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Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X

Titel: Sigi Wulle 4 - Sigi Wulle raecht den Hund X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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verstanden, denn wir quälten uns noch mit dem Gaius Julius Caesar herum; aber er meinte, daß der edlere Klang schon jetzt ein Genuß für uns sein müßte, weshalb er den Schmarren mit einer fürchterlich übertriebenen Aussprache vortrug.

    Ich dachte schon, daß es nicht klappen würde, weil die Stunde fast herum war, und ich wollte ihm doch so gern eins stecken. Die Woche zuvor hatte er mich nämlich ins Klassenbuch eingetragen. Der Knut hatte angefangen mit mir zu raufen, und der Uhu hat uns dabei erwischt. Weil aber der Knut der Sohn des Doktors ist, wo der Uhu seine Verstopfung behandeln läßt, hat er bloß mich hineingeschrieben. Das ist ungerecht, da ich nichts dafür kann, daß mein Vater kein Doktor, sondern nur ein Angestellter ist. Aber nun ging er doch zur Tafel, um eine besonders gelungene klassische Wendung aufzuschreiben.
    Er machte die Augen zu vor Entzücken über diese herrliche Sprache und wollte nach der Kreide greifen. Doch er riß die Augen gleich wieder voller Schrecken auf und starrte auf die Kreide, die liegengeblieben war. Ungläubig hopste er einige Male um die Tafel herum und probierte noch einmal, die Kreide aufzuheben. Aber es ging wieder nicht, weil sie festgepappt war mit einem guten Klebstoff. Eine Weile stand er da, wobei er den Mund geöffnet hielt und die Augen weit herausquellen ließ. Das war ein ulkiger Anblick für meine Mitschüler, weshalb sie laut lachten, und ich lachte ebenfalls, um mich nicht zu verraten. Dann erst kapierte der Uhu, daß die Kreide festgepappt war, und er schrie, bis wir nicht mehr lachten: „Wo sitzt der Kerl?“
    Der meldete sich natürlich nicht.
    Der Uhu hopste um uns herum.
    „Ist er auch noch ein Feigling?“ Meinetwegen, dachte ich, mit solchen faulen Tricks wirst du mich nicht erwischen.
    Er huschte durch die Reihen, um den Kreideanpapper herauszugucken; aber es klappte nicht, und es konnte mich auch keiner verpetzen, da ich es während der Pause gemacht hatte, als der Saal leer gewesen war.
    „Ist er auch noch ein elender Jammerlappen?“
    Er hatte eine Stinkwut, was man daran merkt, daß sich seine Stimme überschlägt, wenn er kreischt. Eine solche Klasse verdiene es nicht, wenn er den Cicero rezitiere, schrie er, und er wolle jetzt den Caesar abhören, um zu sehen, ob die feigen Knülche ihre Hausaufgaben gemacht haben. Dann guckte er sich zum Hereinlegen einen aus, der es gewesen sein könnte. Ich schaute unter mich auf die Bank; aber ich spürte schon in mir, daß er mich drannehmen würde.
    „Sigi Wulle !“
    Zuerst tat ich, als ob ich es nicht gehört hätte.
    „Sigi Wulle !“ schrie er.
    Ich erhob mich und probierte den Caesar ein bißchen; aber es klappte nicht, vor allem weil er dauernd kicherte, wenn ich etwas sagte, und mich verspottete.
    „Der Sigi Wulle also!“
    Er stieß mir das Buch aus der Hand und blickte mich triumphierend an, wobei sein dünner Mund unter der Hakennase grinste.
    „Ich sehe mich gezwungen, den Sigi Wulle schon wieder ins Klassenbuch einzutragen!“ Er kicherte und hüpfte zum Pult. Dort setzte er sich und wollte das Klassenbuch heranziehen ... Aber es ging nicht. Seine Augen quollen nun noch mehr heraus, und der Mund stand so weit offen, daß man die faulen Zähne darin sah. Er probierte es wieder und umsonst, weil sich das Buch nicht rührte. Es ließ sich auch nicht aufschlagen, da einer es auf das Pult genagelt hatte. Ich weiß, wer, aber es kann keiner beweisen.
    Alle lachten sich halbtot, und der Uhu schrie fürchterlich. Dann klingelte es, weil der Unterricht zu Ende war, und wir schnappten unsere Mappen und rannten weg, weil wir zu arg lachen mußten. Die anderen Schüler fragten uns, warum wir lachten, und wir erzählten es ihnen, so daß bald die ganze Schule darüber lachte, wie der Uhu von einem Schüler hereingelegt wurde, obwohl dessen Vater kein Doktor ist.
    Auf der Heimfahrt hockte ich mich neben den Benno, dem ich es ebenfalls erzählte, und auch er lachte sich schief und bucklig. Er fragte noch, ob ein gewisser Sigi das gewesen sei, als Rothaut und Komantsche könne ich es ihm ruhig sagen, da er mich ja nicht anschwärzen würde.
    „Vielleicht“, sagte ich nur und zwinkerte.
    Da lachten wir noch mehr während der ganzen Fahrt, so daß der Busfahrer immerzu in den Spiegel guckte und auf uns aufpaßte , obwohl wir ihm keinen Streich spielen wollten. Ich stieg vor dem Benno aus, worauf wir uns noch durch die Scheiben zulachten, als der Bus abfuhr. Ich freute mich arg, weil ich den

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