Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
standen zwei Wörter: Prima Schinken! Das befestigte ich an der Rückseite meiner Patin, wo sich ihre dickste Stelle befindet, während Onkel Edilein gähnte. Er merkte es nicht, auch die anderen Leute in der Metzgerei nicht. Erst auf der Straße merkten sie es, und die Leute lachten fröhlich hinter uns her, als sie das Schild auf dem Schinken meiner Patin lasen.
Sie und Onkel Edilein wunderten sich über diese Fröhlichkeit, weil die Menschen sonst nicht fröhlich sind oder nur, wenn einem etwas passiert: wenn man zum Beispiel stolpert und hinfällt, oder man kriegt Vogeldreck auf den Kopf oder man rutscht auf einer Bananenschale aus. Wir liefen durch die ganze Hauptstraße voller Gelächter, weil meine Patin stramme Schinken hat. Sie wurde immer mißtrauischer, aber erst als der Pfarrer vorbeiging und zurückblickte, wobei er das Schild las, machte er sie darauf aufmerksam. Es sei eine Schweinerei, den Hintern einer Dame so unflätig zu betiteln. Welcher rüpelhafte Kerl sei das wohl gewesen. Dabei guckten sie mich an, aber ich sagte, ich wisse nichts davon und es handele sich vielleicht um einen Zufall.
Meine Patin und Onkel Edilein konnten auf der Straße nicht schimpfen, sondern nur seufzen und zornige Grimassen schneiden. Ein Er wachsener schreit nicht auf der Straße, sondern nur zu Hause bei seiner Familie. Onkel Edilein ärgerte sich gelb, weil ich ihn überlistet hatte, dabei ist er doch ein berühmter Detektiv und hat schon viele Verbrecher gefangen. Das sagte meine Patin Berta jetzt zu ihm, auch daß er blöd sei, einen zwölfjährigen Jungen zu beschatten, damit er nicht seine Patin blamierte, die einen anständigen Menschen aus ihm machen wollte. So einen rotzfrechen Lausejungen hätte es in früheren Zeiten nicht gegeben, da herrschte noch Zucht und Ordnung, und die Erwachsenen hatten immer recht, wenn sie was sagten, auch wenn es verkehrt war.
,,Hast du noch was zu erledigen, liebes Bertalein?“ fragte Onkel Edilein.
„Ich muß noch Geld holen“, entgegnete sie mit grimmiger Miene, „damit wir die Fahrkarte für diesen Strolch bezahlen können und ihn endlich los sind.“
Kapitel 3
In der Bank mußte ich mich auf eine Bank setzen und warten, bis meine Patin Berta Geld von ihrem Konto abgehoben hatte. Onkel Edilein setzte sich so dicht neben mich, daß ich fast erstickt wäre von seinem Atem, der entsetzlich säuerlich roch. Ich wollte ihm nichts von dem Gestank sagen, um ihn nicht noch mehr zu beleidigen, und dachte, daß es besser wäre, selbst zu stinken. So ließ ich einen Pups fahren, aber einen leisen, der so sehr stank, daß Onkel Edilein sich erhob und in sicherer Entfernung niederließ, von wo aus er mich bewachte. Aber es gab keine Gefahr, da
ich mit Strups spielte, der gut gelaunt war und vergnügt brummte. Ein Tier ist überhaupt viel netter als ein Mensch, der selbst stinkt und sich aufregt, wenn ein anderer stinkt.
Erst lachte ich, als ich sah, wie die drei durch die Glastür rannten, weil es spaßig aussieht, wenn Erwachsene sich maskieren und Räuber spielen. Dann aber merkte ich, daß es sich um einen Ernstfall handelte und um richtige Pistolen, denn es knallte, und eine Scheibe zerbrach, und sie schrien, dies sei ein Überfall und es solle sich nur ja keiner bewegen. Der Kassierer erhielt den Befehl, das Geld herauszurücken. Alle hoben die Hände in die Höhe und zitterten sehr. Einige Frauen begannen zu weinen, worauf der dicke Gangster mit der Pistole vor ihren Nasen herumfuchtelte und schrie, es dürfe keinen Ton geben, bis der Dünne das Geld in eine Tasche gestopft habe. Es würde nichts passieren, wenn alle gehorchten.
Ich überlegte, ob ich ihnen einen Streich spielen und vielleicht zur Polizei rennen könnte, damit sie geschnappt würden; aber Onkel Edilein merkte, daß ich etwas im Schilde führte, und flüsterte, ich solle nichts riskieren
und diese Verbrecher nicht provozieren, da sie skrupellos seien, auch einem zwölfjährigen Jungen gegenüber. Da schrie der dicke Gangster schon wieder, man solle die Klappe halten, und er schoß in einen Kronleuchter, um zu beweisen, daß er zielen konnte. Dieser fiel herunter, beinahe auf meine Patin Berta, die nicht zitterte, sondern sich ärgerte. Sie hätte ihn am liebsten verdroschen.
Der dünne Gangster hüpfte über die Theke zu dem Kassierer hinüber, auf dessen Stirn dicke Schweißtropfen standen. Er grapschte das Geld und warf es in eine Tasche; dann mußte der Kassierer noch den Panzerschrank aufsperren,
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