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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gekrochen ist?«
    »Rodenstock! So was macht ein anständiger Schamane nicht!« Endlich begann er zu lachen. »Und was macht ein anständiger Schamane?«
    »Das werden wir herausfinden.«
    Milzenhäuschen, Krekel, Rodenstocks Auto durfte jetzt richtig zeigen, was es konnte. Schleiden, Gemünd, dann nach links, das Ding röhrte, und wir schwiegen.
    »Wo willst du denn eigentlich hin?«
    »Na ja, in dieses Sauerbachtal«, sagte er. »Da, wo der Kerl auf dem Baum hockt.«
    »Ich schlage die Stelle vor, von der aus man das Tal einsehen kann und das Gehöft gut zu übersehen ist. Dann kannst du Kischkewitz anrufen.«
    »Das ist eine gute Idee«, antwortete er.
    Also fuhr ich die Stelle an und nahm den Kamerakoffer mit. Ich setzte das 400er Rohr auf die Nikon und sah das Gewimmel dort unten in diesem unbeschreiblich grünen Tal.
    »Kannst du irgendetwas erkennen?«, fragte Rodenstock.
    »Ja, natürlich. Sie haben alles mit diesem rot-weißen Plastikband abgesperrt, es sind mindestens zehn in Uniform, und mindestens zwanzig Zivile. Sie rennen hin und her, sie reden miteinander, sie sind gut beschäftigt. Durch die Kamera sehe ich sie so, als seien sie ein paar Meter weit weg. Moment mal. Kannst du die drei Männer erkennen, die rechts auf dem Weg vom Gehöft stehen?«
    »Ja, gut sogar.«
    »Das ist Kischkewitz. Ruf ihn mal an und sag ihm, wir stehen auf dem östlichen Waldhang, wenn er den Kopf hebt, kann er uns sehen.«
    Ich begann zu fotografieren, wobei ich erst einmal sämtliche Fernsehteams aufnahm. Ich zählte sechs. Ich bekam die heiligen Eichen gut zu sehen, konnte aber aus dieser Perspektive Einzelheiten nicht ausmachen, die Bäume waren zu dicht belaubt, wir standen zu hoch über ihnen.
    Dann sah ich zwei uniformierte Polizisten zu den Eichen hinrennen und ein Fernsehteam ziemlich dicht an den Bäumen arbeiten, wahrscheinlich waren sie einfach aus dem Wald des jenseitigen Hangs gekommen und wurden jetzt verjagt.
    Hinter mir sprach Rodenstock mit Kischkewitz, aber ich achtete nicht darauf, was er sagte. Ich versuchte, das kleine Haus zu fotografieren, das rechter Hand vom Gehöft in ungefähr zweihundertfünfzig Metern Abstand im Grün hockte. Es wirkte klein und komischerweise völlig neu, es wirkte wie die früheren Austragshäuschen, in denen die Alten bis zu ihrem Ende leben konnten. Ich bekam es nicht ganz aufs Bild, weil die rechte Seite von einer gewaltigen Buche verdeckt war, die unter uns im Hang stand.
    »Bist du fertig?«, fragte Rodenstock hinter mir.
    »Ich habe ungefähr sechzig bis siebzig«, antwortete ich. »Es ist ein guter Platz für eine Gesamtansicht, aber mehr auch nicht.«
    »Wir sollen da in der Schneise runter«, sagte Kischkewitz. »Und wir sollen sagen, dass er auf uns wartet. Er will dein 400er Rohr ausnutzen, er sagt, der Fotograf, der da rumturnt, hat sein Handwerk gelernt, als der schnellste Apparat eine Box war.«
    »Da runter? Mit dem Kamerakoffer? Der hat Nerven.«
    »Na los«, sagte Rodenstock. »Stell dich nicht so an.«
    Also turnten wir die Schneise hinunter, und zuweilen war es so steil, dass es aussah wie der freie Fall. Einmal rutschte mir der Koffer von der Schulter und machte sich selbstständig, bis er gegen einen Baumstumpf knallte und liegen blieb.
    »Das ist gut für meine alten Knochen«, behauptete Rodenstock keuchend.
    »Lüg nicht!«, erwiderte ich.
    Endlich erreichten wir die Talsohle und wurden sofort von einem Uniformierten angesprochen, der hinter einem blühenden Holunder auftauchte und strahlend sagte: »Ts, ts, ts. Das haben wir aber gar nicht gern, meine Herren.«
    »Wir werden erwartet«, sagte Rodenstock muffig. »Vom Oberrat Kischkewitz. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihn verständigen.«
    Er fragte sehr förmlich nach, wen er denn zu melden habe, und sagte dann: »Bleiben Sie bitte hier stehen, ich kümmere mich um die Sache.«
    »Wir bleiben hier!«, versprach ich. Dann öffnete ich den Koffer und setzte das Rohr wieder auf. Sicherheitshalber wechselte ich die Batterien für den Motor aus, es konnte peinlich werden, wenn die den Geist aufgaben.
    Kischkewitz kam auf uns zu und winkte. Dann gingen wir ihm entgegen, und trafen ihn ungefähr hundert Meter von dem Gehöft entfernt. Er wirkte angespannt und müde, er sagte nicht einmal Guten Tag. »Passt auf, Baumeister: Um jeden Krach zu vermeiden, gehst du auf den Beamten der Mordkommission zu, der bisher fotografiert hat. Er heißt Roland Major, wie der Major. Ich habe ihn gebeten, dir zu sagen, was er

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