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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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dem Cäsar, passierte noch Schlimmeres. Es gibt eben keine Dankbarkeit, sondern nur Neid. Und der triumphiert, sobald etwas danebengeht und man einen Missionar für einen Hausierer hält. Aber ich wehrte mich!
    Zuerst verprügelte ich die Jungen, die sich über mich lustig machten. Manchmal zog ich allerdings den kürzeren und wurde selbst verdroschen, wenn sie stärker waren. Schließlich sah ich ein, daß es keinen Zweck hatte, denn es wurden immer mehr, die mich verspotteten.

    Deshalb stellte ich mich taub und gab keine Antwort mehr; aber mich wurmte ihre Hänselei innerlich so sehr, daß ich manchmal sogar keinen Appetit auf eine knusprige Bratwurst hatte und mir der Bauch weh tat vor lauter Wut.
    Die Jenelts , eine echte Brillenschlange und Feuerhexe, verbot ihrem Bonaventura, weiterhin dem Stamm der Komantschen anzugehören, weil der Häuptling ein Rohling und respektloser Gauner sei. Dabei hatte ich ihren Schoßjungen nur unter meine Krieger aufgenommen, weil er darum gebettelt hatte. Da habe ich eine Tube Senf unter ihre Haustürklinke geschmiert. Als sie vom Einkaufen zurückkehrte und hineingriff, schrie sie furchtbar, weil sie es für etwas anderes hielt.
    Die Luise ist eine blöde Jungfer. Sie tut so, als ob sie keinen Mann riechen könnte, weil sie keinen gekriegt hat, der so dumm war, sie zu heiraten. Sie spuckte vor mir auf den Boden und sagte mehrmals pfui und ich sei ein niederträchtiger Schlawiner. Da ging ich zum Schorsch, der das Raiffeisenlager verwaltet, wo Getreide und Futtermittel aufbewahrt werden. Der half mir, einige lebende Mäuse zu fangen. Ich setzte sie in eine Schuhschachtel, auf die ich Luises Adresse druckte, damit niemand meine Schrift erkannte. Während der großen Pause gab ich sie in der Stadt bei der Post auf.
    Am schlimmsten trieb es der „Uhu“ mit mir, den ich früher oft geärgert hatte. Während des Unterrichts, wenn ich zufälligerweise mal die Vokabeln nicht wußte oder bei einer lateinischen Konjugation ins Schleudern kam, nannte er mich nur noch „Herr Detektiv Unsinn“, bis es mir reichte. Da legte ich eine Tüte voller Knallerbsen unter das Kissen auf seinem Stuhl, als keiner auf mich achtete. Er stolzierte herein ins Klassenzimmer wie ein Hahn auf den Misthaufen, verspottete mich wieder eine Weile und setze sich dann - worauf es unter seinem Hintern eine Explosion gab, die ein Stück von seinem Hosenboden versengte. Er sprang so heftig auf, daß er das Pult mit dem Klassenbuch und seiner Tasche umschmiß, und raste mit greulichem Geheul einige Male durch den Raum. Dann stürzte er hinaus auf den Flur, und in der ganzen Schule entstand wilde Aufregung und heimliches Gekicher. Der Direktor erschien zwar sogleich, um den Frechdachs herauszufinden; aber es gelang ihm nicht, da mich keiner verpetzen konnte.

    Das sind nur einige Beispiele für das, was ich in den Monaten nach dem Überfall ausgehalten habe. Hinzu kam noch, daß auch meine Komantschen aufsässig wurden und meine Häuptlingsehre mißachteten. Immer mehr horchten sie auf das, was der Fred ihnen sagte, dieser Dummkopf. Aber das Allerschlimmste stand mir noch bevor.
    Eines Tages ging ich zu einem Tümpel im Krötental, ganz in der Nähe des Dorfes. Ich war allein und ein bißchen besser gelaunt als sonst, weil die Sonne schien und ich morgens eine Zwei in Mathe gekriegt hatte, was für mich eine große Ausnahme ist. In der Rechten trug ich einen Stecken mit einem runden Draht am Ende, an dem ein Stück Damenstrumpf flatterte, und in der Linken ein Marmeladenglas.
    Unterwegs entdeckte ich Annegret, die mit ihrer Schulfreundin Ottilie auf einem umgestürzten Baumstamm hockte. Ich winkte ihr zu, worauf die beiden bloß kicherten. Da ging ich zu ihnen hinüber und setzte mich neben sie, weil ich die Annegret liebte und ein bißchen mit ihr plaudern wollte. Aber sie lächelte so seltsam, und wenn sie Ottilie anguckte, kicherten die beiden immer verrückter. Das ist so die Art von Weibsleuten. Ein Mann weiß nie so recht, woran er bei einem solchen Gekicher ist, ob sie sich freuen oder sich über einen lustig machen. Deshalb wurde ich schon ein bißchen verlegen.
    „Was ist das für eine Fahne?“ fragte Annegret.
    „Fahne?“ stotterte ich.
    „Die du da in der Hand trägst!“
    „Das ist keine Fahne, sondern ein Netz“, sagte ich.
    Da kicherten die Mädchen wieder, so daß ich mich schon zu ärgern begann.
    „Und wozu dient dieses Netz?“ fragte Annegret.
    „Ich will für meine Fische Wasserflöhe

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