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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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flüsterte Patin Berta.
    „Von... von... wie wir ihn schnappen...“, stotterte ich, während ich einen roten Kopf kriegte und mich darüber ärgerte, daß ich die Hitze nicht davon abbringen konnte, in mir nach oben zu steigen.
    „Ehrlich?“
    „Nein... nein...“, stotterte ich wieder, „von... von... meinen Freunden und Komantschen..
    „Oder von deinen Freundinnen?“ flüsterte sie und kicherte dann leise.
    „Hab’ keine Freundin!“ knurrte ich gefährlich, weil ich nun wirklich böse zu werden begann. Es ging sie gar nichts an, ob ich Annegret gern hatte. Ich kümmerte mich ja auch nicht um ihre Privatangelegenheiten.
    Es wurde Zeit, etwas zu tun. Ich setzte Strups in ein Nachttischchen, wo er gemütlich schlafen konnte, und schlüpfte in die Schuhe, was auch die Patin tat. Anschließend schlichen wir hinaus auf den Flur. Ich sollte
    Schmiere stehen, das heißt aufpassen, daß uns keiner überraschte, und sie wollte mit einem Drahthaken probieren, ob sie die Tür zu Charlys Zimmer aufbekäme.
    Es war fast dunkel. Am anderen Ende des Flures glimmte bloß ein schwaches Lämpchen, und man erschrak dauernd, da es manchmal irgendwo knackte oder eine Stimme etwas sagte. Außerdem kamen dauernd andere Gäste, die vielleicht ausgegangen waren und nun zu ihren Räumen zurückkehrten, um zu pennen. Wie wir abgesprochen hatten, stellte ich mich, als ob mir übel wäre, und Tantchen schleppte mich zur Toilette.
    „So klappt es nie!“ keuchte sie.
    „Wegen der Leute?“
    „Nein, weil das Schloß klemmt.“
    „Und nun?“
    „Mal sehn.“
    Wir huschten zurück in unsere Bude, machten Licht und blickten einander fragend an. „Wenn wir es aufbrechen?“
    „Dann wär’ er gewarnt“, sagte sie. „Und außerdem macht das zuviel Radau.“
    „Oder den Schlüssel an der Rezeption verlangen?“
    „Den rücken die nie raus.“
    „Und wenn wir es von außen probieren?“
    „Von außen?“ wunderte sich Patin. „Durch ein Fenster oder übern Balkon.“
    „Wir befinden uns nicht im Erdgeschoß!“ Wir löschten wieder das Licht und schlichen auf unseren Balkon, um mal das Gelände zu beäugen. Das Fenster seines Zimmers war zu weit entfernt, dadurch konnte man unmöglich eindringen. Zwischen den Balkons aber war nur eine Lücke von etwa zwei Metern, durch die man hinab auf die Straße gucken konnte, wo vereinzelte Passanten wie Mücken herumliefen und Autos umherglitten, die klein wie Spielzeugautos aussahen.
    „Das schaffe ich!“ sagte ich und hoffte selbst, daß Tantchen einen derart gefährlichen Sprung nicht zulassen würde. Ich wäre zerschmettert gewesen, wenn nur mein Fuß ausgeglitten wäre oder meine Hand danebengegriffen hätte.
    „Nie und nimmer!“ zischte sie.
    „Aber wenn wir ein Seil hätten!“
    „Ein Seil?“
    Natürlich hatten wir keines; aber dann kam ich auf die Idee, daß man Bettücher zusam menrollen und dafür verwenden könnte. Wir probierten es gleich aus: Ein Ende banden wir um meinen Bauch und verknoteten es fest, und Patin Berta packte das andere Ende, als ich vom Waschtisch hopste. Es hielt, und ich schwebte wie ein Fisch an der Angel zappelnd über dem Bettvorleger.
    „Sollen wir das wirklich riskieren?“ seufzte sie.
    „Auf jeden Fall!“ sagte ich.
    „Was würde ich deinen lieben Eltern sagen, wenn etwas passierte!“
    Ich bestand nun darauf, daß wir es taten, und so schlüpften wir wieder hinaus. Ich kletterte über das Geländer, während sie das Leintuch so fest mit beiden Händen hielt, daß sie höchstens selbst mit hinabgefallen wäre. Geheuer war mir nicht zumute, wenn ich in die dunkle Tiefe hinabblickte. Es war ein noch schlimmeres Gefühl, als wenn man im Sommer vom höchsten Sprungturm ins Schwimmbecken hopst. Doch ich konzentrierte mich mit eisernem Willen, spannte die Muskeln und... hechtete hinüber gegen das Geländer des anderen Balkons, dessen Stäbe ich sofort umklammerte.

    Es war geschafft! Mein Herz klopfte wie eine Trommel, und mein Atem keuchte wie eine Dampflokomotive. Doch es war geschafft! Stolz erfüllte meine Brust. Ich kletterte über das Geländer und bat die Patin, das Leintuch loszulassen, da ich sonst nicht weiter vorankam. Dann öffnete ich die Tür zum Zimmer des mutmaßlichen Charly und schlüpfte hinein, ganz leise und vorsichtig, um nicht die Aufmerksamkeit anderer Hotelgäste zu erregen. Rabenschwarze Dunkelheit umgab mich, als ich den Raum durchquerte. Ich stieß gegen einen Stuhl und zuckte zusammen, weil ich nicht gleich wußte,

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