Siesta italiana: Meine neue italienische Familie
Daniela trotz der vor uns liegenden Herausforderungen gelobte, wovon ihr Barzini abriet, nämlich Chris und Crris zu lieben und zu ehren, während ich Daniela dasselbe gelobte, bis dass der Tod uns vier scheidet.
Kurz vor sieben wurden wir in der Burg gegenüber von Danielas Garten zu den Klängen des Matratzenverkäufers, der gerade seine Runde drehte, und denen einer keltischen Melodie vom Vizebürgermeister von Andrano zu Mann und Frau erklärt. Dieser machte dem Gesetz und den Traditionen seiner Heimat alle Ehre, indem er die Tricolore-Schärpe der italienischen Republik quer über seinem Maßanzug trug. Er sah fantastisch aus, wie ein schön verpacktes Hochzeitsgeschenk.
Die Menge applaudierte, unsere Mütter wischten sich die Tränen aus den Augen, und mein Vater sauste wie eine eingesperrte Fliege im Raum herum und machte noch mehr Fotos als der Fotograf. Ich war stolz, ihn als » Best Man « zu haben, obwohl die Italiener einen weniger schmeichelhaften Begriff benutzen, nämlich testimone , also Trauzeuge. Komisch eigentlich, wo sie doch sonst keine Gelegenheit auslassen, jemanden zu loben. Er hörte nur auf zu knipsen, um auf der Heiratsurkunde zu unterschreiben, eine Formalität, die von Paolo, dem Rathausangestellten, überwacht wurde, der keine Zeit gehabt hatte, sich zu diesem Anlass die Fingernägel zu säubern.
Alle anderen hatten sich ausgiebig herausgeputzt, vor allem der Vizebürgermeister, dessen Unterschrift auf der Urkunde die Zeremonie beendete. Jetzt musste ich nur noch 200 Wangen küssen und durfte mich anschließend betrinken.
Daniela und ich waren begeistert von der Zeremonie, einer Mischung aus italienischem Gesetz, australischer Poesie und irischer Musik, die, wie ein Gast es ausdrückte, » originalità, personalità e spiritualità « besaß. Selbstbewusst und stur wie wir waren, hatten wir einem ebenso sturen Dorf gezeigt, wie man den Glauben anderer respektiert, dass die Welt dadurch eher bereichert als befleckt wird und dass die Akzeptanz anderer Werte weitaus christlicher ist, als jedes Mal auf die Knie zu sinken, sobald man ein Buntglasfenster sieht. Sogar Danielas Mutter sprach anschließend von der »einzigartigen Spiritualität« unserer Zeremonie. Auch wenn sie sich nie für ihre »italienische Inquisition« entschuldigte, zeigte sie uns doch, dass sie ihren Fehler einsah. Und für Daniela war ein später Segen ihrer Mutter immer noch besser als gar keiner.
Nachdem wir uns durch die Menge geküsst hatten, wurden wir mit confetti und Makramee-Bumerangs beworfen. Letztere hatte Hiroshi, unser japanischer Freund aus Mailand, in mühsamer Handarbeit selbst gebastelt. Mit Erlaubnis des Vizebürgermeisters betraten Daniela und ich anschließend den Balkon der Burg, um die Gäste auf der Piazza darunter zu grüßen. Unsere Bitte war höchst ungewöhnlich. In den zwei Jahren in Andrano war ich unzählige Male stehen geblieben, um den Balkon zu bewundern, hatte jedoch nie jemanden darauf gesehen. Der Barock- balcone ist ein wichtiges Wahrzeichen Andranos. Er wurde direkt in die Burg gemeißelt und ist von verschwenderischer Pracht. Wenn man zwischen seinen Zinnen und Säulen steht, hat man einen fantastischen Blick über den ganzen Ort. Das gesamte centro storico liegt einem zu Füßen: Piazza Castello, La Chiesa di Sant’Andrea und auf der kopfsteingepflasterten Gasse im Schatten des Glockenturms ein Mosaik mit Andranos Wappen. Letzteres zeigt le sette spighe – die sieben Weizenähren – und symbolisiert den bäuerlichen Ursprung der sieben Gründerfamilien Andranos.
Inzwischen sind Jahrhunderte vergangen, auch wenn die Zeit vom Balkon aus betrachtet stehen geblieben zu sein scheint, und Andrano hat 5000 Einwohner, zu denen ich auch gehöre, offiziell ebenso wie emotional. Über Andranos schiefe Dächer zu schauen war wirklich ein krönender Abschluss. Außerdem hatte es aufgehört zu regnen, die Wolke war verschwunden, und die Hausfrauen kehrten auf ihre Terrassen zurück, um die Wäsche erneut zum Trocknen aufzuhängen. Noch vor zwei Jahren waren die Gassen unter mir der reinste Irrgarten gewesen. Jetzt konnte ich blind hindurchfahren, ohne in ein einziges Schlagloch zu geraten. Noch vor zwei Jahren war die Frau, die mich in dieses merkwürdige Dorf brachte, eine Fremde. Jetzt hatten wir uns untergehakt, und sie war meine Frau.
»Ihr seht aus wie Mussolini und seine Geliebte«, rief Concetta zu unserer Bühne hinauf. Concetta war Danielas testimone , eine Zeugin im wahrsten
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