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Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Siesta italiana: Meine neue italienische Familie

Titel: Siesta italiana: Meine neue italienische Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Harrison
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hatte die Handtasche?«
    »Äh, schwarz«, sagte Daniela zögernd und hielt die Protagonistin der Geschichte hoch. »Es ist diese hier.«
    Sein Blick schweifte von links nach rechts. Er murmelte etwas Unhörbares. Er sah die alte Olivetti an, und dann Daniela. Obwohl er ihren Anruf entgegengenommen hatte, hatte er offensichtlich sämtliche Details unseres nächtlichen Handtaschenabenteuers vergessen. Er zeigte auf die Tasche, die sich laut seiner Meldung immer noch in den Händen der »ignori malfattori « befand. Er wirkte nervös und sagte das, was nun kam, nur höchst ungern: »Aber das ist doch nicht gestohlen , signora .«
    Daniela hob eine Hand, um den Mann zum Schweigen zu bringen und ihm weitere Peinlichkeiten zu ersparen. Sie schwieg, holte tief Luft und lächelte mir verstohlen zu. Dann fing sie noch einmal von vorn an und erzählte die ganze Geschichte genauso langsam und umständlich, wie der Beamte sie aufgeschrieben hatte. »Wie ich bereits am Telefon erwähnte, wurde mir diese Handtasche« – sie hielt sie erneut hoch – »letzte Nacht gestohlen und heute Morgen zurückgegeben. Auf den Rat meiner Bank hin muss ich sie von zehn Uhr dreißig bis um acht Uhr heute Morgen gestohlen melden. Denn nur dann wird mir Geld ersetzt, falls die Diebe meine Kreditkarten missbraucht haben, bevor sie mir die Tasche vor die Tür legten.«
    Beruhigt von ihren klaren Angaben, spielte der carabiniere seine erste richtige Karte in diesem Spiel aus.
    »Warum fragen Sie nicht einfach bei der Bank nach, ob überhaupt Geld abgehoben wurde?«
    »Die Bank weiß das frühestens morgen Nachmittag. Deshalb hat man mir geraten, den Diebstahl anzuzeigen, nur für alle Fälle.«
    Der Beamte begriff, sah aber keine Veranlassung mehr, diesen Roman ohne richtigen Plot fortzusetzen.
    »Aber dieses Formular ist für gestohlenen Besitz gedacht. Sie haben Ihre Handtasche allerdings wiederbekommen, und so kann ich sie wohl kaum als gestohlen melden, oder?«
    Für einen Glatzkopf war er ein ziemlicher Haarspalter.
    Ich überraschte alle Beteiligten einschließlich mich selbst, indem ich in perfektem Italienisch folgenden Vorschlag vorbrachte: »Können Sie nicht schreiben, dass die Handtasche gestohlen und dann zurückgegeben wurde?«
    »Aber dieses Formular ist für gestohlene Gegenstände gedacht, die vermisst werden. Wenn ich es ausfülle, gilt die Tasche für uns nach wie vor als vermisst.«
    »Gibt es denn kein Formular für Gegenstände, die gestohlen und dann zurückgegeben werden?«, fragte Daniela.
    » No, signora .«
    Daniela überlegte einen Moment. Wenn sie in zweiunddreißig Jahren in Süditalien eines gelernt hatte, dann zu improvisieren.
    »Was, wenn wir so tun, als ob die Tasche nicht zurückgegeben wurde und immer noch vermisst wird? Dann könnten wir das Formular doch ausfüllen.«
    Der carabiniere sah aus dem Fenster und strich über seinen Alfalfa-Schnurrbart.
    »Warum eigentlich nicht?«, entgegnete er vorsichtig, so als spüre er irgendwie, dass bestimmte Gründe dagegen sprachen, ohne zu wissen, welche.
    »Ah«, seufzte Daniela. » Alleluia .«
    Schon deutlich weniger begeistert beugte sich der Beamte über die Olivetti. Als er Daniela anschließend bat, alle Gegenstände aufzulisten, die in ihrer Handtasche gewesen waren, entgegnete sie schlau, dass nur ihr Geldbeutel darin gewesen wäre, um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften. Nach ein paar Minuten war die Anzeige beinahe komplett. Der carabiniere las seine Schlussfolgerung laut vor: »… hiermit melde ich den Diebstahl innerhalb von achtundvierzig Stunden, damit mir die Bank den Schaden ersetzen kann, falls Geld unter der Versicherungspolicenummer …«
    Er sah zu Daniela auf, die ihre Augen geschlossen hatte.
    »Wie lautet die Versicherungspolicenummer der Bank?«, fragte er.
    »Woher soll ich das denn wissen?«, gab Daniela gereizt zurück. Vom Strand einmal abgesehen, sah ich zum ersten Mal, wie sie rot wurde. »Das ist doch Sache der Bank. Es geht hier nicht um eine Versicherungspolice zwischen mir und der Bank. Das ist einfach nur eine Sicherheitsgewährleistung der Bank für ihre Kreditkartenkunden.«
    »Aber ich brauche die Nummer, sonst kann ich das hier nicht fertig ausfüllen.«
    »Warum haben Sie das überhaupt hingeschrieben?«
    » Mi scusi ?«
    »Diese Art Police hat keine Nummer.«
    »Das muss sie aber.«
    »Sie hat keine.«
    So kamen wir eindeutig nicht weiter. Daniela und der carabiniere tauschten verzweifelte Blicke. Ich legte meine Hand auf ihre

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