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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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nächste Runde der Playoffs geworfen hatte. In Wirklichkeit jedoch war er nur noch ein heruntergekommener Schatten seiner selbst, ein Mann, der zusammen mit zwei anderen – ebenfalls drogensüchtigen – Kerlen in einer Ein-Zimmer-Wohnung im fünften Stock eines Hauses ohne Aufzug lebte. Nur ein weiteres von acht Millionen Schicksalen in der Stadt – so gut wie jedes davon erbärmlich.
    An diesem schönen Vormittag im April beschloss Ed O’Hara, dass die Zeit gekommen sei, Micah Brantley an seine neue, bescheidene Stellung im Leben zu erinnern. Irgendjemand musste es schließlich tun.
    Obwohl es fast elf Uhr vormittags war, als O’Hara die Nummer des ehemaligen Basketballprofis wählte, war Brantley alles andere als erfreut darüber, durch den Anruf geweckt zu werden. »Wer zum Teufel ist da?«, fauchte er in den Hörer. »Wer immer du bist, Bruder, wär besser für dich, einen verdammt guten Grund zu haben, mich anzurufen. Ich hab nämlich grade ein Nickerchen gemacht, klar?«
    O’Hara schloss die Augen. Sich mit verzogenen Sportlern herumzuschlagen entsprach nicht seiner Idealvorstellung davon, den Vormittag zu verbringen. Trotzdem versuchte er zunächst, nett zu sein. »Micah Brantley«, sagte er freundlich. »Mein Name ist Ed Montague. Ich war ein großer Fan von Ihnen, als Sie für die Knicks gespielt haben. Wahrscheinlich Ihr größter Fan überhaupt. Ein unglaubliches Spiel damals gegen die Bulls. Ich war dabei, wissen Sie? Ich hab Sie angefeuert, das ganze Spiel hindurch.«
    »Ed wer ?«
    »Montague«, wiederholte O’Hara.
    »Soll mir der Scheißname was sagen?«
    O’Hara wechselte den Tonfall. Zum Teufel mit der Höflichkeit. Er hatte keine Lust, sich von irgendjemandem beschimpfen zu lassen, schon gar nicht von einem heruntergekommenen Tier wie Brantley. »Sie sollten ihn sich besser merken, Micah«, grollte O’Hara und richtete sich auf seinem Sitz auf. Er spürte, wie sein Blutdruck stieg. »Immerhin bin ich der einzige Freund, den Sie noch haben. Meinen Namen zu kennen ist das Mindeste, was Sie tun können.«
    »Ja, klar. Wie Sie meinen«, schnaubte Brantley in den Hörer. »Was wollen Sie von mir?«
    O’Hara seufzte. Er war es schon jetzt leid, sich mit dem Kerl zu unterhalten. Deshalb verzichtete er auf jede weitere Einleitung und kam direkt zur Sache. »Ich möchte, dass Sie noch eine Entziehungskur machen, Micah. Diesmal wird es funktionieren, versprochen. Da ich der Besitzer der Klinik bin, in die Sie sich begeben, werde ich persönlich Ihre Fortschritte überwachen und selbst für die Kosten aufkommen. Das Ganze kostet Sie keinen Cent; Sie müssen sich keinerlei Gedanken um den finanziellen Aspekt der Angelegenheit machen.«
    Brantley lachte verbittert. »Wie kommen Sie darauf, dass ich Lust habe, noch einmal einen Entzug mitzumachen? Mir geht es auch so gut.«
    O’Hara verdrehte die Augen. Verleugnung war das erste Stadium der Sucht. Jeder wusste das. »Wie ich darauf komme, dass Sie Lust haben, noch einmal einen Entzug mitzumachen? Ich sage Ihnen, dass Sie Lust darauf haben, Micah. So einfach ist das.«
    »Leck mich.«
    O’Hara schüttelte den Kopf. Allmählich wurde es nervtötend. »Hören Sie mir jetzt sehr genau zu, Micah«, sagte er monoton. »Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage, und zwar genau dann, wann ich es Ihnen sage. Sie werden nicht ein Jota von meinen Anweisungen abweichen. Haben wir uns verstanden?«
    Etwas in O’Haras Tonfall musste Brantley davon überzeugt haben, dass der Ire kein Mann war, dessen Wünsche man missachtete oder dem man auf respektlose Weise widersprach, denn als er antwortete, klang er zwar immer noch kampflustig, aber entschieden gedämpfter. »Wieso um alles in der Welt sollte ich tun, was Sie mir sagen?«, fragte er unsicher. Seine Großmäuligkeit von vorhin war beinah völlig verschwunden.
    »Weil ich Ihr kleines Geheimnis kenne, Micah«, erwiderte O’Hara und setzte sein ahnungsloses Gegenüber in einem Zug schachmatt. »Ich weiß, was Sie getan haben, als Sie noch an der Syracuse University Basketball gespielt haben. Bevor Sie Profi wurden. Also werden Sie sich morgen gefälligst in meiner Entzugsklinik melden, oder ich wende mich mit den Details direkt an die Polizei. Es ist wirklich recht elementar. Verstehen Sie, was das Wort bedeutet, Micah?«
    Brantley stieß ein kurzes, jähes Schnauben aus, das klang, als hätte ihm jemand in den Bauch geboxt. »Aber ich hab überhaupt kein Geheimnis, Mann!«, protestierte er in kläglichem

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