Sigma Force 01 - Sandsturm
genetischen Materials erlauben. Aber wenn eine Frau es mit reiner Willenskraft schaffte, diese Zellteilung in ihrem unbefruchteten Ei zu stoppen, konnte der daraus wachsende Nachkomme eine genaue Kopie seiner Mutter sein.
Mutter …
Safia stockte der Atem. Sie blieb stehen und schaute sich die Gesichter in ihrer nächsten Umgebung an. Wenn stimmte, was Lu’lu behauptet hatte, wenn ihre Mutter aus diesem Clan stammte, dann waren alle Frauen um sie herum ihre Mutter. Sie sah sie in allen möglichen Inkarnationen: vom Neugeborenen, das an einer Brust saugte, bis zur Mutter, die dieses Kind stillte, vom jungen Mädchen, das Hand in Hand mit ihrer älteren Schwester ging, bis zur alten Frau an ihrer Seite. Alle ihre Mutter.
Safia verstand jetzt die kryptischen Worte der hodja von zuvor.
Wir alle. Wir alle sind deine Mutter.
Es war keine Metapher. Es war eine Tatsache.
Bevor Safia sich bewegen oder etwas sagen konnte, gingen zwei Frauen an ihr vorbei. Eine trug den silberfarbenen Koffer mit dem eisernen Herz. Die zweite hatte den Eisenspeer mit der Büste der Königin von Saba auf der Schulter. Safia betrachtete das eiserne Antlitz der Statue. Das Gesicht der Saba. Das Gesicht dieser Frauen.
Plötzlich begriff Safia, und sie musste sich an die Tunnelwand lehnen. »Saba …«
Lu’lu nickte. »Sie ist die Erste und die Letzte. Sie ist wir alle.«
Was die hodja vor einiger Zeit gesagt hatte, klang Safia nun wieder im Kopf. Wir sind die Königin von Saba.
Safia sah zu, wie die verhüllten Frauen an ihr vorbeizogen. Diese Frauen pflanzten sich seit undenklichen Zeiten asexuell fort und führten ihren genetischen Code auf eine einzige Frau zurück, die erste, die ein Kind auf diese Art hervorbrachte, sich quasi selbst regenerierte.
Biliqis, die Königin von Saba.
Sie schaute in Lu’lus Gesicht, in die grünen Augen der so lange toten Königin. Die Vergangenheit, die in der Gegenwart lebte. Die Erste und die Letzte.
Wie war das möglich?
Von ganz vorne kam plötzlich ein Ruf.
»Wir sind durch das Gebirge hindurch«, sagte die hodja. »Komm. Die Tore Ubars erwarten uns.«
07:33
Painter beschirmte die Augen mit einer Hand, als er den feststeckenden Wagen, die noch immer tief stehende Sonne und die Mauern aus Sand um ihn herum anstarrte. Nicht gerade ein guter Ort für eine Panne, wenn der Sandsturm losbrach. Er stellte sich vor, dass diese berghohen Dünen auf sie herabstürzten wie Wellen, die gegen Felsen krachten.
Sie mussten weg von hier.
Noch vor wenigen Minuten waren sie über eine Strecke flachen Sandes gefahren, quasi auf den Dünenrändern reitend wie mit einem Surfboard. Die Kieswege, die sie zuvor befahren hatten, waren schließlich ganz verschwunden, und sie mussten sich durch festgebackenen Sand pflügen.
Nur dass der Sand nicht überall festgebacken war.
»Kamelsuhle«, bemerkte Barak, der im Sand kniete und das Heck des Fahrzeugs betrachtete. Alle vier Räder steckten bis zu den Achsen in einer solchen Suhle. »Der Sand hier ist sehr locker. Und tief. Wie Treibsand. Kamele drehen sich darin, um den Körper zu reinigen.«
»Können wir das Auto ausgraben?«, fragte Omaha.
»Dazu haben wir keine Zeit«, sagte Painter.
Barak nickte. »Und je tiefer man gräbt, desto weiter versinkt es.«
»Dann müssen wir ausladen, was wir tragen können. Und zu Fuß weitermarschieren.«
Danny, der im Sand saß, stöhnte. »Wir sollten wirklich etwas wählerischer sein bei unseren Transportmitteln. Zuerst der Pritschenwagen und jetzt diese Schrottkarre.«
Painter entfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe. Er platzte fast vor nervöser Energie, vielleicht war es aber auch die Elektrizität in der Luft, eine Woge Statik, die der Sturm vor sich her schob.
»Ich klettere auf diese Düne da. Mal sehen, ob ich Shisur entdecken kann. Es kann nicht viel mehr als eine Meile entfernt sein. Unterdessen räumt ihr den Wagen aus. Waffen, Ausrüstung, alles.«
Painter machte sich an den Anstieg. Omaha trottete hinter ihm her. »Nachsehen kann ich auch allein«, sagte Painter und winkte ihn weg.
Omaha kletterte weiter, wobei er kräftig in den Sand stapfte, als wollte er ihn strafen. Painter hatte keine Lust, mit ihm zu streiten. Also trotteten sie gemeinsam die Dünenflanke hoch. Es war anstrengender, als Painter es sich vorgestellt hatte.
Omaha kam einen Schritt näher. »Es tut mir Leid …«
Painter schaute ihn verwirrt an.
»Wegen des Autos«, murmelte Omaha. »Ich hätte die Suhle sehen
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