Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X
nahm ihn in den Schwitzkasten, bis sein Kopf rot wie eine Tomate wurde, weil er keine Luft mehr kriegte.
Ich schlenkerte ihn ein bißchen herum und schmiß ihn auf den Rücken.
„Ergibst du dich nun?“
Das tat er nicht, sondern quiekte wie ein Schwein, wenn es beim Bauern Buhles geschlachtet wird. Da rannten andere Städter herzu. Doch sie standen hinter dem Zaun, als ich ihm noch ein paar schmierte, und konnten bloß schreien, daß ich ein verdammter Kuhstallbewohner sei. Aber das stimmt ja nicht. Wir besitzen nämlich kein Vieh, sondern nur das Meerschweinchen Strups , die Goldfische und den Hund X.
Da merkte ich erst, daß der X mit dem Pudel im Wald verschwunden war. Ich ließ den feigen Schreihals liegen und stand auf, um den X zu rufen. Aber er erschien nicht. Dafür rannten ein paar Städter den Weg herauf, weshalb ich mich ebenfalls lieber in die Büsche schlug und mich nach Hause verdrückte.
Später erfuhr ich, daß der Pudel ein Weibchen gewesen war und fünf Junge gekriegt hatte, die alle dem X glichen. So war er noch Vater geworden!
Der Stinkkäsbauer gerät in Verdacht
W ir liefen in der ganzen Gegend herum, aber es kam einfach nichts dabei heraus. X verstand mich nicht, wenn ich mit ihm redete, so wie ich nichts von dem kapierte, was er mir bellte. Und wir beide hatten keine Ahnung, was Strups meinte, wenn er knurrte. Aber wir drei wurden dennoch immer bessere Freunde. Da ich nun sicher war, daß der X dem Strups nichts tat, nahm ich auch das Meerschweinchen mit auf unsere Streifzüge. Es hockte dann in meiner Hosentasche oder unter meiner Jacke und spitzte nur manchmal vorsichtig heraus, weil es wie alle Nagetiere arg ängstlich ist und sich vorsichtigerweise lieber vor seinen Feinden versteckt.
Manchmal begleiteten uns die Komantschen, wenn sie nicht gerade so verdammte Bruchrechnungen lösen oder einen Aufsatz über den Wald für den Lehrer Schnall schreiben mußten, der ein Liebhaber der Botanik, aber nicht seiner Schüler ist. Gelegentlich mußten sie auch im Garten Unkraut rupfen oder Einkäufe machen oder sogar staubsaugen. Leider konnte ich nicht jedem meiner Krieger helfen, da ich auch öfter so etwas tun mußte, was einen echten Komantschen anwidert, und da ich vor allem in jeder freien Minute hinter dem Tierquäler her war.
Es kam auch vor, daß Annegret mit uns lief. Ich liebe sie nämlich, und sie brachte dann auch ihren Hund mit, einen Dackel namens Bello. Aber nachher wurde gar nichts aus der Sucherei, weil die zwei Hunde nur miteinander spielen wollten und für die Verfolgung eines Verbrechers kein Interesse zeigten. Ehrlich gesagt: Auch ich hatte nicht viel Lust dazu, weil ich lieber Annegrets zartes Gesicht anguckte mit den blonden Locken drum herum und ihre frechen Augen oder den roten Mund und dabei überlegte, ob ich ihr und wann ich ihr und wo ich ihr einen Kuß drauf geben sollte. Vielleicht hinter dem Holunderbusch oder besser in der Haselhecke?
„Aber Sigi!“ schrie sie und klebte mir eine auf die Backe.
„Warum haust du mich?“ schrie ich.
„Weil man das nicht tut!“
Voller Zorn rief sie ihren Bello, um mit ihm nach Hause zu laufen. Also ging ich allein weiter mit meinem X und ärgerte mich über die Weiber, die einmal freundlich tun und ein andermal gleich draufschlagen bloß wegen eines Kusses.
Vielleicht hat der Fred recht , wenn er sagt, daß sie alle blöde Ziegen sind.
Ein Hund ist nicht so gemein. Es macht ihm Spaß, wenn man ihn streichelt oder sein Fell krault. Beleidigt ist er deswegen überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er leckt mir dankbar die Hand und guckt mich mit seinen braunen Augen ganz treu an... und nun denkt wohl jeder, der dieses Buch liest, daß er auch gern so ein Tier hätte, und quält seine Eltern, daß sie ihm zum Geburtstag oder als Weihnachtsgeschenk eins kaufen. Aber das soll man sich genau überlegen. Denn ein Hund hat, genau wie jeder Mensch, seine Mucken und macht nicht nur das, was man möchte und ihm befiehlt.
Zuerst kostet so ein Hund viel Arbeit. Ihr müßt täglich wenigstens zweimal einen weiten Spaziergang mit ihm machen, weil er keine Lust hat, auf ein Klo zu gehen, wenn er mal muß, wie wir Menschen es tun, sondern er will an Bäume, Vorgartenmauern und Laternenpfähle pinkeln und ins Gras kacken oder, wenn es wie in einer Stadt kein Gras gibt, eben auf den Bürgersteig. Dann schimpfen die Leute über diese Sauerei und verlangen, daß man es aufputzt, was gar nicht angenehm ist. Ein Hund muß auch laufen, damit
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