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Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
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erneut aus Leibeskräften. Zu seiner Verteidigung muss allerdings gesagt werden, dass er außerdem den Klingelknopf drückte, während er brüllte: »Schwester, wir brauchen Klebeband!« Zu meinem großen Erstaunen brachte die Schwester das Band. Mit seinen bellenden Befehlen schien Antonio alles zu bekommen, außer ein Bad.
    Ein Zimmergenosse nach dem anderen nickte ein und machte im Schlaf mehr Lärm als im Wachzustand. Uccio machte die Luft noch schlechter, indem er die ganze Nacht furzte, während Antonio und Rocco in einem Rhythmus schnarchten, der zunehmend einschläfernd wirkte. Gegen ein Uhr früh schlief ich endlich ein.
     
    Ein einzelner Lichtstrahl drang durch ein Loch in der serranda und erhellte das Kruzifix an der Wand über unseren Köpfen. Il signore , wie ihn die Italiener nennen, hatte die ganze Nacht über uns vier gewacht, von denen zwei innere Blutungen hatten und ein Dritter den Raum mit so viel Gas füllte, dass es für einen Heißluftballon gereicht hätte. Während er sich umdrehte, entschuldigte sich Uccio für sein grollendes Gedärm und sagte, nur so könne er sich ein wenig Erleichterung verschaffen. » Non c’è problema «, erwiderte Antonio. »Furzen Sie, so viel Sie wollen. Aber machen Sie um Himmels willen das Fenster auf!«
    Weil ich der Beweglichste von uns vieren war, bot ich an, die Jalousie hochzuziehen, und füllte meine Lunge mit einem tiefen Atemzug schwüler Salento-Luft. Die Station wachte mit lautem Gähnen, viel Recken und Strecken, gelegentlichem Rülpsen und einem frugalen Frühstück mit Kaffee und einem Croissant auf. Die Größe von Antonios Nierenstein hatte sich herumgesprochen, und Patienten von nebenan kamen an sein Bett, um sich das Trumm anzusehen. So erfüllten sie seinen Besitzer mit Stolz auf etwas, das er so lange verflucht hatte.
    Um seine blutende Blase zu reinigen, hatten die Schwestern Rocco befohlen, viel Wasser zu trinken, wobei sie leider übersahen, dass er keines hatte. Er hätte Leitungswasser trinken können, aber dann hätte er sicherlich im Krankenhaus bleiben müssen. Ich gab ihm das, was noch in meiner Flasche war, und hoffte, Daniela würde bald kommen, damit wir uns in die Bar schleichen und noch etwas Kaffee trinken konnten.
    »Wer will ein Thermometer?«, fragte eine Schwester, die soeben ihren Dienst angetreten hatte.
    » Io «, sagte Antonio.
    »Ich auch«, sagte Rocco und hob die Hand wie ein Schuljunge.
    Eigentlich hätte die Schwester wissen müssen, wer ein Thermometer brauchte, stattdessen verteilte sie sie wie Kopfhörer im Flugzeug. Dasselbe galt für das Blutdruckmessen – es fand nur statt, wenn man sich den Ärmel hochkrempelte. Die Schwestern gingen ihrer Arbeit höchst gleichgültig nach und machten nur das Nötigste. Sie waren eher grob statt unfreundlich, unachtsam, hastig und irgendwie unnahbar. Aufgrund der strengen Nonnen hatte ich etwas anderes erwartet. Aber nach Gottesfürchtigkeit kommt gleich Sauberkeit. Deshalb war die Putzfrau die Gründlichste und donnerte mit ihrem Wischmopp laut gegen Betten und Stühle, während sie den Boden wischte. »Geht das nicht auch ein bisschen leiser?«, beschwerte sich Antonio.
    Kurz nach neun kamen drei Ärzte und eine Nonne vorbei. Sie schoben einen Wagen mit einer Akte für jeden Patienten, auch für die vier in Zimmer 205, neu gewonnene Freunde, die sich nie mehr wiedersehen würden. Uccio durfte noch am Nachmittag nach Hause, während Antonio bis morgen warten musste. Rocco erfuhr, dass gleich eine Schwester kommen würde, um seine Blase zu spülen, und ich, dass meine Kernspin nichts ergeben hätte, was die Zeit und eine Pause vom Tennisspielen nicht heilen könnten, meine Entlassung wurde bereits vorbereitet. Ich war begeistert. Selbst wenn man nicht wirklich krank ist, freut man sich über die Nachricht, das Krankenhaus verlassen zu dürfen.

26
     
    Die italienische Inquisition
     
    W enn man keine Ahnung hat, was man mit seinem Leben anfangen soll, ist das vielleicht nicht gerade der ideale Zeitpunkt, jemanden zu fragen, ob er es mit einem teilen will. Aber nach zwei Jahren mit Daniela wusste ich eines ganz genau: Ich konnte in ihrem Land bleiben oder es verlassen, aber sie könnte ich niemals verlassen. Als Don Francesco also gegen Ende des Jahres in der Mitternachtsmette die Geburten-, Todes- und Hochzeitsmeldungen vorlas, enthielt diese auch meine und Danielas Hochzeit – und einer der Todesfälle wäre beinahe ihre Mutter gewesen.
    Obwohl wir bekanntermaßen sehr

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