Sigma Force 01 - Sandsturm
der Hut vor Wachen, drückte er sich mit einer Schulter an der Wand entlang und hielt die Waffe vor sich ausgestreckt. Während er die kurze Treppe hinunterging, deckte er mit der Waffe den Gebetssaal der Moschee ab. Der grün akzentuierte Raum war leer, an der Rückwand waren Gebetsteppiche aufgestapelt. Er stieg von der letzten Stufe und steuerte den Eingang an der Vorderseite an.
Die äußeren Türen waren offen. Er schob das Nachtsichtgerät wieder hoch und schlich zum Eingang. Seitlich davon kauerte er sich hin. Ein überdachter Vorbau ragte von der Vorderseite in den Hof. Direkt vor ihm führten drei Stufen hinunter. Zu beiden Seiten begrenzten kurze Stuckwände mit Bogenöffnungen als Abschluss den Vorbau.
Painter wartete und kontrollierte die unmittelbare Umgebung.
Der Hof blieb leer. Von der gegenüberliegenden Seite waren Stimmen zu hören.
Wenn er zum Grab rannte und sich neben der Tür versteckte …
Painter rechnete mit kühlem Kopf nach. Wenn dies funktionieren sollte, war Tempo wichtig. Er richtete sich auf, die Pistole fest und ruhig in der Hand.
Ein leises Geräusch ließ ihn erstarren. Es kam von hinten.
Angst durchzuckte ihn wie ein Blitz.
Er war nicht allein.
Er drehte sich um, ging gleichzeitig in die Hocke und richtete die Pistole in die Tiefen des Raums. Aus der Dunkelheit kamen zwei Schatten auf ihn zu, vier Augen glühten im Licht des Hofs. Wild und hungrig.
Leoparden.
Stumm wie die Nacht kamen die beiden Katzen auf ihn zu.
20:18
»Zeigen Sie es mir auf der Karte«, sagte Cassandra.
Die Kuratorin kniete auf dem Boden des Grabes. Sie hatte dieselbe Karte wie zuvor vor sich ausgebreitet. Eine gerade blaue Linie führte vom ersten Grab an der Küste zu diesem hier in den Bergen. Von dieser Stelle zweigte eine zweite Linie, diesmal in Rot, ab und führte nach Nordwesten, über die Bergkette hinweg und hinein in die einsame Weite der Wüste, ins Rub’ al-Khali, das riesige Leere Viertel Arabiens.
Safia schüttelte den Kopf und fuhr mit dem Finger die Linie entlang. »Das ergibt keinen Sinn. Es könnte überall sein.«
Einige Augenblick starrte Cassandra stumm auf die Karte. Sie suchten nach einer versunkenen Stadt in der Wüste. Irgendwo auf dieser Linie musste sie liegen, aber wo? Die Linie führte quer durch das ausgedehnte Wüstengebiet hindurch. Die Stadt konnte überall sein.
»Wir übersehen etwas«, sagte Safia und kauerte sich auf die Hacken. Sie rieb sich die Schläfen.
Kanes Funkgerät unterbrach sie. Er sprach in sein Kehlkopfmikro. »Wie viele?« Eine lange Pause. »Okay, aber behaltet sie gut im Auge. Haltet sie auf Distanz. Gebt mir Bescheid, wenn sich was ändert.«
Cassandra schaute ihn an, nachdem er geendet hatte.
Er zuckte die Achseln. »Diese Sandratten, die wir am Straßenrand gesehen haben, sind wieder da. Sie schlagen ein Lager auf, ungefähr an der Stelle, wo wir sie vorher gesehen haben.«
Cassandra bemerkte die Besorgnis auf Safias Gesicht. Die Frau hatte Angst um die Sicherheit ihrer Landsleute: Gut. »Befehlen Sie Ihren Männern, jeden zu erschießen, der sich uns nähert.«
Bei diesen Worten verkrampfte sich Safia sichtlich.
Cassandra zeigte auf die Karte. »Je schneller wir dieses Rätsel hier lösen, desto schneller sind wir auch wieder weg.« Das sollte der Kuratorin etwas Dampf machen.
Safia starrte mürrisch die Karte an. »Es muss an dem Artefakt irgendeine Entfernungsmarkierung geben. Irgendwas, das wir übersehen haben. Eine Möglichkeit, um zu bestimmen, wie weit wir entlang dieser roten Linie fahren müssen.«
Safia schloss die Augen und schaukelte ein bisschen hin und her. Plötzlich hörte sie wieder auf.
»Was ist?«, fragte Cassandra.
»Der Speer«, sagte sie und schaute zur Tür. »Ich haben Furchen am Schaft bemerkt, eingeritzte Markierungen. Ich dachte, das sind nur Verzierungen. Aber zu der Zeit wurden Entfernungen oft mit Kerben auf einem Stab gekennzeichnet.«
»Sie glauben also, die Anzahl der Furchen könnte eine Entfernung bezeichnen?«
Safia nickte und richtete sich auf. »Ich muss sie zählen.«
Cassandra traute der Frau nicht. Sie konnte leicht lügen und sie in die Irre führen. Sie brauchte Genauigkeit. »Kane, gehen Sie raus, und zählen Sie die Furchen.«
Er schnitt eine Grimasse, gehorchte aber.
Nachdem er gegangen war, kauerte sich Cassandra vor die Karte. »Das muss der letzte Zielort sein. Zuerst die Küste, dann die Berge, dann die Wüste.«
Safia zuckte die Achseln. »Sie haben wahrscheinlich Recht.
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