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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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Straße hinab in das Dorf, wobei wir den Hund überall riechen ließen, um herauszufinden, ob er vielleicht hier mal gewohnt hatte. Es dauerte lange, bis wir überall gewesen waren, und der X stritt sich nur laut mit anderen Hunden, die neben oder hinter den Häusern angebunden oder eingepfercht waren; aber wir verstanden nicht, was sie sich für Neuigkeiten zubellten oder ob sie nur einander beschimpften, weil man sich in der Hundesprache noch schlechter auskennt als im blöden Latein mit seinen langen Sätzen oder im Französischen, das man bloß durch die Nase sprechen darf.
    Die Leute guckten uns bös und mißtrauisch an, da sie uns nicht kannten und vielleicht damit rechneten, daß wir etwas anstellen würden. Und je wütender sie uns anglotzten, desto mehr Lust kriegten wir, tatsächlich etwas anzustellen, zumal der X sowieso nichts herausgekriegt hatte. Wir liefen eine Seitenstraße hinunter und unterhielten uns grad darüber, ob wir ihnen vor der Heimfahrt noch einen Streich spielen sollten. Und als wir um die Ecke bogen, stand da der Mackenhausener Gendarm, der uns die ganze Zeit über im Auge gehabt hatte. Vielleicht war er von jemandem alarmiert worden, der einen Muck auf uns gehabt hatte.
    „Was tut ihr hier?“ fragte er.
    „Wir schauen uns Mackenhausen an.“
    „Und warum schaut ihr es an?“
    „Weil wir es durchgenommen haben.“
    „Wo?“
    „In Geographie.“
    „Wo drin?“
    „In Geographie!“
    Da kratzte er sich am Bauch, der weit herausstand aus seiner Uniform, und verzog sein fettes Gesicht, daß die rote Nase eine Weile nach oben stand, was sehr drollig aussah. Maxi und Benno grinsten sich eins, auch, weil er wohl gar nicht wußte, was Geographie ist; aber er blieb ernst und ich ebenfalls, um ihn nicht jetzt schon zu ärgern, damit er sich später um so mehr ärgerte.

    „Was ist denn das für einer?“ fragte er, um von der Geographie abzulenken, und starrte auf den X.
    „Haben Sie so einen noch nie gesehen?“
    „Noch nie im Leben. So ’ne verrückte Mißgeburt !“
    Er lachte über meinen Hund, weil er so krumme Beine hat, und dabei besaß er ebenfalls O-Beine und einen Hintern wie ein Gaul, und die Ohren standen wie Scheuklappen vom runden Schädel ab, auf dem kaum noch Haare drauf waren. Das sah man, als er die Polizeimütze abzog, um sich zu kratzen.
    Na warte! dachte ich.
    Er ging weiter, und ich wußte nun, daß der X nicht aus Mackenhausen stammen konnte, sonst hätte er ihn gewiß wiedererkannt. Ich wußte aber auch, daß wir nicht vergebens nach Mackenhausen gekommen waren... Nun drehten wir den Spieß um und schlichen hinter dem Gendarm her, aber ohne daß er es merkte. So kamen wir bis zu dem Haus, wo seine Wache drin war. Daneben stand ein Häuschen, in das man sich hineinsetzt, wenn es regnet und man auf den Bus wartet. Wir hockten uns so auf die Bank, daß uns niemand sah, und warteten eine Weile. Der X sprang auch herauf und legte den Kopf auf meine Beine, damit ich ihm den Rücken kraulte.
    Dann ging ich ganz unauffällig hinüber und probierte, durch das Fenster in die Wache zu schauen. Aber es war nicht möglich, weil ein Vorhang vorgezogen war. Deshalb schlich ich an die Tür und spitzte durch das Schlüsselloch. Doch es war nichts zu sehen, denn von innen steckte ein Schlüssel drin. Aber da war noch eine Klappe an der Tür, die man hochhebt, wenn man einen Zettel oder einen Brief hineinschmeißen will. Als ich hindurchguckte, war die Wache leer. Nur die Mütze lag auf dem Schreibtisch. Die Tür hinter dem Schreibtisch war nur angelehnt. Da kombinierte ich, daß es nach hinten noch ein zweites Polizeizimmer geben müßte.
    Ohne ein Geräusch ließ ich die Klappe herunter. Dann ging ich um das Haus auf die Rückseite... wieder ganz unauffällig, damit nicht vielleicht ein Nachbar Verdacht schöpfte. Weil der Hof etwas höher lag als die Straße, konnte ich prima in das hintere Zimmer hineinsehen: Der Gendarm hatte Jacke und Stiefel ausgezogen und lag mit geschlossenen Augen auf einem Sofa. Da lief ich zurück zu meinen Freunden und sagte ihnen, daß sie nacheinander und auch ganz unauffällig kommen sollten. Zuerst nahm ich den X mit, und Gott sei Dank machte er keinen Pieps. Danach erschienen der Benno und der Maxi.
    Wir kicherten ein bißchen, weil es komisch aussieht, wenn ein dicker Polizist auf dem Sofa liegt und schläft, wobei die Wampe beim Einatmen aufsteigt wie ein Berg und beim Ausatmen zusammensackt und sein Schnarchen durch das offene Fenster dringt.

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