Siesta italiana: Meine neue italienische Familie
halten einfach mitten auf der Straße und decken die Scheiben mit Zeitungspapier ab. Um sich der ungeteilten Aufmerksamkeit ihrer Partnerinnen zu versichern, decken manche Männer die Windschutzscheibe lieber mit der Sportzeitung ab. Vielleicht ist das der Grund, warum die Gazzetta dello sport rosa ist – um für die richtige Stimmung zu sorgen.
Im Bunker entschuldigte ich mich und kehrte an den Strand zurück, wo es auf den Steinen ebenfalls ziemlich heiß herging. Ein merkwürdiges Paar saß in einer anzüglichen Pose auf einer Plastikliege. Der Haaransatz des Mannes hatte sich weit nach hinten, sein Bauch aber dafür nach vorn verlagert, und er ergraute ebenso schnell, wie er braun wurde. Seine dreißig Jahre jüngere Gespielin war bis auf einen schwarzen Stringtanga, die Ringe an jedem Finger und ihre lackierten Zehennägel vollkommen nackt. Sie spielte ebenso andächtig wie affektiert mit dem Kreuzanhänger in der Brustbehaarung ihres Geliebten und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Dick und selbstherrlich wie ein Mafioso auf Urlaub ließ er ihre Liebkosungen scheinbar gleichgültig über sich ergehen, aber die Beule in seiner Badehose sprach eine andere Sprache.
Viele Italiener legen sich eine Geliebte zu, vor allem auf Sizilien, wo die ewige Liebe angeblich gerade mal zwei Jahre dauert. Danielas Klasse beschäftigte sich einmal mit dem Familienstammbaum, als ein achtjähriges Kind die Hand hob und fragte: » Maestra , und wo muss ich Papis Freundin einzeichnen?« In der Hölle, würde Mama sagen. Die Sommerhitze muss Untreue begünstigen, denn ein Drittel aller Scheidungen wird im September eingereicht. Eine Zeitung veröffentlichte sogar die besten Orte, an denen man seinen Partner betrügen kann. Laut dem Messaggero machen polygame Menschen vor allem in der Versilia Urlaub, während sich die monogamen auf der Insel Elba oder in Rom sonnen. Wahrscheinlich deshalb, weil der Mindestabstand von Schirm zu Schirm an römischen Stränden vier Meter betragen muss. Je näher der Vatikan liegt, desto weiter liegen die Handtücher auseinander.
Francesco fand, wir sollten ein Tretboot mieten, um zu den Grotten zu gelangen. Obwohl wir dort bestimmt ein weiteres Teenagerpärchen überraschen würden, stimmte ich bereitwillig zu. Daniela fand, ich solle das Reden übernehmen, um mein Italienisch zu verbessern. Als ich bei der Bootsvermietung anstand, wiederholte ich den schlichten Satz in Gedanken immer wieder. Als ich schließlich drankam, sagte ich in fließendem Italienisch ohne die Spur eines Akzents: » Possiamo noleggiare un pedofilo per favore ?« Perfektes Italienisch, auch die Grammatik war einwandfrei. Aber warum brach dann Francesco in lautes Gelächter aus? Daniela schlug sich sogar die Hand vor den Mund. Ganz einfach, weil ich einen »Pädophilen« hatte mieten wollen statt ein »Tretboot«. » Pedalò «, verbesserte mich Daniela. »Nicht pedofilo .« Mein Selbstvertrauen war schwer angeschlagen, und Daniela musste mich wieder unter ihre Fittiche nehmen. Ich hatte das Wort für »pädophil« nicht mal gekannt, bevor ich es ausgesprochen hatte. Als wir hinaus aufs Meer strampelten, sah der Mann vom Bootsstand gerade noch einmal auf sein handgeschriebenes Schild, nur um sicherzugehen, dass es wirklich mein Fehler gewesen war.
Daniela und ich schwammen in den Grotten herum, während Francesco Krabben fing, sie auseinanderriss und roh aß. Sowohl auf Sizilien als auch in Apulien genoss ich das ruhige Meer, muss aber zugeben, dass ich das Wasser ohne Wellen nach einiger Zeit ziemlich langweilig fand. Da ich mit Surfen am Bondi Beach aufgewachsen bin, verbinde ich das Wort Strand mit Wellen, die einen vom Brett spülen, und nicht mit Entspannung. In Australien greife ich zum Surfbrett. In Italien zum Buch.
Nach einer Stunde kehrten wir an unseren Strand zurück und stellten fest, dass Antonio und die anderen sich wieder gefunden hatten. Wir sonnten uns, bis uns der Magen knurrte und Daniela meinte, es sei Zeit, aufzubrechen. Als wir Antonios Fiat erreichten, sahen wir, dass der Seitenspiegel kaputt war und nur noch an einem Stück Draht hing. » Va bene «, sagte sein Eigentümer gleichgültig. »Ich benutze ihn sowieso nie.« Wenn Antonio Hunger hat, fährt er noch schneller als sonst, und so waren wir bald wieder auf unserem Hügel, wo Franco immer noch im Garten auf und ab ging und sich Valeria darüber beschwerte, was meine Unterwäsche ihrer Wäsche angetan habe.
Daniela übersetzte das Lamento ihrer
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