Sieh dich um: Thriller (German Edition)
mit einer Schere im Hals«, berichtete Slater. »Die Freundin des Mannes hat ausgesagt, sie hätte die ganze Nacht in der Wohnung geschlafen und nicht das Geringste gehört. Sie ist heute Morgen aufgewacht und fand ihren Freund tot vor der Schlafzimmertür. Ich denke, sie sagt die Wahrheit; sie ist vollkommen hysterisch, aber sie war diejenige, die uns angerufen hat. Und um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass sie clever genug ist, um sich das alles auszudenken, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Dana verzog das Gesicht. »Schon klar, Detective Slater, aber wie kommen Sie darauf, dass es sich um das Werk des Schachbrett-Mörders handeln könnte? Morde sind in dieser Stadt ja keine Seltenheit, oder?«
Slater lachte freudlos. »Nein. Da haben Sie leider nur zu recht. Aber wir haben am Tatort ein Buch auf dem Sofa gefunden. Schach für Dummies. Nach allem, was ich in der Zeitung gelesen habe, würde das perfekt zur Vorgehensweise des Killers passen, meinen Sie nicht?«
Dana stieß den Atem aus. Leider sah es tatsächlich danach aus, als hätte ihr Mann wieder zugeschlagen. »Wo sind Sie?«, fragte sie. »Ich komme sofort hin.«
»In der 18th Street«, antwortete Slater. »Wir werden gerade mit der Tatortuntersuchung fertig. Aber es wäre sinnlos, wenn Sie jetzt herkommen. Der Chief ist geil auf diesen Fall. Die Nachrichtenmedien sind bereits hier, und er will sich als große Nummer vor ihnen präsentieren. Seine Umfragewerte sinken, und er scheint zu glauben, das sei genau, was er braucht, um sie wieder hochzutreiben. Er hat die Jungs draußen angewiesen, niemanden von euch ohne Vollmacht reinzulassen. Wie dem auch sei, ich will nicht dick auftragen oder so, aber ich fürchte, ich habe noch mehr schlechte Neuigkeiten für Sie.«
Dana seufzte. Schlechte Nachrichten waren die einzigen Nachrichten, die sie in diesem Fall bislang bekommen hatten. Und es war alles andere als hilfreich, dass sich der Chef des NYPD ausgerechnet jetzt entschieden hatte, sein Territorium zu verteidigen. »Was?«, fragte Dana. »Was sind das für schlechte Neuigkeiten?«
»Der Name des Opfers lautet Don Yuntz, Ma’am. Er ist der Ex von Stephanie Mann, der ermordeten Frau, in deren Wohnung Sie und Ihr Partner waren. Verdammt beschissene Art, den nächsten Angehörigen zu finden, so viel steht fest.«
Danas Magen verknotete sich. »Großer Gott.«
»Ja«, antwortete Slater gedehnt. »Jedenfalls hat der Chief gesagt, etwas können Sie tun, wenn Sie wollen.«
»Und das wäre?«
Slater rief irgendjemandem am Tatort etwas zu, bevor sie sich wieder Dana zuwandte. »Sie können die Kinder von Mann und Yuntz informieren, wenn Sie wollen. Sie heißen Jack und Molly. Zurzeit wohnen sie bei Pflegeeltern. Wollen Sie die Adresse? Ich hab sie gleich hier.«
Dana ging zum Mahagonitisch zurück und nahm Stift und Block zur Hand. Sie blätterte auf eine neue Seite um, hielt den Stift bereit und klemmte sich den Hörer zwischen Wange und Schulter. Plötzlich verspürte sie einen heißen Adrenalinstoß, der ihren Kreislauf überschwemmte, und sie fragte sich, ob das Rätsel um das Foto des Jungen in der Biografie von Amos Burn damit gelöst sei. Es konnte sich um Stephanie Manns Sohn handeln. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. »Wie ist die Adresse?«, fragte sie.
Slater nannte ihr die Anschrift. »Ich habe die Pflegeeltern bereits angerufen, die wissen also Bescheid.«
Dana klappte das Telefon zu und warf es verärgert auf die Couch. Einen Augenblick lang stand sie kochend vor Wut da. Dann wurden ihre Knie weich, als sie an Bill Krugmans Worte vom Vortag zurückdachte. Noch ein einziger Toter, Agent Whitestone, und Sie und Brown sind Geschichte. Endgültig abgelöst. Ohne Wenn und Aber.
19
Zwanzig Minuten später traten Dana und Brown die kurze Fahrt zu den Pflegeeltern von Jack und Molly Yuntz in Queens an. Danas Haare waren noch feucht vom Duschen, als sie Brown über den verheerenden Anruf informierte, den sie kurz zuvor von Detective Angela Slater vom New York City Police Department erhalten hatte.
»Gütiger Himmel«, stieß Brown hervor, als sie fertig war. »Du glaubst also, unsere Killer spielen jetzt zwei Partien gleichzeitig?«
Dana schüttelte den Kopf. Sie ignorierte seine Anspielung darauf, dass es sich um zwei Killer handeln könnte. Obwohl es tatsächlich immer wahrscheinlicher zu werden schien, dass sie es mit mehr als einem Täter zu tun hatten, war sie noch nicht bereit, es als Tatsache zu akzeptieren. »Ich weiß es
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