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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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angefahren und brüllte ihn an: >Franz! Los! Einsteigen!< Aber Franz rührte sich nicht, ich nehme mal an, der schlief tatsächlich. Dann gingen dem Jakob Stern die Pferde durch, er stieg aus seinem Auto, ging zu seinem Bruder und schlug ihn ins Gesicht. Unheimlich brutal, muss ich sagen. Und dazu sagte er wütend: >Du ewig besoffenes Schwein!< Natürlich war der Franz Stern jetzt wach, versuchte, die Arme vor den Kopf zu kriegen, um sich zu schützen. Das nutzte aber nichts, Jakob Stern schlug noch einmal zu. Dann ging er zu seinem Auto und fuhr weg. Meiner Ansicht nach müssen ungefähr vier bis sechs Zeugen das gesehen haben. Jetzt saß der Bruder Franz auf seiner Bank und war leichenblass. Und er sagte wörtlich: >Ich werde dieses Schwein töten! Dieses hochanständige Schwein !< Ich habe jedes Wort verstanden, weil ich auf der nächsten Bank saß, und die ist knappe drei Meter entfernt. Jetzt sind Sie nicht erreichbar, ich werde mich aber wieder melden.« Kein Name, keine Adresse, keine Telefonnummer.
    Die nächste Nachricht war von einer Frau hinterlassen worden: »Mein Name ist Ida Wohl, ich arbeite für den WDR in Köln. Da ich annehme, dass Sie über den Tod von Jakob Stern berichten werden, schlage ich vor, dass wir vielleicht unsere Fakten austauschen. Das bringt doch für beide einen Gewinn, denke ich. Meine Nummer ist…«
    Dann ging ich hinunter und gab dem Kater ein wenig zu fressen. Er war offenbar immer noch beleidigt und drückte sich auf der Terrasse herum, als gäbe es mich gar nicht. Den Napf mit dem Fressen übersah er, für jemanden mit Fresssucht wie ihn eine Spitzenleistung. Dann sprang er auf die Bank und von der Bank auf den Tisch.
    »Hör zu«, sagte ich scharf. »Das ist immer noch mein Haus, und du benimmst dich hier, wie ich es will, verstanden?«
    Jennifer saß in einem Gartenstuhl und bemerkte: »Das ist aber eine erfolgreiche, einmalige Dressur! Ihr zwei solltet im Zirkus auftreten.«
    Mein Kater saß noch immer auf dem Tisch. »Vielleicht klappt es, wenn du ihn höflich bittest«, sagte sie und lachte unverhohlen.
    »Runter da!«, schnauzte ich und warf beide Arme drohend nach vorn. Er sprang runter und verdrückte sich.
    »Das Landleben ist so gemütlich«, sagte die Frau aus Sao Paulo und grinste mich an. »Ach, da liegt übrigens ein Goldfisch im Gras.«
    »Im Gras?«
    »Da! Gleich stehst du drauf Wie kommt der da hin?«
    »Er wollte wahrscheinlich eine Spritztour machen. Nein, nein, das war der Kater. Das macht er jedes Mal, wenn er sauer ist.«
    »Aber wie kriegt er sie?«
    »Er legt sich ins Gras ans Wasser und rührt sich nicht. Und die Fische sind dämlich genug, ihn nicht zu entdecken. Sie kommen also an den Rand, knabbern an der Entengrütze und dösen, und mein Tiger schlägt erbarmungslos zu. Das Blöde ist, ihm schmecken sie nicht, er lässt sie einfach liegen.«
    »Hast du einen Schluck zu trinken? Wasser vielleicht?«
    »Habe ich.« Ich ging hinein und holte eine Hasche Wasser und die Gläser. »Und wenn deine Zeit bei Emma um ist: Wohin geht es dann?«
    »Es gibt noch einen Ableger in Schweden, in Stockholm. Aber da werde ich wohl verzichten. Meine Mutter sagt, die sind so grauenhaft orthodox. Und das möchte ich mir nicht antun.«
    »Und in welchen Beruf wirst du gehen?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht die UNO in New York. Mein Vater hat da Verbindungen. Aber da müsste ich vorher auf eine Uni und mindestens ein paar Semester Soziologie machen. Und Soziologie liegt mir wahrscheinlich nicht.« Sie wedelte mit beiden Händen. »Sag mal, könnten wir vielleicht über etwas anderes reden? Ich finde mich und mein Leben langweilig.« Sie wirkte hölzern und abwehrend, verlegen und seltsam hoffnungslos.
    »Warum denn Soziologie? Muss das sein? Warum nicht Psychologie? Oder Wirtschaftswissenschaften? Und warum überhaupt ein Studium? Oh, ich will nicht indiskret sein. Wir könnten jetzt zu Emma fahren, wahrscheinlich warten die schon auf uns.«
    »Erst mal muss ich für kleine Mädchen.«
    »Rein ins Haus, im Flur halbrechts.«
    Ich blieb hocken und starrte ins Wasser. Ich hatte Molche entdeckt und fragte mich, wie sie in meinen Teich gekommen waren. Es waren Kammmolche, und es waren mindestens fünf. Kamen die irgendwoher, weil sie den Teich wittern? Und wie nahmen sie die Straße und die steilen und senkrechten Mauern von meinen Nachbarn her? Konnte es sein, dass diese Molche im Efeu die Wände hochkletterten, um das Wasser zu erreichen? Der Teich war jetzt zwölf

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