Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
Vom Netzwerk:
ein einzelnes Sicherheitslicht angebracht, das den nächtlichen Schauplatz in bläulich weißes Licht tauchte. Dann zoomte die Kamera auf eine Tür mit ausgeschalteter Neonreklame darüber.
    «Sekunde.» Harley tippte mit dem Finger auf den Bildschirm. «Steht da nicht Chesterfield’s? Sieht aus wie ein C und danach ein H …»
    «Das überprüfen wir später», sagte Grace. «Sieh es dir einfach nur an.»
    Eine Frau kam aus der Tür, zog sie hinter sich zu, schloss ab und trat auf den Parkplatz hinaus. Einen Augenblick lang blieb sie stehen und schaute lächelnd hoch zum Himmel, dann machte sie noch ein paar Schritte und hielt abrupt inne.
    «Jetzt hat sie die Kamera gesehen», flüsterte Annie.
    Dann schob sich innerhalb von Sekundenbruchteilen, bevor sie noch Zeit hatten, sich klarzumachen, was sie da sahen, ein Schatten aus der Dunkelheit ins Bild, und an der Kehle der Frau blitzte eine Messerklinge auf. Sie sahen den Männerarm, der ihre Schultern umklammert hielt, das glänzende Metall der Klinge.
    «Großer Gott», hauchte Roadrunner.
    «Nein», rief die Frau, und die Kamera fing ihre Augen ein, die bereits in Tränen schwammen. «Bitte tun Sie mir nichts.» Dann setzte sie bizarrerweise hinzu: «Ich habe doch heute Geburtstag.»
    «Das ist ja grauenvoll», brummte Harley leise, und dann zuckten ihnen allen die Augenlider, während sich das Geschehen auf dem Bildschirm langsam entwickelte. Es gab ein Handgemenge, einen erstickten Schrei, und am Ende des wilden Hin und Hers hockte die Frau auf dem Asphalt, beide Knie zur Seite gesunken, und hatte ein schweres Würgehalsband mit einer Leine daran um den Hals. Man hörte sie röcheln, als die Leine angezogen wurde und das Halsband sich fester um ihren Hals schloss, dann wurde sie aus dem Bild gezerrt.
    «Lieber Himmel», flüsterte Annie. «Was macht der denn …?»
    Grace hob den Zeigefinger, während das Bild plötzlich unscharf wurde und dann heftig zu wackeln begann. «Jetzt verschiebt er die Kamera, um die nächste Szene aufzunehmen.»
    Gleich darauf sahen sie die Frau wieder. Sie saß vor einem Kleinwagen, die Knie an die Brust gezogen, die ausgebreiteten Arme an die Stoßstange gefesselt. Die Leine war so vertäut worden, dass sie ihr den Kopf zurückzog und den Hals freilegte. Dann kam der Mann mit dem Rücken zur Kamera ins Bild, er näherte sich der Frau, das Licht brach sich in der Klinge des Messers, das er drohend hin und her schwenkte, während er immer näher kam. Die Kamera sah ungerührt zu, und die Frau, Gott schütze sie, gab keinen Laut von sich. Tränen liefen ihr über die Wangen und glitzerten im Licht der Sicherheitslampe über ihrem Kopf, doch sie war ganz im Hier und Jetzt und beobachtete ihren Angreifer. Sie war bereit zum Kampf, wartete auf den richtigen Moment.
    Annie schloss die Augen.
    «Nicht, Annie», sagte Grace leise. «Sonst siehst du nicht, was für ein Mensch sie ist.»
    Die Frau saß zusammengekauert auf dem asphaltierten Parkplatz, sie sah das Messer, das vor ihrem Gesicht geschwenkt wurde und ihrer Kehle immer näher kam, doch um nichts in der Welt wollte sie dem Mistkerl die Genugtuung geben, ihm ihre Angst zu zeigen. Und als der richtige Moment gekommen war, holte sie mit dem cowboystiefelbewehrten Fuß aus und trat dem Angreifer genau zwischen die Beine. Erst als er vor Schmerz aufschrie, kam ihr ein triumphierender Laut über die Lippen.
    «Scheiße, du blöde, beschissene Schlampe!»
    Und nun schloss Grace die Augen, weil sie das, was jetzt folgte, bereits gesehen hatte. Sie hatte sich angeschaut, wie das Messer der Frau blitzend an die Kehle schoss, wie ihr das Blut in Strömen über den Hals floss, und wollte das nicht noch einmal sehen. Nie wieder.
    Der Bildschirm wurde wieder schwarz, und eine Zeit lang sagte niemand etwas. Schließlich wandte Agent Smith sich wieder von Graces Computer ab und ging zurück zu dem Tisch am Fenster, der sein Arbeitsplatz geworden war. «Ich rufe in Medford an.» Mehr sagte er nicht. Er nahm das Festnetztelefon, und als am anderen Ende abgehoben wurde, stellte er das Gespräch auf Lautsprecher. «Hier ist Special Agent Smith vom Federal Bureau of Investigation. Ich möchte den leitenden Beamten sprechen.»
    «Am Apparat», entgegnete eine schnarrende Stimme. «Hier spricht Chief Frost, und ich … Mister, ich habe heute Morgen wirklich alle Hände voll zu tun. Kann ich Sie vielleicht zurückrufen?»
    «Ich fürchte nein, Chief Frost. Die genauen Hintergründe werde ich Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher