion auf einen Gegner, der wie Michalovic mit e4 eröffnet hatte.
    Die Sizilianische Verteidigung war bereits Ende des sechzehnten Jahrhunderts zum ersten Mal in Notizen der italienischen Schachspieler Gioachino Greco und Giulio Polerio schriftlich erwähnt worden und galt als aggressiv, was O’Haras Freude am Wettbewerb sehr entgegenkam. Und indem er seinen C-Bauern zwei Felder vorrückte, würde er die Kontrolle über Feld d4 erlangen und den Kampf um das Zentrum des Bretts eröffnen – wie es sein Vorgänger und Vorbild für diese Partie fünfzehn Jahre zuvor in Philadelphia getan hatte.
    O’Hara seufzte. Seiner Meinung nach hatte Schwarz im Schach zu Unrecht einen schlechten Ruf erlangt. Zugegeben, die meisten Experten stimmten darin überein, dass Weiß von Natur aus einen leichten Vorteil hatte – ein Unentschieden galt für Schwarz oft als Sieg, ein tatsächlicher Sieg als halbe Sensation –, doch O’Hara hatte sein Leben lang die Rolle des Außenseiters und Unterlegenen gespielt. Er war daran gewöhnt . Von Anfang an war er anderen hinterhergerannt, seit damals, als er den Geschäftspartnern seines Vaters mit dem Baseballschläger seine Verhandlungsposition verdeutlichen musste. Und wohin hatte es ihn geführt? Es ging ihm gut, tatsächlich so gut, dass er heute Verhandlungen um den Kauf der früheren Wohnung von John Lennon führen konnte.
    Mit anderen Worten: bestens.
    Abgesehen davon, leichter Nachteil oder nicht – sein Damenbauer würde ihm einen Feldvorteil über Michalovic verschaffen und die Grundlage für weitere Züge auf dieser Seite bilden. Es war also keineswegs so, als wären die Bedingungen ausschließlich schlecht.
    O’Hara beugte sich auf seinem Sessel vor und öffnete eine Schublade, um sein Notizbuch für die jüngste Partie hervorzuziehen. Er blätterte die Seiten durch, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Ein Maler und Anstreicher namens Jack Aaron, der für ihn arbeitete, wohnte im richtigen Block der Stadt. Ausgezeichnet. Zwei oder drei Anrufe sollten genügen.
    Eine halbe Stunde später war alles arrangiert. Nicht, dass es einfach gewesen wäre, nicht einmal annähernd. Sechs Anrufe waren nötig gewesen, um sicherzustellen, dass Aaron am nächsten Tag zwei Blocks südlich seiner Wohnung mit der Arbeit beginnen würde – ganz zu schweigen von zweitausend Dollar extra für den Mann. O’Hara verzog beim Gedanken an die zusätzlichen Kosten das Gesicht. Ihn als jemanden zu bezeichnen, der Ineffizienz und überbezahlte Arbeiter verabscheute, wäre eine kolossale Untertreibung gewesen.
    Er atmete tief durch, während er sich bemühte, seine Verärgerung unter Kontrolle zu bringen. Es war nicht einfach. Doch hoher Blutdruck war ein Fluch seiner Familie, ein tödlicher Fluch, der seinen Großvater im zarten Alter von gerade mal neununddreißig Jahren ereilt hatte. Mit inzwischen vierundsechzig musste O’Hara wirklich anfangen, auf seine

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