Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
ihr erzählen...?«
    »Entschuldigung. Dieser Gangster denkt, jeder von uns könnte sie haben. Wir alle sind in Gefahr, was diesen Mann angeht, vorläufig jedenfalls. Wir« — er deutete auf sich und mich — »wären außer Gefahr, und Sie« — er zeigte auf Charlie und dann auf Debbie — »kämen in sehr große Schwierigkeiten, wenn dieser Gangster wüßte, daß Sie die Chips haben. Und in noch größere, wenn er... Auftraggeber hat und wenn sie es wüßten.«
    Charlie ließ sich im Bett zurücksinken. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er dachte nach. Er fragte sich, ob Shinichro immer noch bluffte oder ob er ein Mann war, der tun würde, was er sagte. Charlie hatte ein paar Erfahrungen gemacht, die für letzteres sprachen. Wenn Shinichro oder ich Pal Kuthy erzählten, daß Debbie die Drams hatte, dann wäre es aus; dann würde er sein Gewinn nie zurückbekommen und wahrscheinlich nie wieder gehen können, allenfalls hinken. Im Augenblick war der ganze Einsatz noch im Spiel, aber was für Karten hatte dieser Klugscheißer von Japs? Hatte Charlie wirklich alles berücksichtigt?
    »Wenn Sie erlauben, könnte ich das Produkt für Sie untersuchen und seinen Wert einschätzen«, sagte Shinichro.
    »Sie müssen wirklich glauben, wir sind von — « fing Debbie an, aber ihr Protestgewinsel wurde durch Charlie unterbrochen, der ihr endlich befahl, die Klappe zu halten. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war wie ein Giftpfeil, und sie feuerte eine letzte, schwergewichtige Kanonenkugel in die Debatte, bevor sie sich wieder ihrem schicken Magazin widmete.
    »Vergiß bloß nicht, daß ich die verdammten Dinger habe und niemand sonst und daß ich dir gesagt habe, du sollst ihr nichts davon erzählen.«
    Charlie hatte es uns erzählen wollen, weil er vor uns weniger Angst hatte als vor Pal und weil er dachte, daß in einer größeren Zahl auch größere Sicherheit liege, und vielleicht würden wir uns zu einem Handel bereitfinden; mir fiel allerdings auf, daß er davon noch nichts erwähnt hatte. Der Kurs der Drams würde in den nächsten Monaten fallen; das stand in allen Zeitungen. Es war wichtig, daß er das Geld jetzt bekam. Es ging um eine Million Dollar, um Himmels willen. Er war kein Profi, er war Amateur, und allmählich merkte man das. Seine Gesundheit war plötzlich auch wichtig, nachdem er nun begriffen hatte, daß er nicht unsterblich war. Es war eine harte Entscheidung, und da lag er nun flach auf dem Rücken, hilflos wie ein umgekippter Käfer, umgeben von Freunden und Geliebten, die alle gekommen waren, um ihm zu helfen, diese Entscheidung von lebenswichtiger Tragweite zu treffen. Sie wollten das Geld. Er wollte das Geld. Es war seins. Er hatte es ehrlich und fair gewonnen. Jetzt hatte dieses Luder es, und sie würde es mit ihm teilen, denn sie war bereit, ihm zu verzeihen, aber das hatte seinen Preis. Er würde höchstwahrscheinlich sein Leben mit ihr teilen müssen, und zwar von jetzt an zu ihren Bedingungen, sofern sie nicht dafür sorgte, daß sie beide ins Gras bissen. Es war eine Sache, zu erklären, man werde ein rosenlippiges, sahnehäutiges Mädchen heiraten, wenn man die Hand auf seinem Portemonnaie hatte, aber wenn sie von Anfang an den Daumen daraufhielt, sah die Sache ganz anders aus. Und wer war dieser schleimige Muskel-Japs, der sich anbot, ihnen die Drams abzunehmen und sie zu begutachten? Charlies Blick verriet ihn, als er uns anschaute. Er dachte: »Wer ist er wirklich? Und was bedeutet er George? Und was steckt für die beiden drin?«
    »Wenn Ihre Freundin hier einen Koffer ins Krankenhaus bringen könnte«, sagte Shinichro, »mit frischen Kleidern vielleicht und mit den Drams natürlich, dann könnten Georgina und ich Sie besuchen und die Drams mitnehmen. Wenn wir herausfinden können, worum es sich dabei handelt, dann werden wir auch Ihre Lage besser verstehen können.«
    »Unsere Lage«, verbesserte ich. Ich stand auf und nahm Shinichros Arm, und dabei grinste ich das mürrische Pärchen, das sich stumm gegenübersaß, breit und aufrichtig an.
     
    »Ich muß jetzt nach Hause«, sagte Shinichro und tätschelte mir die Schulter.
    »Ich will noch nicht. Überhaupt, wie sicher ist es denn jetzt?« fragte ich.
    »Hab keine Angst.«
    »Hab’ ich eigentlich nicht. Nicht mehr. Wenn er mich finden sollte, würde ich es ihm einfach sagen, nicht wahr? Ich bin nicht blöd. Ich würde ihm sagen, wo er suchen muß. Soll sie doch sehen, wie tapfer sie sein kann.«
    »Ich rufe dir ein Taxi.«
    »Nein. Geh nur.

Weitere Kostenlose Bücher