Sigma Force 01 - Sandsturm
legte ihr eine Hand auf den Arm und führte sie zu einer Reihe Stiefel. Benommen zog sie ein Paar über. »Und einen Helm.«
»Wo sollen wir überhaupt anfangen?«, fragte jemand.
Nun angemessen ausgestattet, betrat Safia die Galerie. Sie bewegte sich wie in einem Traum, mechanisch und mit starrem Blick. Sie ging durch die Säle. Als sie die hinterste Galerie erreichte, knirschte etwas unter ihrem Stiefelabsatz. Sie bückte sich, tastete im Wasser herum und hob einen Stein vom Boden auf. Ein paar Keilschriftlinien waren in die Oberfläche geritzt. Es war das Fragment einer assyrischen Schrifttafel aus mesopotamischer Zeit. Sie richtete sich auf und betrachtete die Ruinen der Kensington Gallery.
Erst jetzt bemerkte sie die anderen Leute. Fremde in ihrem Zuhause.
Sie arbeiteten in Gruppen und sprachen mit gedämpften Stimmen, wie auf einem Friedhof. Bauinspektoren untersuchten die Gebäudestatik, während Brandgutachter mit Handgeräten Messungen vornahmen. Ein Trupp städtischer Techniker stritt in einer Ecke über Budgets und Ausschreibungen, und einige Polizisten standen vor dem eingestürzten Teilstück der Außenmauer Wache. Arbeiter waren bereits dabei, einen groben Bretterverschlag zu errichten, um das Loch zu verschließen.
Durch die Lücke sah sie auf der Straße Neugierige, die von Absperrketten zurückgehalten wurden. Sie waren erstaunlich hartnäckig, wenn man bedachte, dass aus dem morgendlichen Nieselregen Graupel geworden war. Blitzlichter zerrissen das Dämmerlicht. Touristen.
Wut flackerte in Safia auf. Am liebsten hätte sie das ganze Pack hinausgeworfen. Das war ihr Flügel, ihr Zuhause. Ihr Zorn half ihr, sich zu konzentrieren, brachte sie zurück zu dem, was vor ihr lag. Sie hatte eine Aufgabe, eine Verpflichtung.
Safia wandte sich wieder den anderen Wissenschaftlern und Studenten des Museums zu. Sie hatten angefangen, in dem Schutt zu stöbern. Es war ermutigend, zu sehen, dass sie ihre üblichen professionellen Eifersüchteleien hinter sich gelassen hatten.
Safia kehrte zum Eingang zurück, um die Freiwilligen einzuteilen. Doch als sie die erste Galerie erreichte, tauchte am Eingang eine große Gruppe auf. Ganz vorne ging Kara in Arbeitskleidung und mit einem roten Helm mit dem Logo von Kensington Wells auf dem Kopf. Sie führte ein Team von etwa zwanzig Männern und Frauen in die Galerie. Sie alle trugen dieselbe Kleidung und dieselben roten Helme.
Safia stellte sich vor sie. »Kara?« Sie hatte die Frau den ganzen Tag nicht gesehen. Sie war mit dem Museumsleiter verschwunden, angeblich, um bei der Koordination der verschiedenen Polizei- und Feuerwehrteams zu helfen. Wie es schien, konnte man sich mit ein paar Milliarden Sterling Befehlsgewalt erkaufen.
Kara winkte die Männer und Frauen in die Galerie. »An die Arbeit!« Dann wandte sie sich Safia zu. »Ich habe mein eigenes Forensikteam engagiert.«
Safia starrte hinter der Gruppe her, die wie eine kleine Armee in die Säle einmarschierte. Anstelle von Waffen trugen sie alle möglichen wissenschaftlichen Instrumente. »Was soll das? Warum machst du das?«
»Um herauszufinden, was passiert ist.« Kara sah zu, wie ihr Team sich an die Arbeit machte. Ihre Augen hatten einen fiebrigen Glanz, der Blick verströmte hitzige Entschlossenheit.
Einen solchen Gesichtsausdruck hatte Safia bei ihr schon lange nicht mehr gesehen. Irgendetwas hatte in Kara eine Leidenschaftlichkeit entzündet, die sie seit Jahren nicht mehr gezeigt hatte. Nur eins konnte einen solchen Eifer in ihr hervorbringen.
Ihr Vater.
Safia erinnerte sich an den Blick in Karas Augen, als sie sich das Videoband der Explosion angesehen hatte. Diese merkwürdige Erleichterung. Und dieses einzige Wort, das sie gesagt hatte. Endlich …
Kara betrat die Galerie. Ihr Team hatte bereits angefangen, Proben von den verschiedenen Materialien zu nehmen: Kunststoffe, Glas, Holz, Stein. Kara ging zu zwei Männern mit Metalldetektoren, die sie über den Boden bewegten. Einer zog ein Stück geschmolzener Bronze aus dem Schutt und legte es beiseite.
»Ich will, dass jedes Fragment dieses Meteoriten gefunden wird«, befahl Kara.
Die Männer nickten und setzten ihre Suche fort.
Safia stellte sich neben Kara. »Was suchst du eigentlich wirklich hier?«
Kara wandte sich zu ihr um, und in ihren Augen loderte Entschlossenheit. »Antworten.«
Safia sah die Hoffnung in der Lippenstellung ihrer Freundin. »Über deinen Vater?«
»Über seinen Tod.«
16:20
Kara saß im Korridor auf einem
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