Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
Vom Netzwerk:
der von einem vorsichtigen Schüler gefahren wurde, schlich auf den Parkplatz. Am Wagendach war kein Schild angebracht, das vor Anfängern warnte. Stattdessen waren seine Türen mit magnetischen autoscuola -Schildern geschmückt, von denen eines auf dem Kopf stand. Als das Auto hielt, um den Prüfer aussteigen zu lassen, stürzten sich sieben Fahrlehrer darauf wie Paparazzi und scharten sich um eine junge Frau – die esaminatrice -, die vom Rücksitz kletterte wie ein Filmstar bei einer Premiere. »Die Reihenfolge ist mir egal«, rief sie dem bellenden Rudel zu. »Macht das unter euch aus!«
    Die Frau bahnte sich ihren Weg zum Wagen eines Fahrlehrers, der sie am Arm gepackt hatte und ihr gar keine andere Wahl ließ. Dieses Beispiel von Demokratie veranlasste die anderen, darunter auch Rocco, zu ihren Wagen zu rennen und ihren Schülern zuzurufen, sie sollten mitkommen. Als ich meine Tür schloss, hatte Rocco bereits eine hastige Haarnadelkurve hingelegt und sich den zweiten Platz in einer aus sieben Autos bestehenden Schlange gesichert, die langsam den Parkplatz der Zulassungsstelle verließ. Das erinnerte mich an die Zeit, als sich die Motorradfahrer um ihre Motorräder prügelten, bevor der Grand Prix begann. Eine wütende Stimme schrie von hinten: »Was geht hier vor, verdammt noch mal? Ich war zuerst da, und jetzt bin ich Vierter. Was für ein System ist das eigentlich?« Ich hätte es nicht besser formulieren können.
    Passanten müssen unsere Prozession von autoscuola -Autos für einen Trauerzug für jemanden von der Zulassungsstelle gehalten haben. Rocco schnitt dem ersten Wagen den Weg ab, um zu verhindern, dass er überholt wurde und seinen kostbaren zweiten Platz verlor. Eine Taktik, die beinahe nach hinten losgegangen wäre, weil der Prüfling zu schnell hochschaltete und den Wagen abwürgte, der auf unseren zugerollt kam. Der danebensitzende Fahrlehrer hatte offensichtlich keine Zeit mehr gehabt, die zweite Kupplung zu treten, etwas, das Giovanni laut Daniela bei Fahrprüfungen wiederholt getan hatte. Seine Hilfe beschränkte sich also nicht nur auf Theorie-Prüfungen.
    » Cazzo! «, rief Rocco und stieg auf die Bremse. Motorhauben schossen hinter uns nach rechts und links, was auch nicht gerade dazu beitrug, die Nerven des Prüflings im ersten Wagen zu beruhigen, dem gerade klar wurde, dass er beinahe sieben Autos hatte ineinanderkrachen lassen, bevor er den Parkplatz der Zulassungsstelle überhaupt verlassen hatte. Als ich Rocco fragte, ob die Prüferin den Jungen für das Motorabwürgen bestrafen würde, sagte er, sie sei bestimmt viel zu sehr damit beschäftigt, mit dem Fahrlehrer zu flirten, um es überhaupt zu bemerken. »Diese Frau kann es kaum erwarten«, sagte er mit einem dreckigen Lächeln. »Fahren Sie einfach bloß langsam und bauen Sie keinen Unfall, den Rest erledige ich.« Aber der Prüfling bekam gar keine Chance, noch einen Fehler zu machen, denn ein paar Minuten später, nachdem er Lecce gerade erst erreicht hatte, hielt er am Straßenrand, wo seine Prüfung ein erfolgreiches Ende nahm.
    Während die Prüferin die Dokumente des Jungen vervollständigte, was länger dauerte als die gesamte Fahrprüfung, tauschten Rocco und ich die Plätze, um uns auf meine Prüfung vorzubereiten, die hoffentlich genauso kurz ausfallen würde wie die, die ich gerade beobachtet hatte. Unsere Karawane blockierte die gesamte Spur einer stark befahrenen Straße, und die sich dahinter stauenden Autofahrer fluchten und drückten auf ihre Hupen. Der von den Wohnblocks an der Straße noch verstärkte Lärm ließ die Ladenbesitzer auf den Bürgersteig und die Hausfrauen auf ihre Balkone eilen. Der ganz normale Wahnsinn ging wieder los, nur dass diesmal sämtliche Scheinwerfer auf mich gerichtet waren.
    Rocco wartete beim ersten Wagen, bis die Prüferin den Papierkram erledigt hatte. Als sie damit fertig war, öffnete er die Wagentür und geleitete sie zu seinem Fiat – und verhinderte mit dieser ritterlichen Geste, dass ihm ein anderer Fahrlehrer zuvorkam. Weil sie von dem vielen Hupen abgelenkt wurde, sah die Frau die Straße hinunter und merkte, dass die autoscuola -Autos den gesamten Verkehr aufhielten.
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie mir alle gefolgt sind!?«, rief sie entsetzt.
    »Kümmern Sie sich nicht um die anderen«, entgegnete Rocco ausweichend. Er freute sich auf einen frühen Feierabend und wollte auf keinen Fall zur Zulassungsstelle zurückgeschickt werden. Er wechselte das Thema, indem

Weitere Kostenlose Bücher