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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich dir weiterhelfen, denke ich mal. Sie war irgendwann einfach nicht mehr da, und dann war Judith zu Ende.«
    »Eine schöne Frau?«, fragte Jennifer.
    »Ja«, bestätigte er. »Er hatte immer die besten.«
    »Könnte es sein, dass man ein Foto von dieser Judith auftreiben kann? Ich meine, heutzutage fotografiert doch jeder«, sagte ich »Da kann ich rumfragen, das müsste machbar sein. Sagt mal, könnt ihr noch einen Kaffee machen? Ich muss schließlich noch fahren.«
    »Du kannst auch hier schlafen«, bot ich ihm an.
    »Ich bin ein leidenschaftlicher Heimfahrer«, lächelte er.
    Es war elf Uhr in der Nacht, und ich dachte an Rodenstock und wollte wissen, wie der Stand der Dinge war. Ich ging hinaus auf die Terrasse und rief Emma an.
    »Ja«, sagte sie nur schwach, als sei sie sehr erschöpft.
    »Warst du bei ihm?«
    »Ja, war ich. Er sieht aus wie ein uraltes Kind, und ich dachte, er liegt hier herum und stirbt. Aber sie sagen, er ist stabil. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Strippen an ihm dranhängen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er noch mal wird. Aber dann denke ich, dass er stark ist, wenn es sein muss.«
    »Hat er dich erkannt?«
    »Das glaube ich nicht. Sie sagen, ich muss einfach geduldig sein. Morgen um 14 Uhr kann ich wieder hin.«
    »Dann komm doch heim. Wie ich dich kenne, wirst du in einem Hotel verrückt.«
    »Ja, da hast du recht. Baumeister, ich hab angefangen für ihn zu beten. Und ich habe gemerkt, ich kann das gar nicht mehr.«
     
    Ich wachte auf, es war sieben Uhr am Morgen, durch meinen Garten tobten zwei Eichelhäher und jagten sich, pure Lebenslust. Jennifer hatte sich in der Nacht nicht zu mir geflüchtet, ich hörte sie oben auf dem Dachboden telefonieren. Ich setzte einen Kaffee an und gab dem Kater etwas zu fressen. Dann ging ich auf die Terrasse und rief Kischkewitz an. Ich erzählte ihm von diesem Foto, und er reagierte sofort.
    »Ich schicke dir einen Mann. Er holt es. Kannst du mir etwas zu Rodenstock sagen?«
    »Nichts Neues. Sie haben Bypässe gelegt, und Emma hockt in einem Hotel in Trier und wird langsam verrückt. Ist bei euch irgendetwas Neues herausgekommen?«
    »Nein.«
    »Gregor Bleibtreu hat gestern Abend erzählt, dass es eine Frau gab, die etwas länger bei Jakob Stern blieb. Das ist ein Jahr her. Er wusste nur, dass sie Judith heißt.«
    »Was nützt uns das?«, fragte er erschöpft.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ja, eben!«, sagte er bitter.
    »Nachdem das Foto von Jamie-Lee vorliegt: Gehst du jetzt auf die Eltern los?«
    »Ich kann das nicht entscheiden, dass muss mein Kollege entscheiden, aber es sieht so aus, als könnten wir uns darum nicht kümmern. Das müssen andere untersuchen. Auf jeden Fall wird das viel Wirbel geben.«
    »Es werden todsicher Journalisten auftauchen, die die Frage aufwerfen, ob man die Kleine nicht noch einmal untersuchen soll.«
    »Na, sicher wird das passieren. Wann fährst du ins Krankenhaus?«
    »Wenn Emma ihr Okay gibt, nicht eher. Was ist bei der Untersuchung der Firma vom Vonnegut herausgekommen?«
    »Bis jetzt nur, dass diese Firma existierte, eben Jakobs Arche. Vonnegut hat sie einer seiner Firmen angegliedert. Aber bis jetzt ist den Spezialisten nichts aufgefallen, wirklich nichts. Belege, Nachweise, Steuerzahlungen, Erklärungen, Quittungen, Reiseabrechnungen, der ganze Scheiß, aber nichts, was auffällt. Irgendjemand hat diese Firma ausgelöscht, aber wer? Hast du einen Ansatz?«
    »Nichts«
    »Wir sehen uns«, sagte er und unterbrach das Gespräch.
    Jennifer tauchte in einem Morgenmantel auf und setzte sich zu mir. »Ich habe meiner Mutter gesagt, ich bleibe noch eine Weile. Und sie soll dem Mann sagen, dass ich ihn nicht heiraten kann. Ich will einen Beruf.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Das ist sehr gut.«
    »Und was kann ich tun?«
    »Was möchtest du denn tun?«
    »Vielleicht in ein Krankenhaus nach Afghanistan gehen?«
    »Wieso das?«
    »Weil ich glaube, dass es gut ist, wenn ich etwas für andere tun kann.«
    »Es gibt Ärzte ohne Grenzen. Die brauchen immer Leute.«
    »Oder Afrika?«, fragte sie.
    »Afrika braucht jede Menge Menschen, die helfen wollen. Und vielleicht kannst du deinen Vater bitten, dass er dich bezahlt. Ordentlich pro Monat eine feste Summe. Dann liegst du keinem auf der Tasche.«
    »Und wenn ich das nicht durchstehe?«
    »Du wirst das schaffen.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Na, sicher ist das mein Ernst. Und dann habe ich überlegt, dass es gut wäre, wenn du zu Emma nach Trier fährst.

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