Sigma Force 01 - Sandsturm
sollen.«
»Zerbrechen Sie sich deswegen nicht den Kopf. Ich wäre auch hineingefahren.«
Omaha stieg weiter. »Ich wollte nur sagen, dass es mir Leid tut.«
Painter spürte, dass die Entschuldigung des Mannes mehr abdeckte als nur das feststeckende Fahrzeug.
Schließlich erreichten sie den Kamm der Düne. Er zerbröselte unter ihren Füßen. Sand rieselte auf der anderen Seite hinab.
Die Wüste lag in vollkommener, kristalliner Stille da. Kein Vogelgesang, kein Insektensummen. Sogar der Wind hatte sich kurzfristig gelegt. Die Ruhe vor dem Sturm.
Painter starrte die weite Fläche vor sich an. Dünen erstreckten sich in jeder Richtung bis zum Horizont. Was aber seine Aufmerksamkeit besonders auf sich zog, war die wabernde Wand im Norden, ein Hurrikan aus Sand. Die dunklen Wolken erinnerten Painter an sich auftürmende Gewitterwolken. Hin und wieder war ein bläuliches Zucken darin zu erkennen. Statische Entladungen. Wie Blitze.
Sie mussten unbedingt irgendwo Unterschlupf finden.
»Dort«, sagte Omaha und streckte den Arm aus. »Diese Gruppe aus Dattelpalmen.«
Painter erkannte einen winzigen grünen Fleck in etwa einer halben Meile Entfernung. Er lag versteckt zwischen den Dünen und war leicht zu übersehen.
»Die Oase von Shisur«, sagte Omaha.
Es war nicht mehr weit.
Als Painter sich umdrehte, stach ihm eine Bewegung ins Auge. Am östlichen Himmel. Eine schwarze Mücke, im Morgenlicht scharf umrissen. Er setzte das Nachtsichtgerät auf, klappte sich jedoch die normalen Fernglaslinsen vor die Augen, ohne Restlichtverstärker. Er stellte die Vergrößerung höher.
»Was ist es?«
»Ein Transporthubschrauber. US Air Force. Wahrscheinlich aus Thumrait. Er kreist, weil er irgendwo da draußen landen will.«
»Ein Rettungseinsatz, wegen des Sturms?«
»Nein. Das ist Cassandra.« Painter hörte ihre Worte noch in seinem Kopf. Hast du wirklich gedacht, ich glaube, dass ihr zur jemenitischen Grenze wollt? Das hier war eine weitere Bestätigung dafür, wie weit oben in Washington Cassandra den Fuß in der Tür hatte. Wie konnte Painter hoffen, hier draußen gegen sie zu gewinnen? Er hatte nur fünf Leute bei sich, und davon kaum jemanden mit militärischer Ausbildung.
»Sind Sie sicher, dass sie es ist?«
Painter sah zu, wie der Hubschrauber langsam tiefer ging und zwischen den Dünen verschwand. »Ja. Das ist genau die Stelle auf der Karte. Sechs Meilen vor dem eigentlichen Ziel.«
Painter nahm das Sichtgerät wieder ab. Cassandra war für seinen Geschmack viel zu nahe.
»Wir müssen los«, sagte er.
Painter orientierte sich kurz und setzte sich dann in Bewegung. Die beiden Männer rutschten die Dünenflanke hinunter, denn so ging es schneller. Unten angekommen, betrachtete Painter die aufgestapelte Ausrüstung. Es war eine Menge. Aber sie durften nichts zurücklassen, was sie vielleicht brauchen konnten.
»Wie weit?«, fragte Coral.
»Eine halbe Meile«, sagte Painter.
Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der anderen breit.
Aber Coral, die seine Anspannung spürte, kam zu ihm.
»Cassandra ist schon da. Drüben im Osten.«
Coral zuckte die Achseln. »Das ist gut. Wenn der Sandsturm losbricht, sitzt sie dort fest. Das bringt uns einen oder zwei Tage. Vor allem, wenn dieses Hochdrucksystem von der Küste noch dazukommt. Der vorhergesagte Megasturm.«
Painter nickte und atmete tief durch. Coral hatte Recht. Sie konnten es immer noch schaffen. »Danke«, murmelte er.
»Jederzeit, Commander.«
Schnell teilten sie die Ausrüstung auf. In der größten Kiste befand sich das Bodendurchdringungsradar. Painter und Omaha trugen sie gemeinsam. Sie war unglaublich schwer, aber wenn sie in den Ruinen nach verborgenen Schätzen suchen wollten, brauchten sie ein solches Werkzeug vielleicht.
Sie brachen auf, umrundeten eine riesige, zwei Fußballfelder hohe Düne und überwanden einige kleinere. Die Sonne stieg immer höher, heizte Sand und Luft auf. Bald wurde aus dem Marschieren ein Kriechen, ihr Adrenalinpegel sank immer tiefer, sie waren hundemüde und erschöpft.
Doch schließlich kletterten sie auf eine kleine Düne und sahen in dem Tal unter sich eine Ansammlung moderner Schlackensteingebäude, einige Holzhäuser und eine kleine Moschee. Das Dorf Shisur.
Das Tal war ein grünes Intermezzo im endlosen Rot des Rub’ al-Khali. Neben den Gebäuden wuchsen Akazienbüsche, Flecken gelb blühender Wegdisteln breiteten sich auf dem Sand aus, daneben kleine Dickichte aus Fächerpalmen. Größere,
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