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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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laufen hatten – nicht umgekehrt. »Ich gebe ohnehin meine gesamten Aufwandsentschädigungen an die Organisation zurück. Mir geht es nur um den armen kleinen Jungen. Wo genau wohnt er?«
    Michalovic räusperte sich und nannte Anna Baker die Adresse, an der genau die Umstände herrschten, die er ihr beschrieben hatte.
    »Das ist nur einen Block nördlich von hier«, stellte Baker fest. »Ich fahre sofort hin.«
    Michalovic nickte. »Ich danke Ihnen, Miss Baker. Sie sind ein wundervoller Mensch, dass Sie sich in Ihrer Freizeit so engagieren.«
    »Nein, nein, ich danke Ihnen, Mr. LeBlanc«, widersprach Anna Baker. »Genau für solche Dinge lebe ich.«
    Michalovic wartete, bis Baker aufgelegt hatte, bevor er antwortete. »Und genau für solche Dinge wirst du auch sterben, du dummes altes Miststück.«
    24
    Dreißig Minuten, nachdem sie ihre erste Überwachungsaktion des Tages abgeschlossen hatten, setzten sich Dana und Brown im Thai-Restaurant 35 in der Lispenard Street in Tribeca, Manhattan, an ihren Tisch.
    Dana ließ den Blick durch das Lokal schweifen. Typisch Tribeca. Die meisten der Gäste trugen lässige Geschäftskleidung. Polohemden und gebügelte beigefarbene Dockers für die Männer, leichte, blumengemusterte Sommerkleider für die Frauen. Garderobe, die wohl gewählt worden war, um das schizophrene Aprilwetter auszunutzen – die Temperaturen hatten erneut sechsundzwanzig Grad Celsius überschritten, und die Vorhersage kündigte für den Nachmittag noch höhere Temperaturen an.
    Das Restaurant selbst war elegant, aber nicht übertrieben und versnobt, was Dana zusagte. Sauber, effizient und diskret – genau wie die Gäste.
    Nachdem Dana mehrere Minuten lang in der Speisekarte vor- und zurückgeblättert hatte, entschied sie sich für den vegetarischen gebratenen Reis und grüne Papaya als Vorspeise. Brown wählte Ho Mok Pla , eine Fischpastete mit Gewürzen, Kokosmilch und Eiern, in einem Bananenblatt mit Kokosnusscreme gedünstet. Mit anderen Worten: mehr oder weniger die unappetitlichste Wahl, die sich Dana vorstellen konnte.
    Im Hintergrund klirrten Besteck und Essstäbchen auf Geschirr und vermischten sich mit dem leisen Gemurmel der Unterhaltungen an den anderen Tischen zu einem angenehmen Geräuschpegel. Obwohl sie rein technisch im Dienst waren, erinnerte sie die Umgebung so stark an die vielen Verabredungen mit Brown, als sie noch ein Paar gewesen waren, dass sie plötzlich ein starkes Gefühl des Verlusts verspürte. Des Verlusts der Intimität, die sie einst geteilt hatten. Des Verlusts des privaten Beisammenseins. Des Vertrauens . Sie wollte Brown fragen, warum er ihr nie gesagt hatte, dass er verheiratet war, doch sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, ohne sich zu verraten. Sie hatte in Quantico in einem uncharakteristischen Moment der Schwäche in seiner Akte gestöbert, und jetzt hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie sie das Thema zur Sprache bringen sollte, ohne ihre Verfehlung zu offenbaren. Andererseits hatte nun jeder von ihnen ein Geheimnis, und keiner schien sonderlich begierig zu sein, es dem anderen mitzuteilen.
    Dana rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und raffte ihren Mut zusammen. Drauf gepfiffen. Sie würde vorpreschen und herausfinden, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, auch wenn es bedeutete, dass zuerst sie die Karten auf den Tisch legen musste. Und vielleicht hatte es einen ganz einfachen Grund. Vielleicht war es etwas, das er mühelos erklären konnte. Vielleicht handelte es sich um einen dummen Fehler, ein schlichtes Versehen.
    Doch in dem Moment summte das Mobiltelefon in Browns Tasche, signalisierte eine eingehende SMS und nahm Dana mit einem Schlag allen Wind aus den Segeln. Sie stieß leise den Atem aus, während er das Handy aus der Tasche kramte und das Display betrachtete. Dann gingen seine Mundwinkel nach unten.
    »Was ist?«, fragte Dana und bedauerte die Worte, sobald sie ihre Lippen verlassen hatten. Vielleicht war es etwas Persönliches, das sie nichts anging. Sie durfte nicht vergessen, dass sie und Brown kein Paar mehr waren. Weil sie beide zu feige waren, sich ihren Gefühlen zu stellen.
    Brown schaute von seinem Mobiltelefon auf und ließ den Blick durch das Restaurant wandern. Dann sah er Dana an, beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich fürchte, ich war ungehorsam«, gestand er und blickte verlegen drein.
    Dana runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Ich habe wegen unserer vorherigen Ermittlungen einen Draht nach

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