Siesta italiana: Meine neue italienische Familie
am Hang voller Streuner zu mieten, bestand darin, dass der Mietvertrag Haustiere verbot. Unser Vermieter hatte die Angewohnheit, ohne Vorwarnung aufzutauchen, um im Garten zu arbeiten, und so sah ich mich manchmal gezwungen, Olive zu verstecken wie einen politisch verfolgten Flüchtling. Einen Großteil dieses Buches schrieb ich im Arbeitszimmer, während sie zusammengeringelt auf meinem Schoß lag und ich meine Hand um ihre Schnauze gelegt hatte, damit sie nicht bellte und uns verriet. Schließlich gab ich sie in die Obhut einer vertrauenswürdigen Kollegin Danielas, die trotz ihres Schwurs, sie mit einem halben Jahr sterilisieren zu lassen, immer noch ein Zuhause für acht Welpen sucht.
Als wir das Haus besichtigten, gab es eine Waschmaschine. Als wir einzogen, gab es keine mehr. »Da war nie eine«, behauptete der Vermieter, ein verschlagener, trollartiger Mann mit hängenden Schultern und fauligen Zähnen, der rauchte wie ein Schlot. Als er das Fehlen der Waschmaschine endlich zugab, behauptete er, er habe uns bei der Besichtigung missverstanden. Als Daniela auf das rostige Ding gezeigt und gefragt hatte: » Funziona? «, habe er angeblich gedacht, sie meine die Steckdose, an der sie befestigt war. Natürlich. Statt uns eine neue Waschmaschine zu kaufen, brachten wir unsere schmutzige Wäsche zu Valeria, die sich immer noch weigerte, Unterhosen einer bestimmten Farbe zu waschen.
Unter den Geräten, die ebenfalls noch da waren, war die Wasserpumpe das unzuverlässigste. Sie sorgte nur für ein müdes Tröpfeln, was sich, wenn man darunter stand, eher wie eine Foltermethode als wie eine Dusche anfühlte. Und die paar Tropfen, die herauskamen, waren auch noch kalt, weil der Boiler ebenfalls nicht richtig funktionierte. Da lagen ja am Straßenrand modernere Geräte herum! Einen Klempner zu rufen, damit er kaputte Geräte repariert, kann in kleinen Orten wie Andrano eine höchst frustrierende Angelegenheit sein. Da es im näheren Umkreis so gut wie keinen Wettbewerb gibt, muss man unweigerlich denselben Verbrecher beauftragen, der das Gerät installiert hat. Oder aber seinen Sohn oder Enkel, der den Betrieb geerbt hat. Dieser Mensch ist in der Regel ein compare oder Cousin zweiten Grades, der größeren Aufträgen den Vorzug gibt, weil sie sich rechnen und man sich damit favori für die Zukunft erwirbt.
Daniela rief einen Klempner an, der genauso träge war wie unsere Wasserversorgung. »Meine Frau hat Besuch aus Palermo«, jammerte er, »bitte lassen Sie mich nicht jetzt rausfahren, sonst regt sie sich auf. Ich habe mich erst seit Kurzem wieder mit ihr versöhnt.« Nach einer Woche mit ähnlich lahmen Ausreden tauchte er endlich auf, sagte, er habe nicht die richtigen Ersatzteile dabei, um den Boiler zu reparieren, und würde nächste Woche wiederkommen.
Eine Woche später funktionierte unser Boiler, aber wenn ich ihn benutzte, klang er, als brumme eine Vespa in unserem Haus herum. Das lag daran, dass es kein Wasser gab, das er hätte erhitzen können, weil die Pumpe immer noch nicht richtig arbeitete. Das würde laut dem Klempner auch so bleiben, bis weitere teure Reparaturen getätigt würden.
Trotz technischer Mängel hatte das Strandhaus Charme. Weit weg von zu Hause, aber nah bei Daniela genoss ich den mediterranen Winter in einem Sommerhaus. Eine Zentralheizung hätte nicht schaden können, aber wie die Mieter über uns, die kamen und gingen, froren wir nur selten. Und erst recht nicht, als wir am Meer eingeschneit waren.
22
Das globale Fischerdorf
W inter bedeutete Arbeit, für mich und Daniela. Daniela unterrichtete seit Anfang September und war wieder an ihre frühere Grundschule in Tricase zurückgekehrt. Sie hatte ihre Schüler vermisst, die in ihrer Abwesenheit dramatisch gewachsen und jetzt in dem seltsamen Alter waren, wo ihre Zähne in dem Obst stecken blieben, das sie mittags aßen. Aber die Schüler hatten sie mindestens genauso vermisst. Der Junge, der seine Abschiedstränen damit gerechtfertigt hatte, dass er sagte, er sei schließlich kein Roboter, schlug vor, den Tag ihrer Rückkehr zu feiern, indem er ihn zum Daniela-Tag ausrief, einem besonderen Feiertag, der jedes Jahr mit schulfrei begangen werden sollte. Aus dem cleveren Zehnjährigen wurde bestimmt noch mal ein guter Vermieter.
Danielas Job war gesichert, aber meine Berufsaussichten waren ziemlich prekär. Aber dank Mary aus dem Adria-Express, deren Freundin ich leichter hatte finden können als sie ihren Galeristenfreund,
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