Sigma Force 01 - Sandsturm
Merkmal in der Grube, eins, das seine Bedeutung erst noch preisgeben musste: das Loch genau in der Mitte der Grube.
Laut Bibel und Koran war aus diesem Loch eine magische Quelle hervorgeschossen, eine wundertätige. Safia hoffte nun selbst auf ein Wunder.
Sie deutete auf das Loch. »Stecken Sie es da rein.«
Kane stellte sich mit gespreizten Beinen über die Grube, hielt das untere Ende des Speers über das Loch und steckte ihn hinein. »Passt genau.«
Er trat zurück. Der Speer blieb aufrecht stehen, offensichtlich war er fest verankert. Die Büste obendrauf schaute über das Tal hinweg.
Safia ging nun um den aufrechten Speer herum. Während sie ihn untersuchte, fiel Regen aus dem dunklen Himmel und prasselte mit dumpfem Rhythmus auf Stein und festgestampfte Erde.
»Na toll«, murmelte Kane, zog eine Baseballkappe aus der Tasche und setzte sie sich auf den rasierten Schädel.
Der Regen wurde schnell heftiger.
Safia umrundete den Speer noch einmal, diesmal mit gerunzelter Stirn.
Cassandra dachte dasselbe wie sie. »Es passiert nichts.«
»Wir übersehen irgendwas. Geben Sie mir die Taschenlampe.« Safia zog die schmutzigen Arbeitshandschuhe aus und streckte die Hand nach der Lampe aus. Cassandra gab sie ihr mit deutlichem Widerwillen.
Safia leuchtete damit am Speer entlang. Der Schaft war in regelmäßigen Abständen gefurcht. Waren das nur Verzierungen, oder hatten sie eine Bedeutung? Da Safia keine Antwort fand, richtete sie sich wieder auf und stellte sich hinter die Büste. Kane hatte den Speer so ins Loch gesteckt, dass das Gesicht noch immer nach Süden zeigte, zum Meer. Eindeutig die falsche Richtung.
Ihr Blick wanderte zu der Büste. Als sie den Hinterkopf betrachtete, entdeckte sie am Hals, direkt unter dem Haaransatz, eine winzige Inschrift. Sie hielt die Taschenlampe dichter daran. Offensichtlich war die Inschrift zum Teil von Staub verdeckt gewesen, und der Regen hatte ihn jetzt weggespült. Vier Buchstaben waren zu erkennen.
Cassandra bemerkte Safias Aufmerksamkeit und dann den Schriftzug. »Was heißt das?«
Während Safia übersetzte, wurde ihr Stirnrunzeln tiefer. »Ein Frauenname. Biliqis. «
»Ist das die hier dargestellte Frau?«
Safia war zu erstaunt, um zu antworten. Konnte das sein? Sie ging um das Artefakt herum und betrachtete das Gesicht. »Wenn es so ist, dann ist das ein Fund von phänomenaler Bedeutung. Biliqis war eine Frau, die in allen Religionen verehrt wurde. Eine Frau, um die sich Geheimnisse und Mythen rankten. Angeblich halb menschlich, halb ein Geist der Wüste.«
»Ich habe noch nie von ihr gehört.«
Safia räusperte sich, die Entdeckung verblüffte sie noch immer. »Biliqis ist besser bekannt unter ihrem Titel: die Königin von Saba.«
»Wie in der Geschichte von König Salomon?«
»Und in zahllosen anderen Erzählungen.«
Der Regen prasselte und lief in Rinnsalen über das eiserne Gesicht. Die Statue schien zu weinen.
Safia streckte die Hand aus und wischte der Königin die Tränen von der Wange.
Bei dieser Berührung fing die Statue plötzlich an, sich zu drehen, als wäre sie auf glattem Eis gelagert, sie schwang von ihren Fingerspitzen weg, drehte sich um hundertachtzig Grad und blieb dann schwankend stehen. Nun schaute sie genau in die Gegenrichtung.
Nach Nordosten.
Safia drehte sich zu Cassandra um.
»Die Karte«, befahl Cassandra Kane. »Holen Sie die Karte.«
14
Grabräuber
3. Dezember, 20:07
Jebal Eitteen
Painter schaute auf die Uhr. Noch eine Minute.
Er lag, versteckt hinter einem Akazienbusch, am Fuß eines Feigenbaums auf dem Bauch. Er hatte sich einen steilen Abhang hochgearbeitet und deutlich rechts der Straße Position bezogen. Jetzt hatte er den Parkplatz gut im Blick.
Durch das Nachtsichtgerät waren die Wachen leicht zu erkennen; sie trugen alle blaue Windjacken und hatten die Kapuzen gegen den Regen hochgezogen. Die meisten waren in der Nähe der Straße postiert, doch einige patrouillierten auch auf dem Gelände. Er hatte kostbare Minuten gebraucht, um hierher zu kriechen, hatte sich immer erst bewegt, wenn die Wachen an ihm vorbei waren.
Painter atmete langsam und regelmäßig und bereitete sich auf seinen Einsatz vor. Bis zum nächsten Geländewagen waren es dreißig Meter. Er ging seine Vorgehensweise noch einmal durch, stellte sie sich bildlich vor, verfeinerte sie. War er erst einmal in Aktion, hatte er keine Zeit mehr zum Nachdenken.
Er schaute noch mal auf die Uhr. Es war so weit.
Langsam erhob er sich in
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