Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
willst du mit der?«
»Sie fragen, wie es ihr geht, wie sie sich jetzt fühlt. - Wo ist sie zu Hause? Hier?«
»Nein, unten in Heimbach.«
»Wollen wir sie anrufen?«
»Und was willst du fragen?«
»Nichts Besonderes, wie es ihr geht. Also, wie heißt Semana mit bürgerlichem Namen?«
»Ortrud Richter. Aber was soll das?«
»Wo lebt sie denn?«
»In Schleiden.«
»Hat sie einen Beruf, oder ist sie Hausfrau? Wie alt ist sie denn?«
»Sie ist sechsundfünfzig, aber sie sieht noch toll aus.«
»Na, das ist aber ein großer Trost. Ruf diese Iris an und frag sie, ob sie mal eben kommen kann. Es dauert nicht lange, es geht ganz schnell.« Ich stand auf. »Ich gehe mal an die frische Luft. Ruf sie bitte an, sag ihr einfach, du brauchst ihre Hilfe.«
Ich ging aus der Wohnung die Treppe hinunter und stellte mich auf die schmale Straße. Ich stopfte mir eine kugelige Crown 200 von Poul Winslow und hoffte, dass ich irgendeinen Erfolg haben würde. Ich wollte Britt Babenz helfen, ich wollte ihren Kindern helfen, die ich gar nicht kannte. Als ich mich fragte, was denn das mit dem toten Jakob Stern und dem toten Friedrich Vonnegut zu tun haben könnte, musste ich mit einem schlichten »gar nichts« antworten. Irgendeine Verbindung war nicht erkennbar.
Dann öffnete Britt ein Fenster und sagte: »Sie kommen gleich. Iris sagt, sie bringt ihren Mann mit, weil der schließlich auch betroffen ist.«
»Das ist gut. Hast du ein Stück Brot?«
»Ja, sicher.«
Sie hatte eine scheußliche Marmelade auf das Brot gestrichen und sagte einfach: »Ich habe nichts anderes, wir haben nie etwas anderes in der letzten Zeit. Und ich weiß nicht, was das gleich bringen soll. Da kommt doch nichts bei heraus.«
»Langsam«, sagte ich. »Das wissen wir noch nicht.«
Zehn Minuten später kamen sie. Iris Buschkamp war eine dralle Person, die viel Fröhlichkeit ausstrahlte, aber jetzt deutlich misstrauisch war. Ihr Mann, Peter, war ein typischer Eifeler.
Jung, freundlich aber zurückhaltend, mit dem Gehabe eines Handwerkers, richtig solide.
»Was ist denn los?«, fragte Iris. »Irgendwas passiert?«
»Nein, es ist nichts passiert«, erklärte ich. »Wir wollen nur ein paar Fragen klären. Also, die Hexen haben Ihnen geholfen, wenn ich Britt richtig verstanden habe.«
»Kann man so sagen«, erwiderte Iris. »Wir, also mein Mann und ich, waren damals auseinander. Jetzt sind wir wieder zusammen. Aber wir möchten eigentlich nicht drüber reden, weil wir daran interessiert sind, dass dieser Zustand schnellstens aufhört. Und die Leute von der Sparkasse haben zugesichert, dass sie mitziehen und den Kredit ablösen.«
»Wieso Kredit?«, fragte Britt verwundert.
»Na, ja, was damals ablief«, sagte Iris sachlich. »Du weißt das, ich dachte, du bist dabei gewesen, ich dachte, ihr macht das immer so.«
»Moment mal…« Britt rutschte von ihrem Sofa und stand mit den Schienbeinen an dem kleinen Tischchen. »Was machen wir immer so?«
»Setz dich doch«, beschwichtigte ich. »Lass doch die Iris mal erzählen.«
»Also, erst mal möchte ich aber wissen, wie das hier abläuft«, sagte Peter ganz ruhig. »Ich meine, wir kommen hierher und müssen doch nicht alles erzählen. Oder wenn schon, dann will ich wissen, was dabei rauskommt. Die Sache war schließlich kompliziert genug, und richtige Hilfe war es ja auch nicht.«
»Du hast recht«, nickte ich. »Also, ich bin ein Journalist und kümmere mich um die beiden Todesfälle. Jakob Stern und Friedrich Vonnegut. Dabei habe ich Britt kennengelernt. Und sie erzählt mir eine miese Geschichte. Dass sie überhaupt aus ihrem persönlichen Tief nicht richtig rauskommt, und dass diese Hexe Semana sagt, das dauere noch eine Weile. Und ich habe den Verdacht, dass hier Sachen abgelaufen sind, die gar nicht sauber waren. Das ist eigentlich alles.«
»Also, zu Jakob können wir aber nichts sagen«, stellte Peter fest. »War eine gute Type, das ist klar, und war auch immer fair, wenn ich ihm seine Karre reparieren musste. Was soll denn diese Geschichte hier bringen? Ich meine, veröffentlichst du das? Und wo? Wir waren ja schon bei dem Kredit dabei, das bei RTL oder Pro Sieben zu melden, dass die mal was tun. Also, um was geht es hier eigentlich?«
»Ich will Britt helfen, weil sie tief im Mist steckt. Und ob das was mit Stern zu tun hat oder nicht, ist eigentlich egal. Und außerdem erscheint das, was ich veröffentliche, nicht morgen in BILD. Ich will nur Klarheiten haben, sonst nichts. Iris, du hast
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