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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Leder, das straff wie ein Trommelfell und so runzlig wie eine Walnuß war. Ich schüttelte den Kopf und blickte auf. Ich fühlte mich ganz okay — ein bißchen hungrig! aber mir war nicht schlecht, und ich hatte keinen Kater. Meine bläulich geäderten Brüste taten mir auch nicht mehr weh; sie fühlten sich kühl, schwer und trocken an, während mein Brustbein vom Schweiß glänzte und feine Perlen über meine Haut rannen. Letzte Nacht hatte ich mich stark und frei wie eine Göttin gefühlt, aber jetzt war mir nicht mehr so göttlich zumute, sondern schwach, mit gefesselten tönernen Füßen. Ich wußte immer noch nicht, was ich tun sollte, und die Tatsache, daß ich die Wahl hatte und eine Entscheidung treffen mußte, machte mir mehr Angst als irgend etwas sonst. Ich suchte gerade nach der Nummer meines Arztes, als das Telefon klingelte. Charlies Stimme zerbarst zu einem Stottern. Er benutzte ein Funktelefon.
    »Ich dachte, es ist jemand mit einer Lösegeldforderung«, sagte ich, als seine Stimme wiederkam.
    »Was könnten sie denn haben, was du zurückhaben möchtest, George?«
    »Mein Privatleben.«
    »Sehr bedauerlich. Wie ist es gegangen?«
    »Was meinst du?«
    »Mit Pal. Wie seid ihr klargekommen?«
    Am liebsten hätte ich gesagt, mehrmals, Charlie, aber was geht das dich an? Statt dessen sagte ich: »Prima.« I
    »Und was schätzt du?«
    »In bezug worauf?«
    »Können wir ihm vertrauen?«
    »Natürlich nicht.«
    Er sagte: »Scheiße«, und dann: »Danke, George. Ich wußte, er würde dir nichts vormachen können.«
    »Charlie...«
    »Komm heute abend zum Spiel. Die Sache steht. Ich will, daß du da bist und diese Typen beobachtest.«
    »Charlie, ich habe im Moment selbst ein Problem.«
    »George, heute abend habe ich ein Problem im Wert von einer Million Dollar. Da kann deins doch bis morgen warten, oder?«
    Ich betrachtete mich im Spiegel. Ja, das konnte es.
    »Wo ist es?«
    »Im Black Horse.«
    »Das Black Horse ist ein Pub.«
    »Das stimmt. Es ist ein Pub.«
    »Ich dachte, ihr Edelzocker zieht in irgendein Casino in Mayfair. In einen Nobelschuppen.«
    »Niemand spielt Poker in Mayfair. Da spielen sie Roulette und Blackjack. Die Nobelschuppen haben kein Interesse an Kartentischen.«
    »Nicht mal bei einem solchen Einsatz?«
    »Okay, vielleicht würden sie eine Salle Privée spendieren, wenn sie wüßten, wer ich bin — der Sultan von Brunei etwa. Aber das Black Horse ist besser.«
    »Seit wann? Das letztemal, als ich da war, gab’s da einen Kassettenrecorder in der Ecke, blitzende Lichter und Freibier für Martins Abschiedsfete.«
    »Martin Davies aus dem Vertrieb? Der hat mich nicht eingeladen.«
    »Mich hatte er auch nicht eingeladen. Aber egal. Heißt das, ich darf mein Bardamenkleid mit den Fransen und Pailletten nicht anziehen?«
    »Wo hast du das denn her? Von Harvey Nicks?«
    »Vom Roman Road Market.«
    »Ausgezeichnet. Sei um halb neun da.«
     
    Ich sah Debbie an, daß sie fand, ich sähe aus wie ein Flittchen. Es war aber nicht so sehr das Kleid, das sie störte, sondern die Art, wie Pal versuchte, die Hand darunter zu schieben, doch das störte sie so sehr, daß sie das Gesicht verzog, als ob jemand ihre Zahnfüllungen unter Strom gesetzt hätte.
    Es war nur ein Scherz, aber das sah sie nicht. Ich hatte gute Lust, sie daran zu erinnern, wer von uns beiden denn auf dem Beifahrersitz den Slip auszuziehen pflegte, während Charlie noch fuhr, und ihn ihm über den Kopf zog. Charlie erzählte mir immer alles, als ob es ihm fast soviel Spaß machte, darüber zu reden, wie es zu machen. Pal sagte gar nichts. Er begnügte sich damit, seiner Rolle entsprechend auszusehen; sein dicker Schnurrbart glänzte, als er so mit Zigarette und Bier an der Bar lehnte. Er trug eine Weste mit Zopfmuster über einem weißen, kragenlosen Hemd und eine dunkle Hose mit Bügelfalte; zwischen den Beinen lugte ein grauer Samsonite-Aktenkoffer heraus, der dort stand. Ich dachte an die Pistole und fragte mich, ob sie heute abend wohl geladen war und was Charlie gemeint hatte, als er sagte, er würde mir nichts vormachen können. Charlie — in einem schwarzen Polohemd mit Reißverschluß und einem weiten Boss-Anzug — ging auf und ab. Seine Kleidung sah teuer aus, aber Charlie wirkte weder cool noch smart, er wirkte nur nervös. Er hielt seinen Aktenkoffer fest in der Hand, hatte sich eine Zigarette hinters Ohr geklemmt und eine brennende im Mund. Um Viertel nach acht ließ Danny, der Wirt, einen dritten Mann herein, einen

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