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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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Tonfall. »Ich versuch doch nur, bestmöglich mit dem zu leben, was ich noch hab. Viel ist es nicht, das können Sie mir glauben. Also lassen Sie mich bitte zufrieden. Lassen Sie die Vergangenheit ruhen.«
    O’Hara lachte barsch. »Sie zufriedenlassen, Micah? Die Vergangenheit ruhen lassen? Das kann nur ein Scherz sein. Soll ich Sie so zufriedenlassen, wie Sie Melanie Anderson zufriedengelassen haben, als sie um ihr Leben gefleht hat, nachdem Sie und Ihre Freunde sie reihum vergewaltigt hatten? Reden wir davon, Micah? Denn wenn ja, fürchte ich, dass ich das nicht kann. Hören Sie mir genau zu, mein Freund. Ich möchte, dass Sie Stift und Papier holen. Haben Sie beides? Gut. Ich nenne Ihnen jetzt eine Telefonnummer und eine Adresse. Die Adresse ist zwei Blocks von Ihrer Wohnung entfernt. Rufen Sie die Nummer an und sprechen Sie mit der Frau, die abhebt. Sie erwartet Ihren Anruf in genau zehn Minuten. Entweder Sie melden sich morgen früh um acht Uhr in meiner Entzugsklinik, oder Sie kriegen Besuch von der New Yorker Polizei. Cops mögen alte, ungelöste Fälle überhaupt nicht. Wenn sie einen lösen können, geht ihnen regelrecht einer ab. Klar? Es sieht also so aus: Entweder treten Sie morgen früh den Entzug an, oder ich erzähle den Bullen von der Vergewaltigung und dem Mord an Melanie Anderson. Haben wir uns verstanden?«
    Mit einem Mal war jeglicher Trotz aus Brantleys Stimme verschwunden. »Ja, Mann«, bestätigte er kleinlaut. »Klar und deutlich. Acht Uhr morgen früh. Ich werde dort sein.«
    O’Hara nickte. »Das wäre besser für Sie, Micah. Wenn Sie nämlich nicht kommen, werden Sie noch beten, es getan zu haben.«
    26
    Die Fahrt nach Albany sechs Stunden später verlief ohne besondere Vorkommnisse. Weil beide ihren Gedanken nachhingen, redeten sie nicht viel. Was hätte es auch zu reden gegeben? Sollten sie sich erneut gegenseitig an die Demütigung erinnern, die sie erlitten hatten – in den Augen Krugmans, in den Augen ihrer Kollegen, in ihren eigenen Augen? Allerdings hinderte das ihren Verstand nicht daran, sich weiter unaufhörlich mit dem entzogenen Fall zu beschäftigen und jedes einzelne Detail durchzugehen, obwohl es nichts mehr nützte. Sie waren außerstande gewesen, den Killer zu fassen – es war Zeit, loszulassen. Jetzt waren ihre Kollegen an der Reihe. Viel Glück. Nur bitte, lieber Gott, lass sie den Killer – die Killer – bald schnappen .
    Als sie zweieinhalb Stunden später die Außenbezirke von Albany erreichten, war Dana froh, aus dem Wagen aussteigen zu können und von ihren selbstquälerischen Gedanken abgelenkt zu werden.
    Nach einer Weile des Rätselns über die genaue Lage des Jagdhauses – Dana meinte, es wäre im Norden, während Brown glaubte, es müsste eher westlich sein – fanden sie die Adresse schließlich und trafen Vorbereitungen für die bevorstehende Aufgabe.
    Dana öffnete den Kofferraum des verbeulten Ford Focus, den sie inzwischen wieder fuhren, und sie und Brown schlüpften in kugelsichere Kevlarwesten und Tarnjacken, um im Wald nicht gesehen zu werden. Schließlich war das keine Party, in die man unangemeldet hineinplatzte, ohne auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein – einschließlich der, unter Beschuss genommen zu werden. Dana und Brown hatten es hier nicht mit drittklassigen Straßengaunern zu tun, sondern mit der Elite des organisierten Verbrechens, den Besten der Besten. Oder eher den Schlimmsten der Schlimmsten. Es hing eben alles von der Perspektive des Betrachters ab.
    Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als sich Dana und Brown von einer Lichtung aus in das dichte Unterholz vorarbeiteten. Die Temperaturen waren stark gesunken, und Dana war dankbar für die zusätzliche Wärme der Tarnjacke. Ihre Hosenbeine verfingen sich immer wieder in Dornengestrüpp, und einmal hätte sich Brown beinah am vorstehenden Ast eines Hartriegelstrauchs ein Auge ausgestochen, doch ansonsten verlief der knapp einen Kilometer lange Marsch durch den Wald ereignislos.
    Als sie eine leichte Erhebung erreichten, von der aus man das Jagdhaus überblicken konnte, hatte die Dunkelheit vollständig eingesetzt. Brown reichte Dana eines von zwei ATN Night Scout Nachtsichtferngläsern mit fünffacher Vergrößerung, mit fast fünftausend Dollar das Stück geradezu absurd teure Geräte, die hoffentlich imstande sein würden, die Lage ein wenig aufzuhellen.
    Die Geräte erwiesen sich als gute Investition. Der Blick durch die Ferngläser war zwar grün- und

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