Sigma Force 01 - Sandsturm
könnte.«
Omaha rührte sich und sprach mit gesenktem Kopf. Er hatte nicht geschlafen, sich nur ausgeruht. »Und, wie lautet die Erklärung, du Überflieger?«
Coral antwortete an seiner Stelle. »Erdgeneriertes Wasser.«
Jetzt hob Omaha den Kopf. »Sagen Sie das noch mal.«
»Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist bekannt, dass es in der Erde mehr Wasser gibt, als mit dem Oberflächenkreislauf von Niederschlag und Verdunstung zu erklären ist. Es gibt viele Beispiele, bei denen riesige Frischwasserquellen tief im Erdinneren gefunden wurden. Gigantische Aquifere.«
Danny unterbrach sie. »Coral … Dr. Novak hatte mir eben von einer Quelle erzählt, die bei Aushubarbeiten für das Harlem Hospital in New York gefunden wurde. Sie lieferte Wasser mit einer Geschwindigkeit von fast achttausend Litern pro Minute. Tonnen von Beton waren nötig, um genug Druck zum Verschließen der Quelle zu erzeugen.«
»Und wo kommt all dieses neue Wasser her?«
Danny nickte Coral zu. »Du weißt das besser.«
Sie seufzte, diese Unterbrechung war ihr offensichtlich nicht sehr recht. »Stephen Riess, ein Ingenieur und Geologe, stellte die Theorie auf, dass dieses neue oder auch juvenile Wasser, wie er es nannte, regelmäßig im Erdinneren durch die Elementarverschmelzung von Wasserstoff und Sauerstoff, wie sie im Magma erzeugt wird, entsteht. Dass ein Kubikkilometer Granit, wenn er einen bestimmten Druck und den richtigen Temperaturen ausgesetzt ist, die Fähigkeit hat, über dreißig Milliarden Liter Wasser zu liefern. Und dass es Unmengen solcher Reservoire von magmatischem oder erdgeneriertem Wasser unter der Erdkruste gibt, die in einem gigantischen Aquifer-System miteinander verbunden sind und darin um den Planeten kreisen.«
»Auch unter den Wüsten Arabiens?«, fragte Omaha, beinahe höhnisch.
»Mit Sicherheit. Riess hatte, bis zu seinem Tod 1985, fünfzig Jahre lang erfolgreich Wasser an Stellen gefunden, von denen andere Geologen ganz einfach behaupteten, dort könne es unmöglich Wasser geben. Darunter auch die Eilat-Quellen in Israel, die noch immer Wasser für eine Stadt mit hunderttausend Einwohnern liefern. Dasselbe schaffte er auch in Saudi-Arabien und Ägypten.«
»Und Sie glauben deshalb, dass das Wasser hier unten Teil dieses Systems sein könnte?«
»Vielleicht.« Coral öffnete eine winzige Klappe an einer ihrer Maschinen. Safia sah, dass ein wenig weißer Dampf herauswehte. Eine Art Kühlaggregat. Mit einer Zange holte Coral ein winziges Teströhrchen heraus. Sie schwenkte es hin und her. Und was sie darin sah, rief bei ihr ein tiefes Stirnrunzeln hervor.
»Was ist los?«, fragte Danny, als er ihre Reaktion bemerkte.
»Irgendwas ist komisch an diesem Wasser.«
»Inwiefern?«
Sie hob das Teströhrchen in die Höhe. »Ich habe versucht, es zum Gefrieren zu bringen.«
»Und?«
Sie schaute noch einmal auf das Röhrchen. »Im Stickstoffkühler habe ich die Wassertemperatur auf minus dreißig Grad Celsius abgesenkt. Es gefriert trotzdem nicht.«
»Was?« Nun kam Omaha dazu.
»Das ergibt keinen Sinn. In einem Kühlaggregat gibt Wasser seine Wärmeenergie an die Kälte ab und wird fest. Aber dieses Zeug da gibt dauernd Energie ab, bleibt aber flüssig. Es ist fast so, als wäre eine unbegrenzte Menge an Energie darin gespeichert.«
Safia starrte über die Reling der Dhau hinweg. Noch immer konnte sie das Ozon riechen. Sie dachte an das leichte Dampfen des Wassers, wenn es mit Eisen in Berührung kam. »Haben wir diesen Rad-X-Scanner eigentlich noch?«
Coral nickte, und ihre Augen wurden rund. »Natürlich.«
Die Physikerin steckte den Detektorstab in das Messgerät und fuhr damit über das Teströhrchen. Ihre Augen verrieten, was sie entdeckt hatte, bevor sie es sagte. »Antimaterie-Annihilierung.«
Sie stand auf, hielt den Scanner über die Reling und ging von mittschiffs auf Safia im Bug zu. »Es wird mit jedem Schritt stärker.«
»Und was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, fragte Omaha.
»Der Magnetismus im Eisen löst irgendeine Annihilierung von Antimaterie aus.«
»Antimaterie? Wo?«
Coral deutete mit weit ausholender Geste um sich. »Wir segeln mitten hindurch.«
» Das ist unmöglich. Antimaterie annihiliert sich, sobald sie mit Materie in Berührung kommt. Sie kann nicht im Wasser sein. Sie hätte sich schon vor langer Zeit zusammen mit den Wassermolekülen annihilieren müssen.«
»Stimmt«, sagte Coral. »Aber ich kann meine Messwerte nicht ignorieren. Irgendwie ist das Wasser hier mit
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