Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
deshalb so zufrieden.
X lief neben uns her, mal rechts, mal links, mal hinten, immer mit der Nase über dem Boden. An allem schnupperte er, denn für einen Hund ist der Geruch das wichtigste Sinnesorgan, und so wie wir Menschen uns meist auf unsere Augen verlassen, so verläßt er sich auf seine Nase, was manchmal gewiß günstiger ist. Beispielsweise bemerken wir jemand nicht, der hinter einem Busch lauert; aber ein Hund ja, weil der Geruch auch durch Zweige dringt. Außerdem pinkelte X an alles, was aus dem Boden herausragte: Bäume, Steine und sogar Grasbüschel. Später riecht er dann, daß er mal an dieser Stelle gewesen war, und die anderen Hunde sollen daran erkennen, daß dieser Weg dem X gehört.
Als wir zu Hause anlangten, gab es doch etwas Erfreuliches. Ein herrlicher Duft wehte uns entgegen, als wir uns dem Ziele näherten: Mutter hatte einen Kalbsnierenbraten in den Ofen geschoben, eine Pfanne mit neuen Kartoffeln gefüllt und außerdem noch eine Platte angerichtet mit Kopf-, Tomaten-, Sellerie-, Gelbrüben- und Paprikasalat. Dann standen noch einige Flaschen Pfalzwein parat. Für den Hund gab es zwei Fleischknochen, die er schnappte, um sich damit unter die Eckbank zu verkriechen. Dort schmatzte, schlürfte und knackte er gleich in allen Tonarten.
Auch wir hockten uns an den Tisch und fingen mächtig zu futtern an, was vor allem eine Lieblingsbeschäftigung von Patin Berta ist, während Onkel Eduard gern einen hinter die Binde gießt. Mein Vater besitzt nämlich selbst-gebrannten Zwetschgenschnaps, und der ist so stark, daß er den stärksten Mann umhaut. Es schmeckte uns allen nach diesem Marsch.
Bald waren Schüsseln und Platten leer, aber die Bäuche voll. Da tranken wir nur noch Wein und Schnaps. Mein Alter spendierte sogar mir ein Gläschen, weil ich ja fast dreizehn Jahre alt bin und er mich vielleicht trösten wollte. Schließlich war unsere Tatortbesichtigung buchstäblich im Sande verlaufen.
Zuerst waren sie bloß angeheitert, aber dann ein bißchen besoffen. Dann gibt mein Vater gern damit an, daß er früher ein schrecklich durchtriebener Strolch gewesen ist und viele Fensterscheiben eingeschmissen und die Leute geärgert hat . So kommt manches heraus, wenn der Alkohol die Zunge löst. Dabei erzählen uns die Erwachsenen sonst immer wer weiß was alles, was man nicht tun darf. So sind sie!
Da stand ich auf und tat, als ob ich mal müßte. Aber ich huschte schnell in mein Zimmer, wo ich Niespulver versteckt hatte, um den Uhu, unseren Lateinpauker, damit zu ärgern. Der flucht immer schrecklich, wenn er niesen muß. Und während sie sich immer noch mit ihren Jugendstreichen brüsteten, blies ich es heimlich durch das Schlüsselloch in unsere Stube. Da niesten sie wie verrückt. Patin Berta fiel sogar vom Stuhl, weil ihre zwei Zentner vom Niesen aus dem Gleichgewicht gerieten. Da sie gut gepolstert ist, verletzte sie sich dabei glücklicherweise nicht. Sogar der X nieste, und wir lachten und kicherten, bis wir in die Betten krochen.
Zwei feindliche Stämme machen gemeinsame Sache
W ir trafen uns im Gestrüpp am alten Schuttabladeplatz, damit uns kein dämliches Bleichgesicht entdecken konnte. Die Irokesen kamen von der einen Seite zum Versammlungsort und wir Komantschen von der anderen. Alle waren schwer bewaffnet mit Tomahawks, Flitzbogen, Luftgewehren und Speeren. Diese legten wir auf den Boden, weil es diesmal keinen Krach zwischen den Stämmen geben sollte. Indianer dürfen sich zwar untereinander verhauen, aber wenn es gegen die Bleichgesichter geht, müssen sie zusammenhalten.
Als wir uns ins Gras gehockt und einen Kreis gebildet hatten, zog ich die Friedenspfeife aus der Hosentasche. Ich stopfte sie mit dem Tabak mehrerer Kippen, die ich gefunden hatte, und steckte sie mit einem Streichholz in Brand, indem ich am Mundstück sog und den Rauch hinter den Schnaken herblies , die daraufhin rasch verdufteten. Dann gab ich dem Großen Büffel die Pfeife.
Er nahm ein paar Züge, und nacheinander auch die anderen Krieger, wobei manche arg husteten. Aber es muß geraucht werden, weil nur so der Friede zwischen richtigen Indianerstämmen bekräftigt werden kann.
„Uff!“ sagte ich.
„Uff!“ sagte der Große Büffel.
„Uff!“ sagten auch die anderen Krieger.
Wir schwiegen wieder und pafften noch eine Runde, wobei der Sebastian, ein ganz junger Irokese von sieben Jahren, ein gelbes Gesicht kriegte, weil ihm übel geworden war. Danach verschwand er für eine Weile im Gebüsch, wo
Weitere Kostenlose Bücher