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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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geringste Ahnung.«
    »Wer ist denn im Finanzamt zuständig für den Buchstaben V und den Buchstaben S?«
    »Hellmann«, antwortete der Wunderknabe affenartig schnell. »Amtsrat Wolf gang Hellmann macht das.«
    »Dann haben Sie auch eine Telefonnummer, oder?«
    Er diktierte sie mir.
    »Und können Sie mir auch sagen, warum das alles in den Pressekonferenzen der Mordkommission nicht vorkam? Ich meine, die Leute meines Berufs wussten nichts von der komischen Arie mit dem Ausbau des Hauses, der obskuren Sache der Sozialhilfe für den Franz, von Jakobs Firma, die er zusammen mit Vonnegut hatte. Warum habt ihr so getan, als gebe es das alles nicht? Ich meine, das ist doch ungewöhnlich, oder? Wie viele Leute haben denn da Dreck am Stecken?«
    »Na ja, wir wollten nicht, dass das an die große Glocke gehängt wird.«
    »Jetzt sind alle Beteiligten tot, und ihr glaubt ernsthaft, dass das nicht an die große Glocke gehängt wird? Was ist denn das für eine merkwürdige Logik? Wenn Sie schon von der Firma nichts wussten, wussten Sie dann wenigstens, was diese Firma macht?«
    »Ja, sicher, also wir verschweigen doch nichts. Kräuter sollte die machen, nichts als Kräuter, also Heilkräuter und so was.«
    »Herr Hoppe. Wer sollte für wen denn Heilkräuter machen?«
    »Na ja, diese Firma eben. Für … also Kräuter für die Firmen und Apotheken, für die Menschen eben. Also für den Nationalpark Eifel.«
    »Herr Hoppe, wenn ich mal meine Memoiren schreibe, kommen Sie als die größte Nervensäge meines Lebens vor. Wieso Kräuter für den Nationalpark?«
    »Also, das war doch von Anfang an klar, das weiß doch jeder.«
    »Ich bin nicht jeder, Herr Hoppe. Was sollte das für eine Firma sein?«
    »War ja noch gar keine, sollte ja erst in zwei Monaten richtig losgehen.«
    »Herr Hoppe, Sie können fest damit rechnen, in Schwierigkeiten zu geraten. Wo wohnt denn dieser Mensch vom Finanzamt, dieser Wolfgang Hellmann?«
    »In Woffelsbach, Herr Baumeister. Hübsches kleines Häuschen. Und sagen Sie bloß nicht, dass ich mit Ihnen geredet habe. Ich danke für das Gespräch.«
    Da ich sowieso schon schlechte Laune hatte und stinksauer war, machte ich gleich weiter und tippte die Nummer, die Hoppe mir gegeben hatte, in den Apparat.
    »Mein Name ist Siggi Baumeister, ich bin ein Journalist. Kann ich Herrn Wolf gang Hellmann sprechen?«
    »Mein Mann hat jetzt keine Zeit«, sagte die Frauenstimme energisch.
    »Ich brauche ihn aber. Passen Sie auf, machen wir das so: Ich gebe Ihnen jetzt meine Telefonnummer, und Sie sagen Ihrem Mann, er möge mich bitte anrufen.« Ich diktierte ihr die Nummer und fügte dann an: »Wenn möglich in den nächsten zehn Minuten. Und sagen Sie ihm bitte, dass ich genau weiß, warum Herr Stern, der tote Jakob Stern, so gut wie nie Steuern zahlte. Und dass ich das für eine üble Form von Korruption halte. Ich danke Ihnen zutiefst.«
    Es dauerte sieben Minuten, bis das Telefon klingelte.
    »Mein Name ist Hellmann, und ich frage mich, was Sie dazu veranlasst haben könnte, ein so schweres Geschütz aufzufahren?«
    »Das ist ziemlich einfach. Die Mordkommission teilte mit, dass nach Auskunft des zuständigen Finanzamts Jakob Stern ein Mann sei, der ganz geringe Steuern zahlte, weil sein Einkommen gleich Null war. Ich sprach eben mit dem Ortsbürgermeister, der mir sagte, das sei alles nur zu erklären mit einer gewissen Firma, die Kräuter liefere, und bei der der ebenfalls umgebrachte Friedrich Vonnegut beteiligt sei. Nun fragt sich jeder Normalbürger, was dahinterstecken könnte. Punkt zwei: Jakob Stern hat sein Elternhaus auf eine Weise ausgebaut, die ich nur als luxuriös bezeichnen kann. Das muss Hunderttausende gekostet haben. Nun frage ich mich, was ich mit diesen Auskünften anfangen soll. Ich bemühe mich um ein Bild, Herr Hellmann, ich bemühe mich, diese Toten und ihr Leben zu beschreiben, und der Ortsbürgermeister sagt mir, niemand habe gewollt, dass das an die große Glocke gehängt wird. Und nun frage ich Sie, Herr Hellmann, was denn an die große Glocke gehängt werden könnte? Und sagen Sie jetzt bitte nicht: kein Kommentar. Und gleichzeitig will ich fragen, ob Sie denn auch zu der Einweihung von Jakob Sterns Haus eingeladen waren?«
    »Sie klingen sehr sauer. Ja, meine Frau und ich waren eingeladen, und Sie haben recht: Der Bau war sehr teuer. Und von dieser Firma wissen wir auch, und die Auskünfte, die der Ortsbürgermeister Ihnen gegeben hat und die Sie von der Mordkommission bekommen haben,

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