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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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mir, bevor er uns in seinem Kielwasser aus Reifengischt und Regenpfützen stehenließ. Er trat das Gaspedal durch und raste die Straße hinunter, als ob Hiroshi ihm heißes Blei hinterherjagte.
    »Saito. Wir fahren zu Saito-sans Wohnung«, sagte Hiroshi.
    »In Shepherd’s Bush.«
    »Können wir ein anderes Taxi nehmen?«
    »Oder den Nachtbus. Stecken Sie das Ding weg. Wir nehmen, was als erstes kommt.«
    Es war halb zwei, und ich war erschöpft. Meine Beine fingen vor Müdigkeit an zu zittern, aber Hiroshi bestand darauf, daß wir uns zu Fuß auf den Weg machten.
    »Diese Kerle im Foyer...« sagte ich.
    »Haben Sie mehr als einen gesehen?«
    »Kann sein«, log ich. »Wer waren Sie?«
    Hiroshi antwortete nicht; er ging weiter. Der Regen prasselte heftig herunter, und das dreckige Wasser aus dem Großstadthimmel brannte mir in den Augen. Das Regenmäntelchen, das ich bei mir hatte, war dieser Sintflut nicht gewachsen. Schultern und Rücken waren durchnäßt, und das Regenwasser lief mir in Rinnsalen die Beine hinunter, tröpfelte um meine Knöchel und durchfeuchtete das Leder meiner albernen Riemchen-Pumps. Hiroshi klebte der Anzug wie eine Papiertüte am dünnen Körper, aber er hastete weiter und hielt meinen Arm fest, um sicherzugehen, daß ich Schritt hielt. Ich wollte nicht mitgehen und Shinichro wiedersehen. Ich hatte Angst, weil ich mit Sano zusammen war. Ich wußte, daß ein Deal zwischen ihnen bestand, irgendein Deal, der die Drams betraf. Shinichro mußte der Lieferant sein, aber wer zum Teufel war der Kunde? Wenn es der Typ im Hotelfoyer gewesen war, weshalb hatte Hiroshi dann solche Angst vor ihm, daß er seinen Revolver zog? Er hatte die Chips doch, oder nicht? Pal hatte es gesagt. Charlie hatte es gesagt. Und Hiroshi hatte tatsächlich gespielt wie einer, der wußte, daß nichts im Pott war. Ich versuchte nachzudenken, aber ich hatte Leibschmerzen bekommen, tief unten, als winde sich da etwas in meinem Becken herum und mahle sich in mein Kreuz.
    »Ich muß haltmachen und mich ausruhen«, sagte ich und blieb zurück, um mich zwischen zwei Läden an die Wand zu lehnen. Hiroshi sah sich auf der leeren Straße nach einem freien Taxi um. Nichts. Ein Auto brummte vorbei, aber das war’s — nichts.
    »Wie weit noch?« fragte er.
    »Da vorn ist Marble Arch. Es sind noch Meilen. Ich kann nicht mehr. Da ist ein Telefon, das Münzen nimmt. Rufen Sie ein Minicab, irgendeins, rufen Sie ein Minicab.«
    »Ich habe mir die Adresse aufgeschrieben«, sagte er, aber ich kannte sie auswendig, und die Telefonnummer auch. Ich hätte Shinichro anrufen und ihm sagen können, wo ich war; ich hätte ihn bitten können, zu kommen und mich zu holen, aber ich glaubte nicht, daß er es tun würde. Es würde so schon schlimm genug werden, wenn ich mit einem Mann aufkreuzte, den er nicht höher einschätzte als ein Stück Taubenscheiße, und ihm sagte, ich wisse jetzt, daß er ein Gauner sei. Das Taxi brauchte zwanzig Minuten, und wir suchten Schutz in einem Hauseingang, der mit einem feuchten Pappkarton möbliert war: die Unterkunft von jemandem, der es in dieser Nacht nicht bis nach Hause geschafft hatte. Der Schmerz in meinem Bauch wurde schlimmer; die Sehnen rings um meinen Leib spannten sich rhythmisch wie ein Trommelfell, und Schmerz rumorte in meiner Wirbelsäule. Ich krümmte mich alle zwei Minuten jäh vornüber, und Hiroshi starrte mich an; sein Gesicht war mitleidslos und voller Abneigung.
    »Was ist los mit Ihnen?«
    »Irgendwas Falsches gegessen. Geht gleich wieder.«
    Es ging auch — bis das Taxi, auf das wir warteten, am Randstein entlang herankam und die Scheinwerfer aufblendete. Hiroshi trat in den Regen hinaus. Ich wollte ihm folgen, aber meine Knie knickten unter mir ein. Ich schrie auf und klammerte mich an sein Handgelenk; ich hielt mich fest, aber er bog meine Finger auf und stieß mich zurück. Ich rutschte aus und griff nach seinem Arm, und da schlug er mich. Seine harte Faust grub sich in meinen Bauch, daß es mir den Atem verschlug. Ich schlang einen Arm um den Leib, hielt mich mit der anderen Hand an einem schmierigen Fenstersims fest und schaute nach unten, wo sich plötzliche Hitze ausbreitete. Ein Schwall von warmer Flüssigkeit und hellrotem Blut quoll an meinen Schenkeln und der Innenseite meiner Knie herunter, rauschte in das schwarze Regenwasser und umwirbelte meine Füße wie flatternde Schleier aus Chiffon und Seide. Große dicke Gallerttropfen klatschten auf meine durchweichten Schuhe und

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