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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Klappstuhl. In den Sälen ging die Arbeit weiter. Ventilatoren surrten und ratterten. Das Gemurmel und Geplapper der Arbeiter im Flügel hörte sie kaum. Sie war herausgekommen, um eine Zigarette zu rauchen. Sie hatte es sich schon lange abgewöhnt, aber sie musste etwas mit ihren Händen tun. Ihre Finger zitterten.
    Hatte sie die Kraft für diese Sache? Die Kraft zu hoffen?
    Safia tauchte im Eingang auf, bemerkte sie und ging in ihre Richtung.
    Kara winkte sie davon und deutete auf ihre Zigarette. »Nur einen Augenblick.«
    Safia zögerte kurz, nickte dann und kehrte in die Galerie zurück.
    Kara nahm noch einen Zug, füllte ihre Lunge mit Rauch, aber das Nikotin konnte sie kaum beruhigen. Sie war viel zu aufgewühlt, und das Adrenalin der Nacht baute sich nur langsam ab. Sie starrte die Plakette neben dem Galerieeingang an. Sie zeigte ein Bronzeporträt ihres Vaters, des Gründers dieser Galerie.
    Mit einem Seufzer zerstreute Kara eine Rauchwolke, die ihr kurz vor den Augen hing. Papa …
    Irgendwo in der Galerie fiel etwas mit lautem Knall um, es klang fast wie ein Schuss, eine Erinnerung an die Vergangenheit, an eine Jagd durch die Wüste.
    Karas Gedanken wanderten zurück: Es war ihr sechzehnter Geburtstag gewesen, die Jagd das Geschenk ihres Vaters.
     
    Der Oryx, der afrikanische Spießbock, floh die Dünenflanke hoch. Das weiße Fell der Antilope hob sich deutlich gegen den roten Sand ab. Die einzigen Flecken auf der schneeweißen Decke waren ein schwarzer Streifen auf der Schwanzspitze und eine ebensolche Maske um Augen und Nase. Eine feuchte rote Spur zog sich von seiner verletzten Flanke herab.
    Bei dem Versuch, seinen Jägern zu entkommen, versanken die Hufe des Oryx tief im roten Sand. Das Blut quoll heftiger, als das Tier sich abmühte, den Dünenkamm zu erreichen. Zwei spitz zulaufende Hörner schnitten durch die stille Luft, während die Muskeln in seinem Hals bei jedem schmerzvollen Meter anschwollen.
    Eine Viertelmeile weiter hinten hörte Kara seinen weit hallenden Schrei über das Knattern ihres Sand-Bike, ein vierrädriges Geländefahrzeug mit dicken Stollenreifen. Frustriert umklammerte sie die Lenkergriffe des Fahrzeugs, als es über den Kamm einer mächtigen Düne flog. Einen atemlosen Augenblick lang schwebte sie wie schwerelos über der Sitzbank.
    Ihre wütend zusammengekniffenen Lippen waren hinter einem khakifarbenen Tuch versteckt, das zu ihrem Safarianzug passte. Ihre blonden, zu einem Zopf geflochtenen Haare wehten ihr hinterher wie die Mähne einer wilden Stute. Ihr Vater fuhr auf einem zweiten Bike, das Gewehr auf dem Rücken, voran. Er trug sein Tuch um den Hals. Seine Haut war braun wie Sattelleder, seine Haare sandgrau. Ihre Blicke kreuzten sich.
    »Wir sind dicht dran!«, überschrie er das Jaulen und Knattern ihrer Maschinen. Er gab Gas und jagte die Windseite der Düne hinunter.
    Kara raste, tief über den Lenker ihrer Maschine gebeugt, hinter ihm her, gefolgt von ihrem Beduinenführer. Habib war es gewesen, der sie zu ihrer Beute geführt hatte. Außerdem war es der geschickte Schuss des Beduinen gewesen, der den Oryx verwundet hatte. Auch wenn Kara beeindruckt war von seinen Schießkünsten – er hatte die Antilope im Sprung getroffen –, war sie doch wütend geworden, als sie erfuhr, dass er das Tier absichtlich nur verletzt und gar nicht die Absicht gehabt hatte, es zu töten.
    »Um es langsamer zu machen … für das Mädchen«, hatte Habib erklärt.
    Kara hatte sich geärgert über die Grausamkeit … und die Beleidigung. Seit sie sechs Jahre alt war, hatte sie mit ihrem Vater gejagt. Sie war selbst keine schlechte Schützin und bevorzugte einen sauberen Blattschuss. Ein Tier absichtlich zu verwunden war eine grundlose Quälerei.
    Sie drehte das Gas auf, dass die Hinterräder Sand aufwirbelten.
    Vor allem zu Hause in England rümpften einige die Nase über ihre Erziehung, sie betrachteten sie als Wildfang, vor allem, da sie keine Mutter hatte. Kara wusste es besser. Sie hatte bereits die halbe Welt bereist und war so erzogen worden, dass sie sich keinen Illusionen in Bezug auf den Unterschied zwischen Männern und Frauen hingab. Sie konnte sich selbst verteidigen, wusste, wie man mit Faust oder Messer kämpft.
    Am Fuß der Düne holten Kara und der Führer ihren Vater ein, dessen Bike in einer Kamelsuhle feststeckte, ein Flecken lockeren Sandes, der saugte wie Treibsand. In einer Staubwolke sausten sie an ihm vorbei.
    Ihr Vater bugsierte sein Bike aus der Kamelsuhle

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