Sigma Force 01 - Sandsturm
wieder Bodenhaftung, und sie gab Gas.
Sie hörte das Bike ihres Vaters dicht hinter sich. Der Lärm drang auch bis zu ihrem Opfer. Mit einem gepeinigten Kopfschütteln beschleunigte der Oryx seinen Lauf.
Das Tier war weniger als eine Viertelmeile entfernt. Es würde nicht mehr lange dauern. Auf der Ebene waren ihm die Geländefahrzeuge überlegen, und ein schneller, sauberer Schuss würde seine Qualen und die Jagd beenden.
»Der Oryx sucht Deckung«, rief ihr Vater ihr zu und deutete mit ausgestrecktem Arm. » Er rennt auf den Sandsturm zu. «
Ihr Vater schoss an ihr vorbei. Tief gebeugt jagte Kara ihm nach. Sie verfolgten das waidwunde Tier, doch die Verzweiflung gab ihm zusätzliche Kraft.
Der Oryx erreichte den Rand des Wirbels und trabte auf die Mitte zu.
Ihr Vater fluchte heftig, raste aber weiter.
Kara folgte ihm wie im Schlepptau.
Ein Stückchen vor dem Wirbel entdeckten sie eine tiefe Senke im Sand. Beide Bikes kamen am Rand zum Stehen. Der Sandteufel erhob sich aus dem Zentrum der Senke, als würde er sich in die Wüste hineingraben und dabei Sand hoch in die Luft wirbeln. Die Sandsäule hatte einen Durchmesser von etwa fünfzig Metern, die Senke maß eine gute Viertelmeile.
Ein rauchender Vulkan im Sand.
Blitze blauer Energie zuckten mit nervtötend stummem Knistern durch den Sandteufel. Es roch nach Ozon. Es war ein Phänomen, das nur bei Sandstürmen in der trockenen Wüste auftrat: statische Elektrizität.
Ihr Vater achtete nicht darauf, sondern zeigte zum Grund der Senke. »Da ist er!«
Kara schaute nach unten. Der Oryx humpelte über den Boden der Senke auf den dichteren Sand, auf den wirbelnden Zyklon in der Mitte zu.
»Nimm dein Gewehr zur Hand!«, rief ihr Vater.
Sie war wie erstarrt, konnte sich nicht bewegen.
Der Oryx erreichte mit zitternden Beinen und einknickenden Knien den Rand des Teufels, humpelte aber weiter auf die dichtere Deckung des wirbelnden Sands zu.
Ihr Vater fluchte leise und fuhr in die Senke hinein.
Voller Angst biss Kara sich auf die Unterlippe, stieß das Bike über der Rand und folgte ihm. Schon nach den ersten Metern spürte sie die in der Senke gefangene statische Elektrizität. Die Haare auf ihren Armen rieben sich knisternd am Stoff ihrer Jacke, und das schüchterte sie noch mehr ein. Sie bremste, und ihre Hinterräder gruben sich in den sandigen Abhang.
Ihr Vater erreichte den Grund und bremste heftig. Das Bike brach seitlich aus, schlitterte und wäre beinahe umgekippt. Aber ihr Vater blieb oben und drehte sich mit dem Gewehr an der Schulter herum.
Kara hörte den lauten Knall seiner Marlin-Büchse. Sie starrte zu dem Oryx, aber der war bereits im Sandsturm und nur noch ein Schatten. Doch dieser Schatten taumelte und fiel.
Ein Blattschuss! Ihr Vater hatte es geschafft!
Kara kam sich plötzlich sehr töricht vor. Sie hatte sich von ihren Ängsten kontrollieren und sich die Jagd aus der Hand nehmen lassen. » Papa! «, rief sie und wollte ihn loben, weil sie stolz war auf seinen hartnäckigen Pragmatismus bei dieser Jagd.
Aber ein plötzlicher Schrei erstickte ihre Worte. Er kam von dem Sandteufel, wie aus einer dunklen Hölle, ein entsetzlicher Schmerzensschrei. Der dunkle Schatten des Oryx zappelte im Herzen des Teufels, nur ein Schemen im wirbelnden Sand. Der gequälte Schrei kam aus seiner Kehle. Er wurde zerfetzt.
Ihr Vater, der noch immer auf seinem Bike saß, kämpfte mit seiner Maschine, versuchte hektisch zu wenden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu ihr hoch. » Kara! Mach, dass du von hier wegkommst! «
Dann brach das Schreien plötzlich ab, so unvermittelt, als würde eine Kerze ausgeblasen. Ein grässlicher Gestank folgte, nach schmorendem Fleisch und brennendem Fell. Er wehte über die Senke und aus ihr heraus, und er schnürte Kara die Kehle zu. Sie sah, dass ihr Vater noch immer mit seinem Bike kämpfte, aber die Räder drehten durch. Er steckte fest.
Er schaute zu ihr hoch. » Kara! Los! «, schrie er und winkte eindringlich, als er sah, dass sie noch immer bewegungslos dastand.
Dann spürte sie es. Eine Bewegung im Sand. Zuerst war es nur ein leichtes Ziehen, als wäre die Schwerkraft stärker geworden. Sandkörner tanzten und rieselten nach unten, wurden zu Rinnsalen, die mäandernd nach unten flossen, auf den Sandteufel zu.
Auch ihr Vater spürte es. Er gab Gas, doch die Räder drehten durch und wirbelten Sandfahnen hoch. Mit leichenblassem Gesicht schrie er sie an: » Verschwinde, verdammt noch mal! «
Der Schrei
Weitere Kostenlose Bücher