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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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die leuchtenden, bunten Seiten der Illustrierten zu brummeln.
    »Zumindest ist dabei für dich ein guter Fick rausgekommen«, sagte sie.
    »Aber nicht mit diesem Schlappschwanz«, antwortete ich, deutete auf Charlie und lehnte mich über sein Bein, um mein Gesicht dichter an ihres und meine Hände näher an ihre moisturizer-geschminkte Kehle zu bringen. Charlie quiekte, und Shinichro zog mich halb auf meinen Stuhl zurück. Sie starrte mich an und war jetzt puterrot im Gesicht; ihre leicht vorstehenden Zähne blinkten zwischen den paprikaroten Lippen, als sie ihre Worte hervorspie.
    »Vielleicht in Las Vegas?«
    »Nicht, solange ich wach war, verflucht noch mal, nein.«
    »Ladies.«
    Shinichros Stimme klang fest und vernünftig. Debbie schaute ihn scharf an, und sie griff wieder nach ihrem Magazin, schlug es auf und strich es glatt. Aber sie las nicht mehr; das konnte sie nicht, Sie sah aus, als sei sie dicht davor, das Heft mittendurchzureißen. Charlie, dessen entsetztes Gesicht sich in einen Brei aus Schmerz und Verlegenheit verwandelt hatte, stieß verzweifelt gegen mich, um mein Gewicht von seinem Bein herunterzubringen. Ich ließ mich kochend vor Wut auf meinem Stuhl fallen. Shinichro zog den Vorhang zwischen uns und dem Nachbarbett zu, nicht ohne dem Patienten und seinen schockierten, aber interessierten Besuchern freundlich lächelnd zuzunicken. Dann wandte er sich an Charlie.
    »Entschuldigung, aber es gibt jetzt kein Problem mehr. Ihre Verlobte kann die Drams diesem Gangster zurückgeben.«
    »Wenn der glaubt, ich werde eine Million einfach so rüberreichen...«
    Shinichro ignorierte Debbies schrillen, aber durchaus einleuchtenden Einwand und sprach weiter mit dem, der die Hosen anhatte — oder doch wenigstens einen halben Pyjama.
    »Was wäre dann Ihre Absicht?«
    »Ich werde sie verkaufen«, antwortete Debbie; aber obwohl Shinichro sie gehört hatte, redete er weiter mit Charlie, der ihm aufmerksam zuhörte.
    »Diese Drams waren Bestandteil einer Lieferung meines Unternehmens, die Hiroshi Sano an bestimmte und geschätzte Kunden übermitteln sollte. Mein Unternehmen hat die Chips bereits ersetzt. Daher müssen wir uns nun fragen: Warum ist dieser Mann, dieser Gangster, so erpicht darauf, die Originale zu finden?«
    Niemand antwortete. Charlie beäugte Debbie, die weiterhin finster in ihre Illustrierte starrte; dann sagte er: »Deshalb habe ich Sie gebeten, zu kommen. Können Sie es erklären?«
    »Vielleicht...«, fuhr Shinichro in relativ mühelosem Englisch fort, »handelt es sich dabei nicht um den Chip-Typ, den Sie vermuten. Vielleicht sind einige davon, vielleicht alle, nur für diesen... Gangster interessant.«
    »Na, das müßte Ihre Firma aber doch wissen«, meinte Charlie.
    »Nein, bedaure. Soweit es meine Firma betrifft, wurden durch Sano nur Ein-Megabit-Chips ausgeliefert.«
    »Und sie waren eine Million Dollar wert, und Charlie hat sie gewonnen, und jetzt habe ich sie«, sagte Debbie.
    »Sie sind im Moment eine Million Dollar wert. Nicht immer. Ich wiederhole. Die Chips wurden ersetzt. Also. Ich wiederhole. Es muß etwas anderes sein, was dieser Gangster will. Es wird vielleicht mit ihnen zusammen geliefert. Wenn Sie versuchen, sie zu verkaufen, wird Ihr Kunde die Ware zweifellos begutachten, und wenn nicht alles so ist, wie es zu sein scheint, dann könnte es sein, daß Ihr Kunde nicht kauft. Und schlimmer noch: Was ist, wenn dieses geheime Produkt wertvoller ist als Ein-Megabit-Drams?«
    Debbie antwortete darauf nicht sofort. Zum erstenmal blickte sie jetzt ratsuchend zu Charlie hinüber, aber in seinem ausdruckslosen Gesicht fand sie nichts. Sie sah Shinichro an und zuckte cool die Achseln. Sie hatte ein gutes Blatt, aber würde sie es weiterhin richtig spielen? Shinichro appellierte ganz zu Recht an eine Schlüsselempfindung; an die sabbernde, stieläugige Habgier. Aber Debbie biß nicht an.
    »Darauf lasse ich es ankommen«, sagte sie.
    Shinichro stand einen Augenblick schweigend da und überdachte ihre Antwort, wenngleich er anscheinend ihre Beteiligung an der Diskussion immer noch nicht anerkannt hatte. Sie dachte sich zu Recht, daß er vielleicht bluffte, und zu Recht reagierte sie darauf so cool. Shinichro wandte sich wieder an Charlie, der allmählich das hölzerne Aussehen einer Bauchrednerpuppe annahm, deren Lippen sich nicht bewegten.
    »Im Augenblick wissen nur wir, daß Sie die Drams haben.«
    »Und das sind schon zwei zuviel. Ich hab’s dir gesagt, Charlie. Wieso mußtest du

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