Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
aufstand, um etwas zu Essen zu bestellen, und Pal neue Drinks holte. Ich konnte nicht fassen, daß sie annahmen, ich könnte die Drams aus dem Bankschließfach geklaut haben. Ich war sicher, daß Charlie nie auf diesen Gedanken gekommen wäre, wenn der aufgeblasene Ungar ihm nicht diesen Floh ins Ohr gesetzt und darauf bestanden hätte, daß er mich danach fragte. Charlie vertraute mir. Die Story, die ich über ihn geschrieben hatte, war ein Scherz gewesen, kein echter Vertrauensbruch. Charlie hätte das begriffen, wenn er sich erst wieder beruhigt hätte. Eines stand indessen fest: Ich konnte nichts davon sagen, daß Shinichro mir helfen sollte, die Chips zu identifizieren. Diese Japan-Connection wäre ein allzu großer Zufall gewesen.
    »Charlie hat eine Stinkwut wegen des Aktenkoffers«, bemerkte Debbie schließlich.
    »Das sieht man«, antwortete ich.
    »Aber sie haben nicht alles genommen. Glücklicherweise. «
    Sie sagte »glücklicherweise« mit besonderer Betonung, als wäre es ein großes Wort, das meine Aufmerksamkeit verdiente.
    »Ein paar Fotos von Charlie und mir haben sie dagelassen.«
    »Urlaubsfotos?«
    Debbie zog eine Braue hoch. »Es wäre mir ja so peinlich gewesen, wenn die weggekommen wären.«
    Eine Million Dollar waren futsch, und diese Frau versuchte mir gegenüber Punkte zu machen, indem sie mir erzählte, daß sie und Charlie gemeinsame Fotos hatten. Ich hätte ihr erzählen können, daß sie falsche Vorstellungen sowie den falschen Schlüssel zum falschen Fach hatte, aber das hätte meine Situation nicht verbessert. Wenn man Debbie anschaute, sah man, was Charlie an ihr fand, aber wenn man sie hörte, bekam man doch echte Zweifel. Ich hatte Charlie mal gefragt, weshalb er schon so lange mir ihr zusammen war, und er hatte gesagt, sie sei nicht so schlimm, wie ich dächte, und was noch wichtiger sei, wenn sie erst mal aus sich herausgehe, mache ihr der Sex mit ihm und ihm der mit ihr Spaß, je schmutziger, desto besser.
    »Wir waren mal auf ’ner Party, und da hat sie mich dazu gebracht, es auf der Toilette mit ihr zu treiben«, erzählte er. »Das gefällt mir. Diese stieseligen Kunstausstellungen, zu denen ich immer mit ihr gehen muß, kann ich nicht ausstehen, aber die Heimfahrt hinterher, die ist immer Spitze.«
    Die Männer setzten sich und verteilten Teller und Gläser auf dem runden Holztisch.
    »Ich glaube dir, George«, sagte Charlie.
    Pal und Debbie machten versteinerte Gesichter.
    »Ich glaube ihr, okay? Jetzt laßt uns doch mal unsere Situation betrachten. Wir haben am Freitag eine Pokerrunde.«
    »Und keinen Pott«, sagte Pal. Er nahm einen großen Schluck von seinem dunklen Stoutund lutschte sich den sahnigen Schaum aus seinem glatten Schnurrbart. Kein Wunder, daß der so gesund aussah; das Zeug ist besser als ein Protein-Conditioner.
    »Sony weiß das aber nicht«, sagte Charlie.
    »Vielleicht«, antwortete der Ungar.
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich sage. Vielleicht.«
    »Okay. Vielleicht. Aber er wird kommen und um eine Million spielen, oder?«
    »Ja, Charlie.«
    »Und er wird verlieren.«
    »Vielleicht, Charlie. Nur vielleicht.«
    »Ich habe gegen ihn gespielt. Wer immer gewinnt, Sie, ich, die anderen Typen, er wird es nicht sein, Baby. Er fliegt raus, und seine Kohle gehört uns.«
    »Das Spiel läuft also?«
    »Darauf können Sie wetten.«
    »Aber das mit den Fotos ist schon ein Glück, was?« sagte ich, und Charlie verlor eine Scheibe Zervelatwurst unter dem Tisch.
     
    »Ich sehe einen braunen Ring«, sagte Esther und spähte in das Glas mit Urin, gelb wie Sonnenblumenöl.
    »Halt’s ans Licht und schau noch mal hin«, sagte ich.
    »Okay, aber du machst dir was vor, Mädchen. Das hier ist positiv.«
    Esther stellte das Glas auf den Tisch und schlurfte zur Spüle, um Wasser in den Kessel laufen zu lassen.
    »Tee?«
    »Ich glaube, jetzt ist ein steifer Drink angesagt.«
    »Also Tee.«
    Sie kippte die kalten, nassen Teebeutel aus meiner Kanne, spülte sie aus, und als der Wasserkessel kochte, schüttete sie ein bißchen heißes Wasser hinein, um sie anzuwärmen. Dann spähte sie, hin und wieder seufzend, in meine wenig inspirierenden Küchenschränke und reckte sich auf ihren in soliden Latschen steckenden Füßen. Ich konnte mir vorstellen, was sie dachte. Ich war schon oft zum Abendbrot nebenan gewesen, und Esthers mit gesprenkeltem Melamin bezogene Küchenregale bogen sich unter der Last von Dosen, Reistüten, Nudeln, getrockneten Erbsen und Linsen, Mehl, Zucker

Weitere Kostenlose Bücher