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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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sich den Schaum von den rosigen Lippen gewischt hatte.
    »Können Sie jetzt reden?« fragte ich.
    »Mrs. Powers, ob es Ihnen gefällt oder nicht, diese Drams müssen Pal Kuthy zurückgegeben werden, und niemandem wird etwas geschehen. So lautet die Anweisung. Also, wer hat sie?« Er sah erst mich, dann Shinichro an; der schaute unbeteiligt zurück, während er sich diskret die Hand am Hosenbein abwischte. Ich zuckte die Achseln.
    »Robert, wir alle haben uns allzu lange mit dieser Sache herumärgern müssen. Ich habe die Drams nicht. Shinichro hat sie nicht, und Charlie hat sie auch nicht. Sie sind weg. Halten Sie es nicht für möglich, daß alles bei den Schlapphüten liegt und daß Kuthy aufgeben und aus der Stadt verschwinden sollte? Wie weit reicht denn die Lizenz, die er hat, um Himmels willen?«
    Robert schob sich die Brille auf der Nase herauf. Es war warm im Pub, und er schwitzte ein bißchen.
    »Er sitzt.«
    »Was?«
    »Er wurde wegen Körperverletzung festgenommen, aber ich sage Ihnen, wenn es keine Beweise gibt, keine Zeugen, dann ist er morgen wieder draußen. Vielleicht sogar schon heute abend.«
    »Da ist doch Charlie.«
    Robert schüttelte den Kopf. Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft.
    »Und da bin ich. Ich habe gesehen, was er mit Charlie gemacht hat. Und ich weiß, was er mit mir gemacht hat... «
    »Nein, Mrs. Powers.«
    Er starrte mich an und wiederholte das Wort langsam und fest. »Nein.«
    »Auf wessen Seite stehen Sie, Robert?« fragte ich.
    »Ich stehe für Recht und Ordnung.«
    »Und Gerechtigkeit.«
    »Zum Glück ist die nicht meine Sache.«
    »Großartig.«
    »Ich hab’s Ihnen gesagt, Mrs. Powers. Wenn Sie etwas für mich haben, rufen Sie mich an. Sie müssen mich auf der Stelle anrufen.«
    Shinichro stand von seinem Barhocker auf.
    »Entschuldigung. Ich muß jetzt gehen. Ich sehe dich morgen, Georgina. Inspektor Falk... «, sagte er mit einer leichten Verbeugung zu dem Polizisten, bevor er sich herüberlehnte und mir einen Kuß auf die Wange gab. Er nahm seinen Aktenkoffer und ging, und der große Mann sah ihm mit kalten Augen nach.
     

 Die Übergabe verlief einfach. Debbie erschien mit Charlies schwarzer Samsonite-Reisetasche. Sie verließ ihre Wohnung in der Finchley Road in einem langen Batik-Sarong mit schwarzem T-Shirt, entzückend kontrastiert mit einer großen, auffälligen, halbrunden, schwarzen Basttasche, die sie elegant über der Schulter trug. Sie begab sich weisungsgemäß zu Charlies Wohnung in der Chalk Street und holte dort ein paar Sachen für ihn: Bademantel, Zahnbürste, Toilettenartikel, ein paar Bücher und seinen Super Mario. Sie packte die Drams aus ihrer Tasche in Charlies Samsonite und fuhr mit dem Taxi zum Krankenhaus. Ich traf kurz darauf ein, zwanzig Minuten später gefolgt von Shinichro, der mit seinem Aktenkoffer geradewegs aus der Firma kam. Es war warm genug für Shorts und T-Shirt, und die Segeltuchtasche, die ich über der Schulter trug, war nicht groß genug, um verdächtig zu wirken. Sie sah wie ein normaler Modeartikel aus, genau wie Debbies Designertasche.
    Diesmal zog Debbie die Vorhänge rund um das Bett zusammen — nicht ganz, sondern gerade so weit, daß es aussah, als wollten wir nur ein wenig Ruhe vor den anderen Besuchern zu beiden Seiten haben. Sie öffnete den Reißverschluß an Charlies schwarzer Tasche und warf ihm ein Sweatshirt auf den Bauch. Seine Hand tastete zwischen den Falten herum und erstarrte.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Ich halte sie in der Hand«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Nur für den Fall, daß ich sie nie wiedersehe.«
    »Charlie, wir werden sie uns ansehen. Wenn es nur stinknormale Standard-Drams für eine Million Dollar sind, dann kannst du sie wiederhaben und dir selber überlegen, ob du und Pal einen Handel schließen könnt. Solange du ihm nur sagst, daß wir nichts damit zu tun haben.«
    »Ich begreife nicht, wieso du ihr plötzlich vertraust«, fauchte Debbie.
    »Debbie, ich schulde ihr fünfzigtausend Pfund. Wieso sollte sie mir vertrauen?« antwortete er genervt, und ich betrachtete ihn voller Mitgefühl, während Debbie ob dieses neuerlichen Belegs für die intime Vertrautheit zwischen uns beiden ihre üppigen Lippen zusammenpreßte. Jetzt setzten wir uns alle hin, und nachdem wir ungefähr zwanzig Minuten mit Charlie über sein Bein und die Frage, ob er je wieder würde Football spielen können, geplaudert hatten, standen Shinichro und ich auf und wandten uns zum Gehen. Das

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