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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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kleinen, südländisch aussehenden Mann, Grieche vielleicht oder Türke, und einen vierten um zwanzig nach acht, einen großen blonden Mann, der aussah wie ein Schwede und gekleidet wie ein Tennisspieler mit seinem teuren Jogginganzug. Per fünfte Mann kam genau um halb neun. Dieser Mann trug ein schwarz-weißes Hemd und einen schwarzen Anzug, und ich sah gerade noch die blauen Schnörkel der Tätowierungen, die sich an seinen schmalen Handgelenken kräuselten. Diesmal zeigte er kein Goldzahnlächeln. Hiroshi Sano wahrte statt dessen sein Gesicht und verbeugte sich vor den Anwesenden.
    Wenn er mich wiedererkannte, ließ er es sich nicht anmerken. Ich auch nicht; ich sah nur zu, wie er seinen Platz am Pooltisch unter den Tiffanylampen einnahm und wartete, während die anderen sich ebenfalls niederließen, ihre Chips geräuschvoll durch die Finger gleiten ließen, sie zu Stapeln aufteilten und mit beruhigendem Geklapper wieder zusammenschoben. Nach zwei Minuten verkündete Danny, rundlich in seinem engen weißen Hemd mit der schwarzen Schleife, gespielt werde »Lowball« Seven-Card Stud und fing an zu geben; seine speck-fetten Kneipierspfoten, so zierlich wie Elefantenzehen, zirbelten elegant die Karten über den grünen Filz, und zugleich ermahnte er die Teilnehmer, ihre Chips nicht versehentlich in die Billardlöcher fallen zu lassen.
    Ich verstehe nicht viel von Poker — nur, daß es verdammt langweilig ist, dabei zuzusehen, wenn man nichts davon versteht. Debbie teilte meine Ansicht, auch wenn Sie es nicht aussprach. Sie begnügte sich damit, Dostojewski zu lesen, und zwar mit einer Geschwindigkeit von zwei Seiten pro Stunde plus zwanzig Minuten zum Rekapitulieren, während ich die Klarsichtfolie von einem Teller mit Käse-und-Gurken-Sandwiches abzog und die Dinger zu mampfen begann, um den dumpfen Schmerz in meinem Magen zu stillen. Ich fragte mich schon, ob ich Shinichro anrufen sollte, als nach dem dritten oder vierten Ausbruch des Griechen eine Art Halbzeit ausgerufen wurde. Die Männer entschieden, daß ihre Mütter und die Jungfrau Maria nun genug gelitten hätten und daß jetzt Zeit für eine Pause sein. Charlie schmiß sich an Pal heran, als er sich ein Bier geholt hatte, und meinte: »Er hat sie, was?«
    Pal zuckte die Achseln.
    »Oder?« Charlie ließ nicht locker.
    »Ich hab’s Ihnen ja gesagt«, antwortete Pal.
    »Wir setzen, er steigt aus. Sein Spiel ist so dicht wie das Arschloch eines Fisches.«
    »Er spielt jedenfalls nicht auf Sieg. Nicht wie einer, der eine Million Dollar gewinnen will.«
    »Er spielt wie einer, der die Scheißdinger nicht verlieren will. Scheiße. Den ganzen Abend denkt er sich schon Ausreden zum Abhauen aus.«
    Charlie sah mich an und zog die Brauen hoch. Ich schwenkte die Beine vom Stuhl und ging hin. Es war mir bewußt, daß Pal mich beobachtete, und es gefiel mir.
    »Wenn dieser Typ ein Taxi ruft, kannst du dir dann irgendeinen Vorwand ausdenken, es mit ihm zu teilen?« fragte Charlie. Ich zog eine Braue hoch. Charlie tat mir einen Gefallen.
    »Was ist denn mit Debbie? Die hat doch auch nichts zu tun«, sagte ich.
    »Hör mal, du bist doch diejenige, die so scharf drauf ist, herauszufinden, wer Al Sony ist. Wieso fragst du ihn nicht?«
    »Das ist für mich dabei drin. Und was für dich?«
    »Ich will wissen, wo er hinfährt und wo er heute übernachtet. Die Drams liegen wahrscheinlich in diesem Augenblick im Hotelsafe. Du fährst mit, wir folgen dir - Okay? Pal?«
    Pal nickte, und seine Augen lachten über irgend etwas, wahrscheinlich über mich, weil er wußte, daß für mich ein Zusammenhang bestand. Ein Japaner kann noch als Pech durchgehen, aber zwei sehen nach Fahrlässigkeit aus. Ich wußte, er konnte nicht wissen, daß es einen Zusammenhang gab und daß ich Hiroshi Sano alias Al Sony kannte, aber er guckte mich trotzdem an, als ob er es wüßte. Charlie mußte ich bewundern. Bei seinem Telefongespräch mit mir hatte er klargemacht, daß er Pal ebensowenig traute wie diesem japanischen Al, aber hier in der Kneipe tat er so, als wären er und Pal ein Team, echte alte Kumpel. Sie tranken Bier zusammen, rauchten sich gegenseitig die Zigaretten weg und setzten sich nach einer guten Viertelstunde wieder mit den anderen zu einer neuen Runde an den Tisch. Ich ging hinaus, um Shinichro anzurufen, aber er war nicht zu Hause. Schade. Ich hätte ihm gern erzählt, daß sein Freund hier war und wieder mal um Chips pokerte, und ihn gefragt, was er davon halte.
    Eine Stunde später

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