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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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Flick gestört worden waren.
    „Wohin gehst du, Tantchen?“ fragte ich.
    Sie kam zu mir herüber und setzte sich auf die Bettkante.
    „Nachdem diese Flasche besoffen ist, muß ich alles allein erledigen.“
    „Was denn?“
    „Wir wollen uns doch auch verkleiden!“
    „Ach so!“
    „Ich muß deshalb die nötigen Utensilien besorgen.“
    „Wo?“
    „Zu Hause, bei Bekannten, bei meiner Friseuse.“
    „Kann ich dir nicht behilflich sein?“
    „Doch, lieber Sigi.“
    Ich wollte mich erheben; aber sie drückte mich sanft ins Kissen zurück.
    „Du brauchst nur ein wenig aufzupassen, was der Schurke nebenan tut.“
    Ich nickte und ertrug es, daß sie mich eine Weile streichelte, was ich gar nicht leiden kann; aber sie hatte Geburtstag und mir außerdem bei der Aufklärung meines Kriminalfalles geholfen, und da ließ ich es halt über mich ergehen. Dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür, die sie ganz leise öffnete und hinter sich schloß, worauf ich den Strups aus dem Nachttischchen und zu mir ins Bett nahm, um nicht ganz allein dazuliegen in der Dunkelheit.
    Es war auch ziemlich unheimlich in dem fremden Haus, weil es überall knackte und knisterte. Manchmal glaubte ich Schritte auf dem Flur zu hören, und einmal schrie jemand wie am Spieß; aber er hatte vielleicht nur geträumt. Durch die Straße drunten fuhr nur noch selten ein Auto, und alle Viertelstunde schlugen von verschiedenen Kirchtürmen die Glocken. Sie waren viel lauter als die zu Hause in unserem Dörfchen, wo nur eine einzige im Zwiebelturm hängt und wo die Uhr meistens falsch geht, so daß man sich nicht darauf verlassen kann. Ich zählte die Schläge, und als sie Mitternacht anzeigten, wurde mir noch unheimlicher zumute. Ich zog die Decke über den Kopf, um nicht irgendwelche Geister sehen zu müssen, die vielleicht in dem alten Gebäude herumschwirren, weil sie hier gewohnt hatten und gestorben waren. Nach einer Weile hörte ich nichts mehr, sondern schlief ein.

Kapitel 14

    N ein, Charly Flick!“
    „Doch! Diesmal mach’ ich dich tot!“
    Ich rannte aus dem Zimmer, flitzte durch den stockdunklen Flur, sprang die Treppe hinauf und hörte dicht hinter mir das Keuchen des Schurken, in dessen Rechter ein riesiges Schlachtmesser glänzte. Ich hetzte durch weitere Gänge, über immer steilere Treppen, in immer finstere Dunkelheiten, und der Atem des Verfolgers blies mir ins Genick.

    Allein die Angst verlieh mir die Kräfte, die ich brauchte, um dem Tod zu entfliehen. Aber da! Der Flur war zu Ende. Keine Treppe führte noch höher hinauf! Was tun? Ich stieß die Tür eines Zimmers auf, durchquerte den von üblen Gerüchen erfüllten Raum, flüchtete hinaus auf den Balkon.
    „Nun murkse ich dich ab!“
    Die Stimme des Verbrechers klang schaurig, und das Echo kam von der anderen Straßenseite zurück. Ich wußte, daß er keine Gnade kannte, daß er mir die Klinge in den Leib stoßen würde, um einen Mitwisser zu beseitigen! Ich versuchte zu schreien, aber ich war außer Atem, hatte keine Luft. Da! Er hob das Schlachtmesser! Nein! Ich sprang über das Geländer auf den nächsten Balkon, auf den übernächsten. Von Balkon zu Balkon hopste er hinter mir her, hechelte er hinter mir wie ein blutgieriger Wolf. Au! Ich verfehlte das Gitter, stieß mit dem Kopf dagegen, rutschte halb benommen daran hinab, konnte mich gerade noch an der Betonkante halten, baumelte über der Straße, deren schwarzer Asphalt tief unter mir glänzte.
    „Und nun?“
    „Das ist Mord, Charly Flick!“
    „Meinetwegen!“
    „Sie kommen nie mehr aus dem Zuchthaus!“
    „Wenn man mich kriegt, Sigi Wulle!“
    Seine Augen glühten über mir wie die einer Katze. Er lachte und zeigte dabei die Zähne eines Raubtiers. Dies war kein Mensch! Er hob die Faust, in der das Schlachtmesser glänzte. Nein, dachte ich, nein! Lieber zerschmettere ich auf der Straße! Ich ließ die Betonkante los, fiel, fiel, fiel... aus dem Bett, in dem ich glücklicherweise nur schlecht geträumt hatte.
    Sofort knipste Patin Berta die Nachttischlampe an, sprang auf und eilte mir zu Hilfe, die ich allerdings nicht benötigte, da ich schon allein aufgestanden war. Doch zitterte ich noch wie Espenlaub, was ja kein Wunder ist, wenn man gerade dem sicheren Ende entrinnt, denn im Traum erlebt man alles wie in Wirklichkeit. Irgendwo hab’ ich mal gelesen, daß die Wirklichkeit vielleicht auch nichts weiter als ein Traum sei. Ich setzte mich auf den Rand des Bettes, und die Patin hockte sich neben mich und

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