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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schmerz.
    »Wir kommen immer wieder!«, sagte eine Stimme.
     
    6. Kapitel
     
    Ich hatte zunächst keine Ahnung, was geschehen war. Ich lag flach auf dem Rücken und begriff sofort, dass ich auf meiner Terrasse lag. Ich begriff auch, dass Rodenstock über mir immerzu sagte: »Wach doch auf, Junge. Wach doch auf, Junge.« Neben seinem Gesicht war ein anderes Gesicht, das ich nicht kannte.
    »Ich bin Hellmann«, sagte das andere Gesicht. »Wir haben Sie eben gefunden. Was ist passiert?«
    »Na komm, Junge«, sagte Rodenstock im Ton eines besorgten Vaters.
    Dann war Emmas Stimme zu hören, aber ich verstand nicht, was sie sagte. »Mein Arm«, sagte ich. »Kommt nicht daran.«
    »Wieso Arm?«, fragte Rodenstock. »Mein linker Arm«, sagte ich. »Er hat ihn gebrochen.«
    »Wer hat ihn gebrochen?«
    »Männer. Nicht drankommen.«
    Rodenstock sagte: »Geht mal da weg. Ich will den Arm sehen.«
    Das Gesicht, das Hellmann gehörte, verschwand. Rodenstock verschwand auch, tauchte dann auf der anderen Seite wieder auf und berührte den Arm. Ich schrie, oder ich versuchte zu schreien.
    »Ja, ja, schon gut. Ich lass dich liegen, ich fass dich nicht an. Emma, hast du wen?«
    »Notarzt und Rotes Kreuz«, erwiderte sie sachlich.
    Ich verstand sie erstaunlich gut, aber ich konnte nicht sprechen, ich bekam zu wenig Luft, ich bekam Panik, eine maßlose Angst. Irgendwie ging das Leben zu Ende. Dann räusperte ich mich, und das funktionierte seltsamerweise. Ich kam vorübergehend wieder auf der Erde an.
    »Es waren zwei. Sie kamen von rechts zwischen den Häusern hindurch. Sie sagten, ich darf nicht drüber schreiben, sonst kommen sie immer wieder. Sie sagten: >Wir kommen immer wieder.<«
    »Und dann haben sie dir den Arm gebrochen?«, fragte Rodenstock.
    Ich nickte und sagte: »Ganz einfach war das.«
    »Und was haben sie mit deinem Gesicht gemacht?«
    »Nichts. Ich fiel nach vorn. Sehe ich gut aus?«
    »Sehr gut«, nickte Rodenstock. »Wie eine große Portion Gehacktes, halb und halb.«
    »Hallo, Baumeister. Du machst Sachen!«, sagte mein Nachbar Rudi von irgendwoher.
    Jennifer sagte: »Also, so was!« Das klang sehr empört.
    Dann verlor ich das Bewusstsein oder dämmerte ein oder schlief, ich weiß es nicht. Dann fühlte ich mein Gesicht höllisch brennen und wachte wieder auf. Dann schmerzte der Arm unerträglich, und mein Gesicht brannte schärfer. Ich wünschte, ich würde die Besinnung verlieren, aber ich wusste nicht, ob das klappte.
    Bis eine Stimme sagte: »Fraktur. Okay, alles klar. Ich spritze Ihnen jetzt was gegen die Schmerzen, Herr Baumeister. Herr Baumeister? Können Sie mich verstehen? Verstehen Sie mich, Herr Baumeister? Nimm mal die Schere und schneide ihm das T-Shirt runter, ich will eine Schiene anlegen. Jetzt gleich gibt es einen kleinen Pieks, Herr Baumeister. Und schon passiert. Da sind wir doch zufrieden, das läuft doch gut, das läuft ganz fantastisch!«
    Ich fragte mich im Wegdämmern, warum Ärzte auf der ganzen Welt immer den gleichen Blödsinn absondern, wenn sie einen Patienten versorgen. Pieks, Herr Baumeister.
    Aber immerhin schlief ich ganz ruhig ein und bekam überhaupt nichts von all dem mit, was sie mit mir anstellten. Und es erheiterte mich ungemein, dass Jennifer zum Abschluss sehr zornig bemerkte: »Also, da werde ich doch richtig sauer!«
    An die Fahrt mit dem Ambulanzwagen kann ich mich nicht mehr erinnern, auch das Röntgen und das anschließende Eingipsen gingen spurlos an mir vorüber.
    Dann allerdings kam zu meiner großen Erleichterung ein Moment, den ich nicht vergessen werde. Ich lag in einem kleinen Raum, ich war allein, ich war angenehm eingelullt von zahlreichen Schmerz- und Beruhigungsmitteln, da öffnete sich die Tür, und Beate Latten, Schwiegertochter meiner Nachbarn Maria und Rudi und ebenfalls meine Nachbarin, sagte mit großen Augen: »Also, wie ich gehört habe, hast du ja komische Gäste. Jedenfalls siehst du im Gesicht so aus, als wäre dir jemand mit dem Eisenkamm durchgegangen. Aber das wird schon wieder. Jetzt wird geschlafen, Siggi, und du marschierst hier nicht herum, ich will dich nicht auf dem Flur sehen. Und wenn irgendwas ist, drückst du auf die Klingel.«
    Es geht eben nichts über Deutschlands schönste Provinz.
     
    Ich wurde wach, weil sich irgendetwas veränderte, wahrscheinlich schlug irgendjemand eine Tür zu, oder ein Windhauch strich über mein Gesicht.
    Da saß Rodenstock und machte einen sehr gestressten Eindruck. Er sah aus, als würde er gleich im

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